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Beziehung, ein Wegwerfprodukt?

****87 Frau
4.685 Beiträge
Zitat von *****a63:
Bei mir nicht.🤷‍♀️
Echt? Und warum?
Also ich mache mir immer riiiiiiichtig lange Gedanken vorab und ich bin wahrscheinlich eher "zu leidensfähig" als dass ich aus nem Impuls heraus unüberlegt handele. Das heißt allerdings auch, dass ich ziemlich viel "Scheiße fresse" bevor ich wirklich eine Grenze setze. Aber wenn, dann ist es endgültig.
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Zitat von ****87:
Zitat von *****a63:
Bei mir nicht.🤷‍♀️
Echt? Und warum?
Also ich mache mir immer riiiiiiichtig lange Gedanken vorab und ich bin wahrscheinlich eher "zu leidensfähig" als dass ich aus nem Impuls heraus unüberlegt handele. Das heißt allerdings auch, dass ich ziemlich viel "Scheiße fresse" bevor ich wirklich eine Grenze setze. Aber wenn, dann ist es endgültig.

Weil ich eben noch Chancen gesehen habe. Aber mein Ex wollte dann nicht mehr. So kann's gehen.

Und selbst wenn ich mich getrennt habe, war ich nicht konsequent innerlich. Nie.

Ich empfinde Männer das konsequenter, wenn sie sich für etwas entschieden haben.
****87 Frau
4.685 Beiträge
@*****a63 da sieht man mal wieder dass diese "alle Männer","alle Frauen" Klischees so nicht stimmen.

Solange ich noch ne Chance sehe, würde ich mich halt auch niemals trennen. Wenn, dann bin ich 1000% sicher
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Ich hoffte die Chance trifft durch die Trennung ein. Habe mich geirrt.
****87 Frau
4.685 Beiträge
Zitat von *****a63:
Ich hoffte die Chance trifft durch die Trennung ein. Habe mich geirrt.
Sowas ist richtig schlecht. Ist halt ein riesen Vertrauensbruch... die Beziehung zu beenden ohne dass man es ernst meint.
Ich hoffe dass dein Ex dir nochmal verzeihen kann
****ke Frau
1.929 Beiträge
Zitat von *******nist:
Ein grosses Wort wurde im Thread mehrfach erwähnt: "Liebe". Das auf der fünften Seite verlinkte Gespräch mit dem Philosophen Alain de Botton ist zu diesem Thema sehr empfehlenswert, genauso wie eines seiner Bücher mit dem Titel "Richtig verlieben". Kernthemen, die man bald einmal entdeckt: Kommunikation ist wichtig, von Anfang an. Und dazu noch ganz andere Dinge.

Einige weitere Philosophen, Therapeuten und Fachleute (wie zB John Gottman, der sogar eine "Formel der Liebe entwickelt hat, die erstaunlich präzise ist) kommen letztlich immer wieder auf ihre eigene Art und Weise auf einen gemeinsamen Nenner: Liebe alleine ist nicht, was eine Beziehung ausmacht, geschweige denn am Leben erhält. Drei wichtige Elemente sind das Fundament, auf dem die Liebe und damit jede Beziehung steht: Respekt, Vertrauen und Zuneigung. Besteht bei (mindestens) einem dieser Elemente ein Mangel, beginnt das Fundament zu wackeln. Und damit sind wir bei der "Beziehungsarbeit" (oder eben wie ich es persönlich nennen würde, "Beziehungspflege") - diese sorgt aktiv, durch Handlungen, nicht nur durch Worte, für eine konstante Achtsam- und Aufmerksamkeit. Wie bereits angedeutet gilt dies nicht nur für romantische Beziehungen. Der Mensch ist ein soziales Wesen.

Verliebtheit, dieses tolle Gefühl, kann aktiv aufrecht erhalten werden, indem auch aktiv geliebt wird. Liebe wiederum kann auch ohne Verliebtheit existieren. Was auch immer ein Paar zusammen gebracht hat, oft ist Verliebtheit zwar dabei, aber keine Liebe, weil sich einer oder alle Beteiligten nicht dazu entschlossen hat, aktiv zu lieben. Sprich, aktiv die Beziehung zu pflegen. Durchaus im Sinne von Erich Fromm. Aber das wird jetzt hier allzu sehr philosophisch...

