Reden kann schon eine schwierige Sache sein...
Zeitpunkt: Der Zeitpunkt und wie man dann das Gespräch angeht, ist zum Beispiel wichtig.
Meiner Meinung nach sollte ein solches Gespräch immer losgelöst von der Situation sein. Geht es beispielsweise um Sex, sollte man das Gespräch nicht gerade suchen, wenn man abgewiesen wurde oder etwas sexuell gerade noch so geklappt hat, wie man auch das wünschen würde.
Headspace: Es ist wichtig, dass beide auch auf dem gleichen Level sind, ansonsten sollte man der anderen Person die Zeit geben, mental dorthin zu kommen.
Ich meine damit zum Beispiel, wenn einer sexuell frustriert ist, aber der andere davon bisher noch gar nichts weiß. Person A ist mit Sex 1x im Monat vollkommen zufrieden, hat 1x im Monat Sex mit Person B und weiß gar nicht, dass B aber eigentlich am liebsten 3x pro Woche Sex hätte. Sucht jetzt also Person B das Gespräch, ist das "Problem" schon bekannt, vielleicht sind auch schon "Lösungen" im Kopf. Nur ist dann Person A erstmal total überrumpelt, weil ja nicht einmal bekannt war, dass es überhaupt ein Problem gibt.
„Mal ein anschauliches Beispiel, warum das so schwierig ist:
Er: "Schatz, ich möchte mal ein Thema ansprechen, das mir ziemlich wichtig ist. Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Ja, ich finde es einfach schade und bedauerlich, dass unser Liebesleben verglichen mit früher weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Sex ist doch etwas Schönes, etwas, womit wir unser Leben wieder mehr bereichern könnten. Was meinst Du denn dazu?
Sie: "Sag mal, hast Du eigentlich noch etwas anderes als Sex im Kopf? Anfang Oktober hast Du mir zugesagt, dass Du bei meinem Auto die Reifen wechseln und die Winterreifen anbringen willst. Jetzt ist Dezember und es liegt Schnee. Nichts ist geschehen. Stattdessen schwadronierst Du von eingeschlafenem Liebesleben.
Soweit mal ein anschauliches Beispiel für wenig konstruktive Kommunikation.
Bei diesem Beispiel finde ich persönlich es in der Aussage des Mannes schon schwierig, dass
Liebesleben mit Sex gleich gesetzt wird. Liebt er sie sie nicht mehr, weil es so wenig Sex gibt?
Und die suggestive Frage, ob sie nicht auch findet, dass Sex etwas Schönes ist, ist auch nicht gerade ein gutes Beispiel für offene Kommunikation. Es enthält auch weder Ich-Botschaft noch einen Lösungsvorschlag.
Natürlich ist ihre passive-aggressive Antwort darauf ist natürlich auch kein kommunikatives Positiv-Beispiel. Es hat mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun und hat entsprechend auch als Argument keine Daseinsberechtigung in dieser Diskussion.
Aber vermutlich war für sie der Gedanke "Wir haben zu wenig Sex" nicht so omnipräsent wie für ihn. Vielleicht hat sie sich durch deine Aussage in die Ecke gedrängt gefühlt und dadurch als ersten Impuls den Gegenangriff gestartet.
Und ganz ehrlich, im Dezember noch mit Sommerreifen zu fahren, klingt durchaus dringender als Sex...
Bei meinem Ex und mir war es übrigens ähnlich. Ich konnte das Thema Sex nicht mehr hören, denn ich hatte in Diskussionen oft genug auch angesprochen was meinerseits fehlte. Reden hat in unserem Fall nur gebracht, dass wir schließlich festgestellt haben, dass es einfach nicht passt.
Mit meinem Freund jetzt bin ich sehr viel reflektierter, denke ich. Natürlich haue auch ich im Eifer des Gefechts gern mal ordentliche Spitzen raus. Aber ich nehme mir immer Zeit, hinterher in mich zu gehen und zu überlegen, warum ich so reagiert habe. Und dann sage ich ihm auch in einem ruhigen Gespräch, was welche Aussage bei mir ausgelöst hat.