Ja, kenne ich.
Ja, darüber führt man stets ewige Diskussionen, weil es mal wieder darum geht, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Detail(!)-Definitionen dieser Begriffe, bzw. ihrer ausgelebten Bedeutung in der Praxisanwendung, haben und nicht akzeptieren können, dass andere Menschen dies etwas anders handhaben.
So stimme ich
@*****alS zu:
"TOTAL" habe ich TPE noch nie real erlebt. Nirgendwo. Unsere Gesellschaft ist nicht auf Sklavenhaltung ausgelegt, bzw. auf Menschen, die ihre Eigenständigkeit in wirklich allen Belangen vollständig aufgeben wollen. Entsprechend stößt man irgendwo auf Hürden.
TPE sagt jedoch in der Definition der meisten Menschen auch gar nicht, dass man wirklich über alles entscheidet, weil wir uns im Bereich "TPE" noch immer im Kinkbereich befinden, auch wenn TPE das Schlafzimmer überwindet und weitflächig in den Alltag sickert.
Ja, das verlässt dann mitunter auch den BDSM-Kink-Rahmen. Den Reiz daran kann ich ebenfalls verstehen. Neben den rechtlichen Hürden muss aber schon jeder Mensch auf der Arbeit vermutlich mindestens halbwegs eigenständige Entscheidungen treffen. Da kann man, sofern man nicht gerade beim eigenen MaleDom oder der eigenen FemDom angestellt ist, nicht dauernd mal eben den "Chef Zuhause" anrufen und fragen wie man nun mit der Arbeitsaufgabe umzugehen habe.
Natürlich lässt sich ein relativ vollständiges TPE dann durchziehen, wenn man in einem absoluten Abhängigkeitsverhältnis lebt. Dann kommen nur noch die rechtlichen Einschränkungen dazu.
Generell bin ich aber kein Freund davon katholischer als der Papst sein zu wollen.
Ich persönliche habe TPE-Beziehungen erlebt in denen wirklich, soweit es realistisch möglich war, alles an Macht abgegeben wurde. Ausgeklammert wurde dann dann das rechtliche problematische Feld und etwa die Arbeitssituation. Der Definition nach wäre das dann demnach ebenfalls kein "TPE". Aber wie das mit Definitionen nun einmal so ist.
Für mich kann TPE auch Teilbereiche umfassen oder zeitlich begrenzt sein.
So möchte ich etwa gar nicht darüber entscheiden, oder bei der Entscheidung zwingend miteinbezogen werden, auf wieviel Uhr meine Sub ihren Wecker in der Urlaubszeit stellt, was sie Zuhause Morgens anzieht oder ob sie Zuhause frei auf die Toilette gehen darf. Ich möchte auch nicht gefragt werden, ob sie an einem freien Dienstag um 10 Uhr duschen gehen "darf", während ich gerade arbeite, ob es okay ist, wenn sie mit ihrer Mitbewohnerin einen Kaffee trinkt und ob sie sich für ein Stipendium bewerben darf.
Das nervt mich eher, weil dies ein eigenständiger Mensch ist, der sich um seine Alltagsbasics wunderbar selbst kümmern kann. Wenn sie Dinge in Zweisamkeit ablegen möchte, sich eventuell in zweisamen Momenten in eine TPE-Situation bringen möchte, dann ist das super okay. Aber selbst da ist klar, dass sie bestimmte Teilaspekte bitte selbstständig handzuhaben hat. Wenn wir dann zusammen rausgehen mag ich ihr sagen, was sie anzuziehen hätte. Das tue ich aber nicht, wenn wir Sonntags nebeneinander wachwerden und sowieso einen Couch-Gammeltag anstreben, weil sie durchaus selbstständig in der Lage ist dazu Sachen herauszusuchen.
Ich stelle das so bewusst heraus, da ich schon mit Paaren zutun hatte bei denen der dominante Part ihr sogar mitteilte wann sie was zu essen habe und was sie morgens zur Arbeit anziehen solle.
Damit kann man mir wegbleiben, außer man möchte einmal eine Entscheidung von mir hören, weil man sich nicht sicher ist. Dann erwarte ich jedoch das eigenständige Ausarbeiten von Entscheidungsoptionen. Das hatten wir etwa zuletzt. Für ein neues Cluboutfit suchte sie Unterwäsche heraus die ihr gefiel, fragte mich dann aber nach einer Entscheidung über eine Auswahl.