Aus meinem persönlichen Umfeld und eigenen Erfahrungen schliesse ich genau das, was ich in meinem ersten Beitrag in diesem Thread geschrieben habe: man kann sehr gut beobachten, wie respektlos manche Paare untereinander umgehen. Wie wenig einander vertraut wird. Und dass oft kaum noch Zuneigung sicht- oder fühlbar ist. Auch wenn die Fassade gerne aufrecht erhalten wird, man will ja seinen guten Ruf nicht gefährden. Die Illusion aufrecht erhalten. Besser als andere dastehen. Und kaum schliesst sich die Tür, sobald kein Unbeteiligter mehr zuschauen kann, schweigt man sich an, geht seinen eigenen Interessen nach, und so weiter. Viele leben eine Zeit lang in Zweckbeziehungen, beginnen Affären, "öffnen" ihre Beziehung, was weiss ich. Persönlich habe ich kein einziges Paar erlebt, das bei solchen Anzeichen zusammen geblieben wäre. Gottman hat mit seiner "Formel der Liebe" anscheinend einen Volltreffer gelandet. Wendet man diese auf den Zeitgeist an, bestätigt sich die These dieses Threads.

Ich finde ein entscheidender Punkt kommt nicht zur Sprache…

Die Motivation….

Die Motivation eine Beziehung einzugehen oder eingehen zu wollen.

Das kommt für mich noch vor einer Diskussion über Liebe und oder Liebesfähigkeit…

Ich sehe viele Beziehungen in meinem Umfeld, deren Motivation war doch nicht Liebe! Anziehung vielleicht, oder das flüchtige „trügerische“ Gefühl von Verliebtheit.

Nein, in den meisten Fällen war es der Wunsch nicht mehr Single zu sein, die Annehmlichkeiten und Vorteile einer Beziehung zu wollen, Kinderwunsch, Versorgungsehen, konstanter Zugang zu Sex .. usw

Die Liste liesse sich üppig weiter führen…

Bitte nicht falsch verstehen, ich sage nicht dass das immer bzw. bei Jedermann so ist! Ich möchte damit nur aufzeigen, wie oftmals sehr oberflächlich und aus ganz anderen Motiven heraus, entschieden wird sich aufeinander einzulassen.

Und wenn man sich ehrlich macht, ist es einem selbst schon so ergangen, oder man kennt mindestens ein paar Fälle wo es so war.

Und dann ist so eine Beziehung mit Erwartungen verknüpft . Diese Erwartungen sollen vom Partner/bzw. innerhalb der Partnerschaft oder durch die Partnerschaft erfüllt werden.

Wenn zwei Menschen zusammen finden, deren Vorstellungen und Erwartungen und Ziele ähnlich sind, kann vielleicht auch Liebe und Verbundenheit entstehen…. Aber ich bin mir nicht sicher ob daraus auch echte tiefe Liebe entsteht?
(Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel)

Zumindest finde ich, ist das eine spannende Frage
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Zitat von ****87:
Zitat von *****a63:
Ich hoffte die Chance trifft durch die Trennung ein. Habe mich geirrt.
Sowas ist richtig schlecht. Ist halt ein riesen Vertrauensbruch... die Beziehung zu beenden ohne dass man es ernst meint.
Ich hoffe dass dein Ex dir nochmal verzeihen kann

Da hast Du mich falsch verstanden. Ich meinte es ernst.
********lack Frau
19.366 Beiträge
@****ke

Da alle unter Liebe was anderes verstehen, wird es m.E. aber schwer da auf eine "Formel" zu kommen.

Wenn zwei Menschen zusammen finden, deren Vorstellungen und Erwartungen und Ziele ähnlich sind, kann vielleicht auch Liebe und Verbundenheit entstehen…

Es gibt genug Beispiele wo dann bei den Erwartungen und Ziele schon geschummelt wird.
Oder das die Vorstellungen, die man hatte sich gar nicht oder nur schwer umsetzen ließen.
Auch ändern sich eben auch Dinge so sehr, das man sich "auseinander gelebt hat".

