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Es ist nur wie bei der politischen Mitte (zwischen links und rechts): Es ist ein ganz, ganz schmaler Grat, auf dem zu bleiben ganz schwer ist. Manchmal glaube ich, es gibt ihn überhaupt nicht. Sehr oft übernimmt ja doch eine oder einer den aktiven Teil und macht einfach mal.
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Wenn dieses ausgeglichene Miteinander (auch) beim Sex von innen heraus gewollt ist - also verinnerlicht ist - kann es durchaus sein, dass sich dieser schmal Grat von selbst findet.
Weil alles andere dann von selbst abgelehnt wird.
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Mich würde allerdings noch eines interessieren: So Sex ohne D/s ist für mich automatisch irgendwie gleich Kuschel- oder Schmusesex (was nicht abwerten soll). Deswegen sagt man ja auch "Blümchensex" dazu. Je härter es zugeht, desto schwieriger wird es für mich, nicht doch wieder in das Muster zu verfallen, dass einer die Oberhand und damit das Bestimmen hat.
Rein rational sagt mir aber mein Großhirn, dass das auch nicht so sein muss. Es kann durchaus wild, laut und hart zugehen, und beide sind trotzdem "gleich stark". Wie sieht das die Forumsgemeinde?
Wenn Kuschelsex die gemeinsame Ebene ist, mag dies zutreffen.
Wenn die gemeinsame Ebene sich aber anderswo findet, dann nicht. Genau das kann aber durchaus passieren.
„„Was mich hier etwas verwirrt ist, dass "sexuelle Selbstbestimmtheit" hier tw. sprachlich mit "Dominanz" gleichgesetzt wird.
Das stimmt ja auch. Der Aktive ist der Dominante.
Was in dem Fall nicht mit Dominanz (Dom-Sub) zu tun hat, sondern von der Bedeutung eher wie Dominanz (dominante Spezies). Also die ursprüngliche Bedeutung von Dominanz vor dem BDSM.
Du vergleichst leider Äpfel mit Birnen - und das Ganze dann mit Apfelsinen.
Es gibt keine direkten Verkettungen zwischen "sexueller Selbstbestimmtheit", "Dominanz" und "Aktivität".
Es gibt nur ein gehäuftes Auftreten.
Aber wenn beispielsweise "Nacht" und "dunkel" gehäuft auftreten, gibt es keinen festen Zusammenhang, weil es auch tagsüber dunkel sein kann (Sonnenfinsternis) und nachts vergleichsweise hell (bei Vollmond). Üblicherweise ist es in der Nacht aber meist dunkel. Eben: meist.
(Es könnten auch noch weitere Vergleiche zu scheinbar naheliegenden Verbindungen mit oft zusammen auftretenden Dingen herangezogen werden.
Beispielsweise "breit" zu "hoch", "groß" zu "schwer" usw.)
„„Aktiv hat nix damit zu tun, ob man dominant ist.
Der Verhaltensanalyst macht ne Liste mit allen Prozessen, die stattgefunden haben. Geht der Überwiegende Teil aller Prozesse auf eine Partei zurück, ist sie die dominante Partei.
In der Psychologie reicht für das Attribut ein "beeinflussendes Verhalten" oder aber "eine führende Rolle". Jetzt kann jeder nachdenken wieviel prozent der Prozesse beim Sex auf ihn selbst zurückgehen. Ist die Antwort 70% und darüber, ist er die dominante Partei in der Dynamik. Das hat aber eben (wie geschrieben) nichts mit der BDSM-Dominanz zu tun.
Hier wird immer noch der Fehler gemacht, weil es die feste Verbindung zischen "Dominanz" und "Aktivität" nicht gibt.
Schon dieses "auf ihn selbst zurückgehen" ist wie Kaugummi:
• Heißt dieses "auf ihn selbst zurückgehen", dass derjenige damit begonnen hat?
• Heißt dieses "auf ihn selbst zurückgehen", dass derjenige es gewollt hat?
Diese beiden Fragen können in den gleichen Situationen unter Umständen auch in die gegensätzliche Richtung zeigen:
Der Eine macht es bzw. beginnt es, aber gewollt hat es (bevorzugt) der Andere.
Es ist möglich andere Menschen subtil dahin zu "dirigieren", dass sie etwas tun bzw. beginnen, was letztendlich das Gegenüber gewollt hat.
Nur weil "Dominanz" und "Aktivität" öfters zusammen vorkommen, lässt sich das Eine nicht von dem Anderen ableiten - und umgekehrt.
(Das "Dominanz" und "Aktivität" öfters zusammen vorkommen, wird nicht in Abrede gestellt. Nur: Darum geht es hier nicht.)