Generell bin ich dort möglicherweise im Bereich "nützliche Sklavinnen" angesiedelt. Eine klassische Sklavin sollte Dinge tun. Was habe ich als historischer Sklavenmeister von einer Sklavin, der ich alles diktieren muss? Da wäre ich am Ende ja besser dran, wenn ich keine hätte. Sie soll bestimmte alltägliche Dinge, sowie Dinge, in denen ihr Kompetenzen übertragen wurden, selbstständig handhaben. Die "Macht" ist nicht, dass ich ihr sagen muss welche Socken sie Dienstag Abends anzuziehen habe, sondern meine Verfügungsgewalt und der Umstand, dass sie sich einer Ansage beugen würde, bzw. gemessen an unserem metakonsensualen BDSM-Erlebnis: Weil sie sich beugen möchte.
Bei uns ergab es sich, obschon wir beide anfangs TPE für uns ausklammerten, dass wir derzeit schauen in welchen Lebensbereichen ich Kompetenzen und Kontrolle übernehme. Dies ist in den Bereichen, bzw. temporär, "Total", weil ich nicht dazu neige Macht zu benutzen nur weil ich sie habe, ich also nicht willkürlich agiere und weil mir scheinbar - es ist immer schräg so etwas von sich selbst zu behaupten, doch wurde es mir gespiegelt - die Kompetenz aufweise reflektiert und nachvollziehbar, ohne Posertum und nur "weil ich es kann" zu führen, was ich dabei auf die situativen Bedürfnisse angepasst und akzentuiert tue ohne "Führung" mit "Druck" zu verwechseln.
Wie geschrieben ist es stets schräg so etwas von sich selbst zu behaupten, weshalb es für mich direkt arrogant hervorhebend klingt. Wir haben über das Thema "TPE Einbindung in unsere Beziehung" jedoch nicht gerade selten gesprochen, genauso wie wir immer wieder über D/s und den Impact auf unsere Beziehung und unseren Alltag sprechen. Das klassische Druckszenario, wo Macht als Selbstzweck ausgeübt wird, weil man sie ausüben kann, ist so gar nicht unseres. Ebenso wie es schlichte "Outtimes" braucht, gerade bezogen auf Lebensbereiche in denen wir uns auf Augenhöhe treffen.
Nach einem exzessiven Abend, gerade in lauter und "wuseliger" Gesellschaft, treffen wir uns etwa eher zunächst auf Alltags-Augenhöhe und tarieren uns wieder aus.
Ich lebe nicht nach Dogmen und nach dem "Diktat des Man", im Sinne von "das macht man halt so".
EPE wäre uns wiederum zu kurzgedacht, weil damit die Kontrollübernahme in gewissen Alltagsbereichen, wegfallen würde. Gleichzeitig würde sich das mit unserem Lebensmodell beissen. Sie hat etwa aktuell Interesse am Switching und möchte ihre dominante Seite austesten und das, natürlich, nicht mit mir, weil das so überhaupt gar nicht funktionieren würde. Würden wir dort TPE oder auch nur EPE anbringen, dann erschiene mir das merkwürdig. Ich habe Freude daran zu erleben wie sie selbst anderen gegenüber Dominanz auslebt, weil ich mir aufgrund ihres Wesens und ihres Selbstbewusstseins wunderbar vorstellen kann, dass sie das nicht nur temporär in situativen Szenarien kann, sondern auch genießen wird. Das soll sie jedoch auch für sich eruieren.
Würde ich dort von quasi oben einwirken und ihr sagen, wie sie dort gegenüber Dritten agieren sollte, dann würde sie das in der Hinsicht nicht nur einschränken, sondern auch bremen und blockieren. Natürlich sprachen wir schon darüber wie es in "D/s-D/s"-Konstellationen aussehen könnte, also im D/sD/s "Trickle-Down".
Selbst ohne dem gibt es bei uns Situationen wo andere Hürden einem EPE im Wege stünden.
Es würde massiv knallen, wenn ich sexuell Dinge forderte, weil wir EPE lebten, die sie gerade aus physischen oder psychischen Gründen gar nicht mitgehen kann.
Für mich gelten an der Stelle schlicht keine Extreme:
Den Kink soll doch jeder Mensch so ausleben, wie es sich für ihn oder sie am besten anfühlt.
Natürlich brauchen wir dennoch allgemeine und verständliche Wörter, sowie Begriffe mit halbwegs allgemeingültigen Definitionen, damit wir über Dinge möglichst konkret sprechen können.
Für uns gilt daher eher:
"TPE, gut und schön. Bei uns ist das eher "Total Power Exchange on a partial and temporary level" oder "Partial Power Exhange". Also gerne "PPE".
Das ist auch gut so, denn bei aller D/s-Veranlagung und dem Wunsch nach exzessivem D/s mag ich eine selbstbewusste und selbstständige Person als Partnerin an meiner Seite, die in manchen Bereichen andere Kompetenzen, damit größere als ich, besitzt und diese übernehmen kann. Zur Führung gehört am Ende auch die Befähigung zur Fähigkeitserkennung bei seinen Untergebenen und zur Aufgabendelegation