Aber ich tue mich auch schwer mit der Verbindung "richtige Liebe".
Besonders da ja die Liebe überall verherrlicht wird und auf einem so hohen Sockel steht, das man die Erwartungen daran schon gar nicht erfüllen kann.
Deswegen ist Liebe als Begriff und aktives Lieben für mich schon Zweierlei.
Sonst müßte sich schon jemand verbiegen und gegen die eigene Erwartung handeln, was man auch niemandem wünscht.

WiB
*******uet Paar
5 Beiträge
"Arbeit an einer Beziehung" impliziert für mich (er) bereits, dass etwas zu reparieren ist.

Gehen wir aber doch gedanklich einen Schritt zurück und stellen uns zunächst eine Beziehung vor, in der zwischen den Partnern alles harmonisch läuft. Es ist eine gute Kommunikation gegeben, die Lebenswirklichkeiten sind gut integriert, der Sex läuft gut etc.

Wie kommt es jetzt zum Auseinanderdriften?

Wenn sich zwei Menschen auf eine Partnerschaft einlassen, dann sehen sie den jeweiligen Partner in seiner aktuellen Situation - Optik, Einstellungen, Job, Katze etc. Aber Menschen entwickeln sich weiter. Wir können einfach nicht davon ausgehen, dass der Partner statisch bleibt.

Insofern macht es eine dauerhafte Beziehung notwendig, den Partner sich entwickeln zu lassen und darauf flexibel zu reagieren. Am besten sprechen die beiden frühzeitig miteinander: "Du, ich möchte mich beruflich verändern...", "Du, ich würde gerne unser Sexleben bereichern...".

Wenn diese Entwicklung für einen Partner nicht möglich ist, wägt dieser ab: Was ist mir wichtiger: die Entwicklung oder die Partnerschaft? Dies ist ein meist längerer innerer Prozess.

Warum wird die Trennung vom anderen Partner als abrupt wahrgenommen? Weil diese/r an der gemeinsamen Lebenswelt festhält und keine Änderung wünscht und die entsprechenden Signale des anderen nicht empfängt.

Aus dieser Perspektive ist somit die Antwort auf die Frage des Themenstellers:

Es gibt für uns heute viel mehr Entwicklungspotential als früher bzw. durch Social Media etc. werden uns ständig sehr viele Lebensmöglichkeiten präsentiert. Insofern müssen Beziehungen heute mit einem größeren Veränderungsdruck umgehen. Weil das schwierig ist, scheitern Beziehungen häufiger.

(Natürlich ist die hier aufgezeigte Argumentation nur eine Möglichkeit von vielen.)
********lack Frau
19.366 Beiträge
@*******uet (Er)

Du beziehst Dich aber auf Wünsche, die auf tauchen und wo die andere Seite zustimmen bzw damit kler kommen soll und nennst das dann Entwicklung.
Aber es gibt auch Dinge von außen, die massiv auf die Partnerschaft wirken.
Egal ob z.B. wenn jemand beim Abschluß des Arbeitsvertrages überlesen hat, das man überall eingesetzt werden kann (sogar im Ausland) oder gar Verlust des Jobs, eine plötzliche Erkrankung Corona usw.
Also alles die man sich eben nicht ausgesucht hat und wo plötzlich Beide mit klar kommen müssen.
Das heißt auch, das da eine Menge Flexibilität gefragt ist und die oftmals zu Lasten einer Seite geht.
Daran scheitern Beziehungen auch.

WiB
Man sollte auf jeden Fall, die Liebe frisch halten, durch gemeinsame Unternehmungen und auch mal gemeinsam, was neues ausprobieren und damit, mein ich nichts sexuelles.
******ter Mann
868 Beiträge
Beziehung, ein Wegwerfprodukt?


