Soderle - jetzt hab ich mir mal erlaubt einen ehemaligen Mittelschüler (Hauptschule gibt es nicht mehr) mit M-Zug Abschluss (ist hier in Bayern der mittlere Schulabschluss welcher dem Realschulabschluss angeglichen ist), dessen Schullaufbahn mit begleitender Ergo-, Logo- und Physiotherapie in der Förderschule gestartet ist und der Jahrgang 2006 ist zur Schulthematik zu befragen (dazu muss ich gestehen, dass wir nichts von einem schulvorbereitenden Jahr in einer Förderklasse wussten - man muss sich solches Wissen selber aneignen und das geht nur im offenen Dialog mit anderen betroffenen Eltern, die sich gerne schämen und verstecken!):
Er selber macht aktuell eine Ausbildung am ersten Arbeitsmarkt - um die er seit der 8. Klasse gekämpft hat. Und zwar mitsamt der Praktikumshürden, die Corona mit sich gebracht hat. Er hat jetzt die Ausbildungsstelle, die er wollte und die zu seinem bereits seit mehr als drei Jahren (also mit etwa 15 Jahren mitten im Lockdown wachsenden) wachsenden Lebensziel die perfekte Basis bietet. Für dieses Ziel stellt er sogar den Führerschein mit begleitendem Fahren hinten an, da er sich erst noch einen anderen Abschluss erarbeiten möchte.
Durch die örtliche Lage der besuchten Mittelschule in direkter Nachbarschaft zu einer Grund- und einer Realschule, sowie Prüflingen aus der Montessorischule, bietet sich ihm ein bunter Strauss an Eindrücken. Und er hat immer wieder - wie auch jetzt auf Nachfrage - betont, dass die Jahrgänge, die circa 2010 geboren sind, die wahre Generation Z sind: Erscheinen im Jogginganzug, haben keinen Respekt vor niemandem und die Eltern sind schneller beim Anwalt als man Piep sagen kann.
Eigentlich waren wir froh, dass die Mittelschule hinter uns lag und haben uns richtig auf die Berufsschule gerfreut. Dort gab es jetzt aber von Lehrerseite her ein richtig böses Erwachen. Frau Studienrätin hat ein "von" im Namen und lässt sich das geringfügig mit ausländerfeindlichem Gehabe raushängen. Eine ihr untergeordnete Referendarin ist kurz vor dem BurnOut, dabei ist sie DIE Lehrkraft bei der die Jugendlichen wirklich etwas lernen. Die zwei männlichen Lehrkräfte fröhnen dem Vaterschaftsurlaub oder diversenen aufeinanderfolgenden Sportverletzungen.
Da im Ausbildungsbetrieb nach aussen hin ein familiäres Verhältnis herrscht, habe auch ich so meine Einblicke und bin im Austausch: Den handverlesenen Auszubildenden, die ohne ein Praktikum im Betrieb gar nicht erst eine Chance auf eine Bewerbung haben (aus Schaden wird man klug), wird neben Wertschätzung (hilfts Du mir, helf ich Dir - lieferst Du Leistungen mit denen Du positiv überraschst, dann gibt es Belohnungen in Formen von Betriebsbesichtigungen mit anschliessendem Pizzaessen oder gar Ausflüge zu Sportveranstaltungen) auch knallhartes "schwimmen lassen" (aktueller Kollege in der Ausbildungsabteilung ist kurzfristig mal nichtt da - zeig mal alleine was Du gelernt hast und beweise wie wief Du bist, um Dir Hilfe zu holen, anstatt Dich ins Eck zu setzen und Augen und Ohren zuzuhalten) durchgezogen. Fordern und fördern (Fortbildungen im Haus sind auch für Auszubildende) mit der richtigen Dosis an Lob - aber auch klaren Ansprüchen, helfen hier weiter.
