Eine sehr spannende Frage.
Ich sage "ich liebe dich", wenn Dinge für mich mehr sind als eine Liebelei.
Ich sage es nicht, wenn ich lediglich "verliebt" bin, also in dieser hormonellen "Verliebtheitsphase" stecke, weil mir bewusst ist, dass dies eher genau das ist: Eine Phase der Rosarotenbrille.
Ich sage es nicht leichtfertig, denn die Worte haben für mich massives Gewicht, entsprechend möchte ich so etwas auch nicht leichtfertig in meine Richtung kommuniziert bekommen.
Gesagt haben mir das in meinem Leben bisher zwei Menschen.
Gesagt habe ich es bisher zu dreien.
Nicht mitgerechnet sind "nicht romantische" Liebesbezeugungen, etwa zu Verwandten.
Liebe ist für mich ein sehr inniges Gefühl zu einer Person, ebenso wie es eine Bezeugung zu diesem Menschen ist. Es drückt für mich auf sehr vielen Ebenen etwas aus, etwa sowohl auf der Selbstoffenbarungsebene, wie auf der Beziehungsebene. Es zu sagen macht verwundbar, kann aber auch verwunden. Es kann Erwartungen auslösen, aber auch Ängste, weil Erwartungen gestellt werden.
Wenn ein Mensch zu einem anderen "ich liebe dich" sagt, dann ändert sich die zwischenmenschliche Beziehung, da das Vorhandensein eines der stärkten Emotionen gegenüber diesem Menschen formuliert wurde.
Wenn ich geliebt werde, den Menschen aber selbst nicht liebe, dann kann das etwa dazu führen, dass ich mich dem Menschen gegenüber anders verhalte. Eine beste Freundin, die sich in mich verliebte, mag leiden wenn die Liebe nicht erwidert wird. Ich würde darauf achten, dass ich ihr gegenüber etwa keine eigenen Liebeleien erwähne, weil ich wüsste, dass es sie verletzen kann.
Bevor ich also selbst "ich liebe dich" sage möchte ich Gewissheit, dass die Worte auch genau so gemeint sind. Ich möchte die Folgen abschätzen können. Rein subjektiv für mich möchte ich abwägen, was sich durch die Artikulation an der zwischenmenschlichen Beziehung verändern könnte, auch wenn sie sich natürlich schon alleine ob meines Gefühles verändern wird.
"Ich liebe dich" kann damit auf eine zwischenmenschliche Beziehung Auswirkungen haben, die einem atomaren Schlag gleichkommt. Mir ist das Wort jedoch auch wichtig. Wenn ich jemanden liebe, dann ist das etwas unglaublich besonderes, tiefgreifendes und inniges und nichts, was ich daher sage, weil ich regelmässig eine gute Zeit mit einem Menschen habe, mit dem ich mich ansonsten auch gut verstehe.
Es macht zudem auch verletzlich.
Darüber hinaus ist Liebe etwas, das beständige gemeinsame Arbeit bedeutet. Liebe ist ein Gefühl, das man sich nicht aussucht. Aktiv zu lieben ist jedoch eine Entscheidung, zu der man immer wieder stehen muss.