Nein, bitte nicht.
Die Zweierbeziehung (egal in welcher Konstellation gelebt, von mir aus auch zu dritt *hae* ) ist die wichtigste, auch wenn die kleinste, Form, um Zusammenhalt der Gesellschaft zu vermitteln.
Das Dorf profitiert auf Dauer nur davon. *schneeball*
********h_68 Mann
337 Beiträge
Zitat von *********en87:
Man sollte auf jeden Fall, die Liebe frisch halten, durch gemeinsame Unternehmungen und auch mal gemeinsam, was neues ausprobieren und damit, mein ich nichts sexuelles.

Was neues aber nichts sexuelles?!?
Na dann frohe Weihnachten 🎄 🎄 🎄 😘
****tat Mann
1.022 Beiträge
Weg werf Produkt?

es entscheiden sich welche für ein ander...sie gehen eine Beziehung miteinander ein ..und die Bedingungen scheinen klar zu sein...sind sie aber nicht tatsächlich..Vorstellung, Hoffnungen
und gelebte Realität sind auch einrm gemeinsamen Erlebnishorizont unterworfen, bei dem dieGlückseeligkeit Schaden nehmen kann oder auch nicht..es wird da aber nichts weg geworfen..
die Erkenntnis, das oft Schwierigkeiten nicht von beiden getragen werden können ist mehr als nur Reibungsverlust , führt zur Unzufriedenheit und gg ins unglücklich sein... mehr oder weniger hinnehmbar... da wird nix weggeworfen, das tut weh , wirklich, das Leiden auszuhalten und zu verdrängen funktioniert nicht dauernd..

Es werden die Erinnerungen bleiben...die guten , wie die, wegen derer die Trennung erfolgt..

Mein Comuter mann sagte ...bei schwierigkeiten ... change user..

wegwerfen....? Die Erinnerungen bleiben.. ganz besonders von dem, was schön war
*****Jez Frau
649 Beiträge
Jeder Mensch entwickelt sich nun einmal weiter (sollte er zumindest).
Wenn der andere Part sich nicht weiter entwickelt oder in eine ganz andere Richtung, dann bleibt doch am Ende nur eine Trennung, denn beide haben das Recht darauf glücklich zu sein.
Und mehr als Reden kann man nicht. Wenn sich nichts ändert bzw. keine zufriedenstellenden Kompromisse gefunden werden, ist das doch kein wegwerfen.
Und bitte nicht mit früher vergleichen, da waren die Rahmenbedingungen ganz andere.
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Zitat von *****Jez:
Jeder Mensch entwickelt sich nun einmal weiter (sollte er zumindest).
Wenn der andere Part sich nicht weiter entwickelt oder in eine ganz andere Richtung, dann bleibt doch am Ende nur eine Trennung, denn beide haben das Recht darauf glücklich zu sein.
Und mehr als Reden kann man nicht. Wenn sich nichts ändert bzw. keine zufriedenstellenden Kompromisse gefunden werden, ist das doch kein wegwerfen.
Und bitte nicht mit früher vergleichen, da waren die Rahmenbedingungen ganz andere.

So sollte es sein. Beim TE war es wohl anders. Und für ihn so, dass er vor für ihn überraschende Tatsachen gestellt wurde.

Ich stelle es mir sehr schockierend vor.
*****Jez Frau
649 Beiträge
@*****a63

War es für meinen Ex auch, obwohl ich über 2 Jahre geredet und auch erklärt habe.

Wenn jemand tatsächlich einfach so geht, ohne vorher in die Kommunikation zu gehen, ist das wirklich hart und schockierend. Keine Frage.
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Es ist schon so ein Ding, was so aneinander vorbei rauschen kann.😘
****tat Mann
1.022 Beiträge
das mit den Tatsachen..normalerweise sind ja 2 beteiligt.. und beide waren dabei, wie die Karre im Dreck steckengeblieben ist... nicht mehr gemeinsam rauszuziehen war..

aus heiterem Himmel? ....die Zeichen nicht deuten können...? oder die Augen verschliessen,
weils so schöne Momente gab..

