Hm, vlt lohnt nun doch mal noch ein Blick in die Definitionskiste der Soziologie?, - bei all den Begrifflichkeiten
„[...] Nochmal, das hat nichts mit Würde, sondern was mit fehlendem Respekt zu tun. [...]
Respekt ist wörtlich "Berücksichtigung", meint: Ich sehe, dass Du Mensch bist = Ich achte Deine Würde (Augenhöhe).
„[...] Ich habe die Erfahrung gemacht, dass so gut wie niemand jemals wirklich diese Treuevereinbarung trifft, sondern es stets angenommen wird. Wie ein Naturgesetz quasi.[...]
„Alles unausgesprochene ist es eine Einladung zu Missverständnissen. [...]
Vielleicht weniger Naturgesetz, als das Kulturgut "Sozialisation" = Aneignung gesellschaftlicher Werte und Normen.
Eine gesellschaftlich entsprechende Sozialisation kann m. E. n. bei gemeinsamen Kulturkreisen zumindest teilweise durchaus vorausgesetzt werden (muss es sogar für ein friedliches Zusammenleben), allerdings scheint auch klar, dass bspw hier im Joy mitunter andere "Werte" kursieren, als im RL (Kultur ist immer abhängig von der Gesellschaft).
Menschen mit verschiedenen Kulturinformationen können sich durch kommunikativen Austausch freilich eine gemeinsame Wertestruktur schaffen, aber als grundsätzlich voraussetzbar halte ich solche Verhandlungen nicht.
Einen wie auch immer gearteten Fremdgang (schlicht Vertrauensbruch) entschuldigen zu wollen mit den Worten "ja sorry, ich wusste es eben nicht besser, weil Du hast ja nie explizit gesagt, dass Du mit x (zB Treue) speziell y (zB Monogamie) meinst" entblößt zumindest, dass da eine unausgeglichene (ungleiche) Wertebasis besteht und stellt darin dann schon eine Grundsatzfrage für die Beziehung: Passen denn die Wertestrukturen überhaupt zusammen?
Nun, ohne gemeinsame Wertebasis ist auch keine Wertschätzung möglich. Das wird dann leicht mal "unattraktiv".
Ich denke nicht, dass jeder Fremdgang allein durch Hinterfragen gesellschaftlicher Konventionen zu kitten ist.
Es geht dabei darum, den anderen und dessen Werte nicht ausreichend erfasst, respektiert, geschätzt zu haben.
Konventionen kann man ablehnen oder auch nicht, aber sie zu ignorieren begegnet kaum auf Augenhöhe.