Ich habe es deutlich häufiger gehört als selbst gesagt. Manchmal hat mich das unter Druck gesetzt, weil es mir für mein Gefühl zu früh, zu oft und auf Erwiderung drängend, erklärt wurde.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Liebeserklärungen, die nicht zum wirklichen Fortschritt einer Beziehung passen, mehr Absichtserklärungen sind, unbedingt lieben zu wollen. Diese magischen Worte sollten vermutlich nach Art von Beschwörungsformeln Gefühle freimachen, die nur schwer greifbar sind. Diese drei Worte drückten nicht den Wortgehalt aus, vielleicht wurde eher etwas begehrt. Begehren ist aber nicht = Lieben.
Wie es sich verhielt, wenn ich diese drei Worte erwiderte oder ganz einfach aus meinem Gefühl heraus und ohne Not selbst sagte, zeigte bedauerlicherweise, dass häufig nur begehrt wurde, bis jemand die Liebe "in der Tasche zu haben" glaubte.
"Ich liebe dich" zu sagen, drückt ganz oft die Hoffnung aus, es irgendwann tatsächlich zu können. Aber Liebe zeigt sich in Taten, nicht in Worten. Manche bekommen da einen unglaublich flachen Spagat zwischen Worten und Taten hin. Solange eine Beziehung eher wie eine Freundschaft Plus ist, von mir aus auch eine besonders schicke, solange passen diese drei Worte nicht. Ist meine feste Überzeugung. Und falls das Ganze von ambivalenten Gefühlen getragen ist, erst recht nicht. Heute so und in zwei Wochen anders widerspricht dem Charakter von Liebe.
In meiner jetzigen Beziehung war ich der Erste, der es sagte. Ist mir vorher noch nie passiert. Ich hatte aber auch ausreichend Zeit, mir meiner Gefühle sicher zu sein. Es kam aus dem Herzen und nur von dort. Es hatte nichts mit Sex zu tun, es bezog sich auf das Wesen dieser Frau, nach fast eineinhalb Jahren beiderseitiger Öffnung.
Liebe ist kein Spielkram und keine spannende Session. Der große Mehrwert liegt darin, selbst lieben zu können.