der Möglichkeiten gibt es viele.. jeden Tag... was verbessern oder nicht
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Aber jeder empfindet die Tatsachen ja anders. Der eine findet es unerträglich, der andere es nur als schwierige Phase. Zum Beispiel.
****tat Mann
1.022 Beiträge
wenn die schwierigen Phasen überwiegen...nur bei einer / m von beiden ....
kann das schon zu Trennung führen....zerrüttung ...schleichend..und das Fass zum überlaufen gebracht... ist dann aber nicht leichtfertig weggeworfen
*****a63 Frau
5.764 Beiträge
Das sehe ich auch so. Zumindest für den einen Part.
******ngr Mann
3.913 Beiträge
Es gibt mittlerweile sehr gute, aber auch negative Entwicklung, dazu gefühlte Realitäten, die zu Bias-Problemen führen, selbstgemachte Probleme und Probleme, die eigentlich keine sind.

Das ganze Thema ist unfassbar vielschichtig, weshalb ich das Gefühl habe dazu gleich mehrere DinA4-Seiten verfassen zu können.

Meine grundsätzliche Beobachtung, basierend auf annekdotischen Evidenzen

Grundsätzlich: Stabil ist, was Stabilität möchte

Grundsätzlich kenne ich nicht wenige absolut stabile Beziehungen, sowohl unter Vanilla-Freunden, als auch BDSMlern.

Diese Menschen sind auf solchen Plattformen mit ganz anderen Motiven unterwegs, weil sie eben nicht auf der Suche nach einer Beziehung oder einer Neigungspartnerschaft sind. Die haben sie ja schon.

Wenn ich diese Menschen frage wie sie sich kennenlernten, dann ist die Antwort nicht selten, dass es Zufall war, bzw. man sich eben nicht aus reinem Neigungskontext kennenlernte. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich zunächst über eine "Neigungspassgenauigkeit" kennenlernten, woraus sich dann mehr entwickelte. Das kann absolut passieren. Meiner subjektiven Wahrnehmung nach ist das aber seltener.

Wie ich oben schon schrieb ist das nur meine Wahrnehmung und erhebt keinen Anspruch darauf allgemeingültig zu sein. Mich würden wirkliche Studien dazu sehr interessieren. Die Frage wäre dabei: Mit welchen Grundintentionen lernten sich Menschen eigentlich wie kennen?

Neigungspartnerschaften und Beziehungen

Plattformen wie Joy verleiten schnell dazu "Neigungspartnerschaften" zu suchen.
Wir suchen dann plötzlich keinen ganzheitlichen Menschen, sondern jemanden, dessen Neigungen mit den unseren übereinstimmen. Das ist per se nicht schlimm, wenn man weiß was man da tut.

Für mich haben sich dabei in den letzten Jahren zwei herangehensweisen entwickelt, die ich beobachte und von denen ich eine als für mich unpassend verwarf:

1. Wir wollen uns ausleben und schauen zunächst auf Neigungspassgenauigkeit.
Dabei gucken wir durch die Profile und gründen unsere Suche, sowie den Kennenlernprozess zu einem Menschen auf eben diese Neigungspassgenauigkeit.

Beispiel:
"Ich suche eine devote Masochistin, die Shibari mag, gerne auf Partys geht, auf Shameplay und etwas Degrading steht, am besten noch Natursekt mag und Wifesharingkinks teilt."
Mit den Suchkriterien wird nun losgelaufen. Danach schauen wir und natürlich wollen wir, dass die Kinks am besten zueinander passen. Wir sehen schließlich wie gut das Kinkleben bei anderen funktioniert. Das erzeugt inneren Druck. (Stichwort: Schöne heile Onlinewelt, in denen wir uns stets im besten Licht präsentieren. Das passiert auf allen asozialen Netzwerken, so auch hier, wo dies doch im Kern vor allem eine Partnersuch-Plattform mit vielen + ist).

Die ersten Selektionskriterien sind plötzlich die oben genannten. Wenn wir dann einen Menschen kennenlernen wird die Frage, ob dieser Mensch zu uns passt, vorrangig anhand der Neigungen beantwortet. Das mag dann in der Euphorie-Phase des Kennenlernens auch absolut reichen, weil man sich primär auf das Ausleben der Neigungen stürzt.

