„(Sexuelle) Ausgewogenheit als "Kink"
Wenn ich hier so lese, ensteht sehr oft der Eindruck, dass es in Sexualität immer ein "dominant" und ein "unterwerfend" geben müsse. Für mich ist das ganz, ganz, ganz klar anders. Ich will und brauche (sexuelle) Ausgeglichenheit.
Sobald sich jemand über mich zu erheben oder sich mir zu unterwerfen (sexuell) versucht, ist bei mir der Ofen aus.
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Für mich gilt das von Dir Geschriebene erst einmal ganz ohne den Zusatz "sexuelle".
Eben (auch) im sonstigen Miteinander.
Wer schon im Alltag fühlbar dominant, unterwürfig oder dergleichen sich verhält, macht es mir schwer, einen guten Draht zu diesem Gegenüber zu finden.
Bestimmen zu wollen, alltagsdominant zu sein, dies würde mein Empfinden schon stören.
Das Ganze wird für mich erst recht störend, wenn sich das im erotisch-sexuellen Bereich fortsetzt.
Aber genauso stört es mich, wenn es nur in diesem Bereich vorkommt.
Das Miteinander wäre dann nicht gut.
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Manchmal scheint das fast schon ein seltener, schmaler Grat, den es da für MEINE Sexualität zu finden gilt. Wie geht es euch damit so?
Es gibt wohl nicht wenige Menschen, die mit der Zeit allgemein sich in eine eher aktivere ode inaktivere Rolle begeben, die eher dabei sind festzulegen oder sich eher nach anderen zu richten.
Das ist möglicherweise manchmal so, einfach in gewohnte Rolle zu verfallen.
Im allgemeinen Zusammenleben - und möglicherweise auch beim Sex.
Für eine ausgeglichene Lebensweise - auch wieder im allgemeinen Zusammenleben - wie auch beim Sex - braucht es aber auch ein paar Voraussetzungen:
• Ich muss wissen, was ich will - lebe das auch.
• Ich muss mich zurücknehmen können und auch hinterfragen können - und lebe das auch.
• Ich muss meine Grenzen kennen.
• Ich muss in der Lage sein, auch mal den Anderen agieren zu lassen, ohne mich dabei zurück gesetzt zu fühlen.
• Ich muss selbständig agieren und entscheiden können, ohne von anderen die Entscheidung schon geliefert bekommen zu haben.
• Ich kann mich von (gewünschten äußeren) Rollen frei machen.
Ich weiß, dass das bisher Beschriebene vermutlich ziemlich weit her geholt klingt. Ich weiß aber zumindest für mich - dass ohne ein ausgeglichenes Gegenüber auch kein ausgeglichen gelebter Sex möglich ist, weil der sich für mich daraus ergibt.
Mein Leben und meine Art spiegelt sich letztendlich darin.
Das Eine gehört zu dem Anderen - und umgekehrt.
Deswegen brauche ich im Gegensatz zu
@*********eams auch kein Denken in Überordnung und Unterordnung, weil beispielsweise auch eine Penetration für mich kein Überwältigen ist, sondern ein Zusammenfinden. Wo das Wollen hoffentlich entsprechend beidseitig ist.
Das hier im Thread auch schon genannte "Führen-Folgen" kommt zwar immer wieder vor (schon weil der Eine irgendwo besser oder "planvoller" dran ist, als der Andere), aber das wechselt so schnell ab und hat so wenig weitergehende Bedeutung, dass es insgesamt ein ausgeglichenes Geben und Nehmen bleibt.
Vergleichbar sehe ich es mit "gebend" und "empfangend".
Das kann bei einem ausgeglichenen Miteinander sogar fließend in sich übergehen, sich vermischen.
Hat das Ganze wiederholt und länger "Schlagseite", dann leidet das Miteinander darunter.
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Ich glaube nicht, dass es vollständig ausgewogene Liebes-, Freundschafts- oder sonstige Beziehungen gibt. Ich bin davon überzeugt, dass immer eine Person, zumindest für einen Moment ..eine Situation, den untersten Weg geht. Für die Freundschaft, für die Liebe oder auch für einen sexuellen Moment.
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Nur weil in einem Moment der aktive Teil einer Seite vielleicht mal etwas größer ist, würde ich hier noch lange nicht von Dominanz schreiben. Manchmal ist beim gemeinsamen Gehen der andere nur einen Schritt voraus, was sich bei der nächsten Situation dann wieder umkehren kann.
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Die Ausgewogenheit, wenn sie denn vorhanden ist, besteht dann darin, dass mal der eine Part nachgibt, ein anderes Mal der andere Part. Die viel besungenen Kompromisse, die man eingehen muss wenn man an einer Beziehung "arbeitet", fußen doch darauf dass eine Person etwas will oder tut, das die andere Person nicht will oder mag.
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Es mag ja Situationen geben, wo dies notwendig ist. Eine gute gemeinsame Basis besteht aber dann, wenn es genug Situationen gibt, die von beiden genau so gewollt wird. Im Zusammenleben wie auch beim Sex.
Je mehr das zum Tauschhandel "Gibst Du mir, geb ich Dir" wird, desto weniger gut ist für mich die gemeinsame Basis.
Das ist dann eher ein friedliche Koexistenz.
Allerdings sehe ich es auch so, dass nicht gerade wenig Menschen es eben ein Stück weit nicht auf der ausgeglichenen, gleichwertigen, respektierenden und annehmenden (Augen-) Höhe im Miteinander hinbekommen.
Was sich im Sex dann fortsetzt oder - ggf. etwas anders - zeigt.
(Genau das führt auch dazu, dass ich auf so manche Beziehung lieber verzichte, weil diese ausgeglichene, überlegte, offene und weder bestimmende noch unterwürfige/inaktive Art von so manchen Menschen - meinem Eindruck nach - zu wenig gelebt wird.)