Die Firma hat mehrere Standorte und es wird niemandem verwehrt sich fortzubilden oder Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen (dazu zähle ich auch den Bau von Eigenheim), der sich mit der Firmenphilosophie identifiziert. Auch ist es gern gesehen, wenn jemand sich nach der Ausbildung innerhalb des Betriebs sepzialisiert und dann auch eigenen Ideen einbringt.
Klare Linien helfen hier weiter ... z. B. war die klare Ansage: Schaff den MZweig auf den Quali und Du hast den Job. Nach dem wie frägt keiner. Etwas womit die Herrschaften der Fraktion Jogginghosen nicht zurechtkommen wird. (Übrigens - wer in Jogginghosen zum Praktikum aufläuft, der kommt nicht über die Eingangsschwelle, ausser er ist mit dem Fahrrad gekommen und äussert klare Umkleidungsvorhaben
).
Im Umfeld haben wir sowohl Gymnasiasten, die halt einfach genug familiären Hintergrund und Unterstützung haben, sowie von unserer Warte aus gesehen, den nötigen IQ dafür mitbringen, die zum Teil anfangen sich zu überlegen ob sie nicht vielleicht mal studieren sollten; als auch Mittelschüler, die an ihrer Ausbilding dran sind, als auch ehemalige Schüler mit mittlerem Schulabschluss, die jetzt ihren Gesellenbrief in der Hand haben und auch in einer Firma arbeiten, wo Wertschätzung groß geschrieben wird - so groß, dass es Sonderurlaub für einen Feuerwehrlehrgang zum Ausbilder gab; selber habe ich einen Realschulabschluss und aus meinem Jahrgang kann ich auf eine Küchenchefin, drei Handwerksmeister mit eigenem Betrieb - von denen zwei in Kooperation aktuell einen Jugendzentrumskomplex für eine Stiftung bauen dürfen - , Führungskräfte bei Banken, zwei Medizinerinnen und diverse Leute in Führungspositionen verweisen.
Und als ich vorhin beim Einkaufen war, habe ich einen ehemaligen Kindergartenkameraden von unserem Sohn getroffen, der aus familiären Gründen "nur" einen Förderschulabschluss hat: Er hat jetzt die Abteilungsleitung der Molkereiprodukte in der Filiale einer Supermarktkette vor Ort.
Ach ja - die Montessorischüler sollte / wollte ich noch erwähnen: Sowohl bei der Prüfung zum qualifizierenden Mittelschulabschluss, als auch zum mittleren Bildungsabschluss waren als externe Prüflinge Schüler aus dieser Schulform mit in das Prüfungsgeschehen und Gruppenarbeiten eingebunden. --- Das waren Geschichten, die man nicht haben will. Der eine war am Tag 3 gänzlich von der Bildfläche verschwunden....
Übrigens haben wir im Umfeld auch eine Familie, wo er einen etwas höheren Rang bei der Bundeswehr hat, in der Hinterhand Abitur und Studium; sie Bäckereifachverkäuferin mit Umschulung auf Betreuungskraft für Senioren ist.... und der Bub absoluter Systemsprenger ist. ------ Manchmal täten Liebe und Aufmerksamkeit wirklich gut.
Was ich sagen will: Sich einfach hinzustellen und zu behaupten, dass die Hauptschulen ein Sammelpool für Förderschüler ist.... Wow das tut mir persönlich weh! - Die Hintergründe dafür sind nämlich die, dass die meisten Eltern absolut überfordert mit der Begleitung der Kinder im Schulalltag sind. Oder noch schlimmer - froh sind, wenn die Kinder in die Ganztagsbetreuung abgeschoben sind. Denn man muss für das Überleben (vor ein paar Wochen hätte ich noch "für den Standart" geschrieben) mit dem Einsatz beider Elternteile kämpfen. Oder ist sozial so schwach aufgestellt, dass spätestens die Kinder durchrutschen.
Die Abwärtsspirale läuft. ... Mehr darf ich jetzt nicht schreiben, denn das würde politisch motiviert werden.