Das mag für eine stabile Neigungspartnerschaft wie eine D/s-Partnerschaft ohne Alltag, Playpartnerschaft, Fesselpartnerschaft oder eine Freundschaft+, wobei "Freunde" bei vielen schon zu Recht sehr eng gefasst wird, reichen, jedoch nicht für eine romantische Alltagsbeziehung, die eben auch alle anderen Facetten des gemeinsamen Lebens umfasst.

Sobald sich dann genau dieser Alltag in die frische Beziehung mischt und man den anderen Menschen auch jenseits seiner Kinks, seiner Neigungspassgenauigkeit, "ertragen" muss, knallt es plötzlich und man bemerkt, dass man eigentlich gar nicht zusammen passt.
Schlussendlich scheitert die Beziehung.

Das habe ich bei Freunden und Bekannten in den letzten Jahren immer wieder erlebt. Es passierte auch mir ein paar Mal.

Erst die Beziehung, dann die Neigung

Hier muss ich vorranstellen, dass eine Beziehung nicht funktionieren kann, wenn es keine Neigungsschnittmengen gibt, außer man geht von vornherein in eine offene Beziehung.

Ich könnte keine Beziehung mit einem Menschen führen mit dem ich sexuell so gar nicht matche. Gleichzeitig weiß ich, dass kein Mensch alle sexuellen Bedürfnisse für den Rest unseres Lebens wird mitgehen können, so wie ich für mich nicht in Anspruch nehme jeden Kink bedienen zu können.

Es ist ein anderer Weg zu sagen, dass man zunächst den Menschen sucht und die menschliche Passgenauigkeit anstelle der absoluten Neigungskompatibilität in den Fokus rückt. Dabei möchte ich noch einmal betonen, dass es mit nicht darum geht zu sagen, dass die Neigungen nicht grundlegend übereinstimmen müssen, noch will ich ausdrücken, dass man das sexuelle in den Hintergrund rückt.

Wenn ich eine Beziehung eingehe, dann ist es mir über die Jahre jedoch sehr wichtig geworden ein festes Beziehungsfundament zu gießen, dass sich nicht primär auf der Neigungsebene gründet, sondern darauf, dass wir uns vorrangig jenseits der Neigungen, als Menschen, füreinander entscheiden.

Das ist dann natürlich nichts für reine Playpartnerschaften, Freundschaften+, D/s ohne Alltag oder reine Fesselpartnerschaften.

Ich habe lange Jahre lieber nur sehr lose überhaupt irgendetwas im Neigungsspektrum mit Menschen gemacht, als erneut den für mich subjektiv unpassenden Weg über die Neigungen in Beziehungen einzuschlagen. Zudem habe ich nicht gesucht, weil ich mir selbst genüge. Vielmehr hat meine aktuelle Partnerin mich entdeckt, angesprochen und wir schauten was daraus wird. Das erste mal etwas sexuelles passierte bei uns 1,5 Monate nach dem ersten Date, ohne dass ich es bewusst aufgeschoben hätte. Wir hatten uns einfach unglaublich viel zu erzählen, haben uns aufeinander eingestimmt und eine menschliche Basis gefunden aus der dann alles andere erwuchs. Und das was erwuchs ist unglaublich erfüllend und vielschichtig, ebenso vielschichtig wie unsere Beziehung insgesamt.

Problemfeld: Toxischer Positivismus

Ein Grund warum ich Beziehungen in meinem Umfeld nicht selten scheitern sehe ist toxischer Positivismus. Ihr kennt das, diese Instagrambildchen mit "lasse alles negative los" und "wenn es dich nicht nährt, dann lass es gehen".

Dieser Unsinn sagt uns, dass alles was nicht perfekt ist losgelassen werden soll. Am Ende sei damit alles "nicht echt" und "für dich schädlich", was Mühe kostet, vielleicht auch mal schmerzt und was arbeitet bedeutet.

