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..... Also muß ich die möglichen Konsequenzen meines Handelns bedenken und überlegen, was mir die anderen Personen bedeuten und ob die Konsequenzen dieser oder jener Handlung für sie schädlich wären. In einer Liebesbeziehung würde ich dann erwarten, daß ich derartige Handlungen unterlassen würde.
Aber warum handeln dann so viele Menschen dagegen?
Das ist die Frage, die bleibt.
Weil der Mensch keine deterministische Differenzmaschine ist. Hätten wir keine Emotionen und handelten vollständig rational, gäbe es diese Diskussion überhaupt nicht.
Es dauerte eine Weile, bis ich darüber rational urteilen konnte und letztlich war es nicht die große Katastrophe, als die es mir erschien.
Doch davon kann man nicht automatisch aus gehen. Für Dich war es so, für manche bricht eine Welt zusammen.
Mir erschließt sich die Notwendigkeit dieses Kommentars nicht. Wir sollten von unseren Erfahrungen berichten; ich tat es. Mit keinem Wort habe ich sie auf jemand anderen projiziert. Es versteht sich doch von selbst, daß
meine Erfahrungen nur
mich betreffen.
Um die Eingangsfrage zu beantworten, was tun bei Betrug? Offen und ohne jede Hemmung darüber reden. Konstruktive Kommunikation ist der Schlüssel. Auch hier wieder: Verstehen heißt nicht Befürworten, aber es kann helfen, die Ursachen zu finden und daran zu arbeiten.
Und wieso sollte die Tatsache, das jemand gegen die
eigene Einstellung handelt, daran was ändern, wenn sich die Einsicht dazu nicht ändert.
Das heißt auch nicht, das die Einsicht jemals kommt und das Verhalten ab geändert wird.
Jemanden zu verletzen obwohl man diese Person liebt, ist schon heftig.
Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Kannst du guten Gewissens behaupten, noch nie eine geliebte Person verletzt zu haben? Ich nicht. Und falls es geschehen ist, war es dann immer "heftig"? Oder manchmal aus den Umständen heraus doch insgesamt weniger schlimm?
Klingt irgendwie wie fremdbestimmt handeln, vergleichbar mit
dem Konsum an Alkohol, der dazu führt, das es einem egal ist, wer einem da vors Auto läuft?
Deswegen ist das auch für mich ein zweischnittiges Schwert, wenn der Alkhol strafmildernd gewertet wird.
WiB
Fremdbestimmung nicht, aber wir werden eben auch von unseren Instinkten und unserem Unterbewußten beeinflußt und gesteuert. Mir stellt sich da immer die Frage, warum eine Person in dieser Situation Alkohol trinkt, und eben auch, warum eine Person in jener Situation fremdgeht.
„Ein Wort zur Monogamie:
Laut
https://de.wikipedia.org/wiki/Jared_Diamond ist Homo sapiens zwar im Prinzip monogam, hat aber einen Hang zu "Seitensprüngen". Die Männchen, um Gene zu verteilen, die Weibchen, um gute Gene zu erhalten.
Diese Seitensprünge geschehen allerdings immer heimlich und in Abwesenheit des Hauptpartners, mit dem der Nachwuchs aufgezogen wird.
Das stimmt so halb. Historisch gesehen sind die Menschen in Gruppen von bis zu ca. 150 Individuen nomadisch herumgezogen. Innerhalb dieser Gruppen hatten sie meist eine Hauptbeziehung, dazu aber oftmals noch mehrere Nebenbeziehung. Das hat den Zusammenhalt der Gruppe insgesamt verstärkt, den Kindern eine bessere Überlebenschance gegeben (wenn die Eltern vom Säbelzahntiger gefressen wurden, waren noch genug "Tanten" und "Onkel" zur Betreuung da) und die sozialen Spannungen niedriggehalten. Trafen solche Gruppen aufeinander, wurde oft "über den Zaun gesprungen", um den Inzuchteffekten entgegenzuwirken.
Deshalb übt das Neue in Fom einer anderen Person solche Faszination auf uns aus. Deshalb können wir zu ungefähr maximal 150 Menschen eine wirklich persönliche Beziehung unterhalten (Facebook"freunde" zählen nicht dazu) und deshalb gibt es diesen Impuls zum Fremdgehen schon immer. Nur daß es früher nicht moralisch geächtet war und deshalb nicht "Fremdgehen" hieß.
Zitat von **********eaven:
„
Es wird sich halt auf genetische Veranlagungen berufen, damit die Wissenschaft die Absolution für den Akt erteilen kann.
Dass wir uns als Spezies aufgrund von Selbstreflexion, Impulskontrolle und freiem Willen zu dem entwickelt haben, was wir heutzutage sind, passt dann zwar nicht mehr ganz in die Argumentationskette, aber hey, YOLO.
Ich weiß nicht, wie du auf das schmale Brett mit der Absolution kommst, zumal ich bereits mehrmals geschrieben habe, daß Verständnis != Zustimmung. Ja, wir haben die Fähigkeit zu Selbstreflexion und Impulskontrolle und besitzen auch einen freien Willen (wobei es auch dagegen viele ziemlich gute Argumente gibt), aber diese Fähigkeiten haben unsere evolutionär entwickelten Anlagen nicht ersetzt, sondern sind als weitere Schicht darum herumgewachsen.
Deshalb bestimmen sie nicht durchgehend unser Handeln. Wäre es so, würden wir zu oben genannten deterministischen Differenzmaschinen werden, befürchte ich. Und eine deterministische Welt macht keinen Spaß.
Monogamie ist keine genetische Veranlagung, sondern eine soziale Adaption, die sich viel schneller entwickelt hat, als es evolutionär geprägte Gene jemals könnten. Das begann zur Zeit der Seßhaftwerdung der nomadischen Gruppen, als der Ackerbau anfing und es eines Systems bedurfte, Eigentum sicherzustellen. Die Lösung war die Bindung des Eigentums an eine Blutlinie und daraus folgte sofort die Kontrolle über die Sexualität der Frau.
Zynischerweise könnte man also behaupten, Monogamie ist historische Frauenunterdrückung.
Ich kein Fan von Monogamie, das ist sicherlich offensichtlich, aber ich bin auch kein Fan davon, jemand anderen zu verletzen. Wir leben nunmal in einer Gesellschaft, die das monogame Standardnarrativ noch zutiefst verinnerlicht hat, auch wenn es laaangsam eine Bewegung weg davon gibt. Also muß man die Konsequenzen des eigenen Handelns innerhalb dieses moralischen Rahmens bedenken und sie im Zweifelsfalle tragen.