Liebe ist jedoch arbeit. Sie ist Reibung. Sie ist nicht dieses perfekte Disney-Konstrukt, nach dem man sich in "den Richtigen" Schockverliebt und für den Rest des Lebens läuft alles komplett ohne Konflikte. Jemanden zu lieben und eine Beziehung mit diesem Menschen zu führen bedeutet ebenso die Akzeptanz von Unterschieden und das Versprechen nicht gleich Reisaus zu nehmen, wenn man Dinge klären muss und wenn man sich mal nicht "perfekt harmonisch" fühlt. Es bedeutet Konflikte zu klären, miteinander zu sprechen, sich immer wieder neu kennenzulernen, sich auch dazu zu entscheiden Krisen gemeinsam meistern zu wollen.

Das Internet spielt uns allen die Illusion von Perfektionismus vor. Alle haben die perfekte Liebe, die perfekte Beziehung, die perfekte Wohnung, den perfekten Job, den perfekten Urlaub, den perfekten Schwanz, die perfekten Titten, den perfekten Sex: Das perfekte Leben. Das hat jedoch niemand, dennoch streben wir alle danach, was dazu führt, dass viele diese Scheinrealität für voll nehmen und ob des eigenen Lebens frustriert sind. Wie die Ärzte es schon besangen: "Wo sind all die schönen Dinge, die die Werbung jedem Einzelnen von uns versprochen hat?"

Problemfeld: Kapitalismus

Dazu passt wunderbar der Kapitalismus und sein Weltbild des ewigen Wachstums und des Konsums. Mir geht es hier nicht um eine grundsätzliche politische Kapitalismuskritik. Das würde das Thema sprengen, hätte mit ihm nichts zutun und würde gegen die Joyregeln verstoßen.

Dennoch beschreibt schon Erich Fromm in "Die Kunst des Liebens" die Dystopie, in der die Liebe zu einer Ware wird. Er beschreibt wie es wäre, wenn Menschen Partner aus quasi marktwirtschaftlichen Interessen selektieren. Welche Partnerin bringt mir gegenüber meinem Umfeld den besten Mehrwert? Wer sieht am besten an meiner Seite aus? Wer "bringt" mir am meisten.

Mittlerweile werten Menschen alles mögliche so wie sie Ware bewerten und selektieren:
Nach Kosten-Nutzen-Faktor. Siehe den "Beipackzettel", beziehungsweise die "Produktbeschreibungen" in Form unserer Profile und unserer Neigungslisten.

Die sind an sich nicht das Problem, sondern nur ein Symptom. Das Problem ist, dass wir durch Plattformen wie Joy auf dieselbe Weise und mit demselben Mindset laufen, wie wir es bei Edeka tun, wenn wir eine neue Haarkur suchen, beziehungsweise durch den Alternate-Onlinekatalog, wenn wir einen neuen Rechner kaufen wollen. Wir klicken an, schauen uns die Kundenbewertungen an, begutachten die Bilder und scrollen durch die Produktbeschreibung. Bei Alternate ist das Produkt der nächste Gaming-PC, in Joy ist es der nächste Fickpartner.

Solange man damit zufrieden ist auf dieser Basis und auf diese Art und Weise zu suchen und sich gegenseitig temporär zu benutzen ist das alles fein. Frustrierend wird es, wenn man bemerkt, dass man diese Art für sich nicht möchte.

Eigenverantwortung: Ausbrechen und sich anders verhalten

Hier kickt dann die Eigenverantwortung.
Die Definition von Wahnsinn ist es, immer dasselbe zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

Wenn ich immer wieder nach denselben Kriterien suche (Neigungspassgenauigkeit als Fokus) und immer wieder nur temporäre Neigungspartnerschaften finde, die keine Verbindlichkeiten wollen, dann darf ich mich nach dem 11ten mal nicht wundern, wenn das 12te mal genauso abläuft.

Entweder kommuniziert man seine Bedürfnisse dann nicht richtig, oder man setzt das für sich unpassende Suchschema, bzw. Kennenlernschema an.

Ich habe deshalb vor Jahren für mich, wie oben bereits erwähnt, beschlossen mich auf keine reinen "Neigungsgesuche" mehr einzulassen, wenn vorher nicht viel anderes ebenso passt.

Das Positive: Weniger Abhängigkeiten

Am Ende möchte ich aber auch einen sehr positiven Aspekt unserer Zeit hervorheben:
Menschen können heute viel freier wählen ob sie
A) eine Beziehung wollen und
B) ob sie in dieser auch zu bleiben gedenken.

Gerade Frauen haben es in diesem Bezug viel viel viel leichter als nahezu alle Vorgängergenerationen seit immer.

Frauen müssen nicht per se mit sozialer Ächtung und Armut rechnen, wenn sie sich trennen. Sie haben die Möglichkeit sich genauso frei auszuleben, wie Männer es eigentlich schon immer konnten.

Wann immer also Phrasen gedroschen werden wie
"Die Ehen unserer Groß- und Urgroßeltern haben noch ein Leben lang gehalten" sollte man im Hinterkopf behalten, dass beispielsweise meine Großmutter noch eine Zeit kannte, in der sie gar nicht ohne Erlaubnis ihres "Ehegatten" arbeiten durfte. Meine Urgroßmutter kannte eine Zeit in der sie noch nicht wählen durfte. Meine Mutter durfte in der Ehe noch vergewaltigt werden und bekam "Taschengeld" von meinem Vater.

Diese Vergangenheiten sollte man nicht leichtfertig romantisieren. Es hatte Gründe, warum Paare bis ans Lebensende hielten und die sind nicht immer romantischer Natur.
********wise Frau
441 Beiträge
Zitat von *****t78:
Nur zum besseren Begreifen:
In beiden Beziehungen wurde mir gesagt, dass es aus ist, ohne dass man mir eine wirkliche Chance gegeben hat, durch ein vorheriges Gespräch, irgendetwas zu verändern.
Wenn man auf die Beziehungen zurückblickt, stellt man schon fest, dass da Baustellen waren.
Nur dass direkt ein Abrissbagger kommt, finde ich schon hart.
Das hätte ich vielleicht im ersten Beitrag erwähnen sollen.
Deswegen kann ICH durchaus das Gefühl haben, dass Beziehungen ein Wegwerfprodukt sind.
Natürlich gehört einem die Partnerin nicht und wenn sie gehen will, soll sie gehen. Aber dieses „bei dem anderen wird alles viel besser sein“ stört mich schon. Abwarten sag ich da nur!
Und Beziehung bedeutet für mich ganz klar ARBEIT!
Ohne ein Geben und Nehmen läuft es im Leben nicht. Was nicht mehr zu retten ist, ist nicht mehr zu retten, aber die Notwendigkeit des Mühegebens, sollte schon erbracht werden!

hmmmm.... komplexes Thema - und so ohne die jeweils Anndere zu lesen dazu schwierig

Dass Frauen sich "heutzutage" schneller/leichter etc. trennen, liegt halt doch ganz zentral daran, dass sie diese Freiheit haben. Das war ja kaum so früher ewige Zeiten lang.

anderer Gedanke dazu: manchmal erkennt man einfach, hoffentlich früher, dass aus einem Apfel keine Eiche werden kann, auch nicht mit Arbeit dran.
Undoder weiß/ahnt, dass "an sich arbeiten, etwas ändern" etc. dem Partner zuliebe, meist kaum Erfolg hat und außerdem auch Gegenforderungen, oder beleidigt sein nach sich ziehen allzu oft.
Man ändert sich durch Selbsterkenntnis und wenn man das für sich will, nicht weil man es Jemandem recht machen will damit, aber im Grunde gar nicht so recht versteht, warum ....

und, speziell Frauen, gehen selten plötzlich. Das hat meist ne lange Anlaufzeit, in der man etwas ignoriert hat.
Wenn der Begriff "Arbeit" stört, wie wäre es mit "aktive Gestaltung", im Guten wie im nicht so Guten?
(Wobei ein gemeinsamer aktiver Gestaltungswille noch nichts darüber aussagt, dass Lösungsansätze bei Problemen zueinander passen müssen).
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