Hallo ihr Lieben,
ich war nicht sicher, ob ich mich hier zu Wort melden wollte, da ich (noch) nicht der ausbrechende Teil einer bis dahin monogamen Beziehung war. Meine Partnerin war mir da voraus...
Allerdings habe ich mit meiner ehemaligen Partnerin ziemlich viel darüber geredet. Und ich habe alle Stadien des Kummers durchgemacht von Verweigerung über Wut und Selbstzweifel bis zur Akzeptanz.
Mir sind über die intensive Auseinandersetzung mit ihr und mir selbst einige Dinge klar geworden:
Eine Beziehung zu führen ist immer Arbeit - egal welchen Partner man hat. Einmal heiraten und dann ewig glücklich sein funktioniert nicht. Wenn beide nicht kontinuierlich an der Beziehung arbeiten, lebt man sich fast zwangsläufig auseinander. Und schon ist die Rollenverteilung in "gut" und "böse" dahin!
In meinem Fall rührte die Verletzung nicht daher, dass ich meiner Lebenspartnerin die sexuelle (und natürlich auch emotionale) Abwechslung nicht gegönnt hätte, sondern aus dem Gefühl als Partner abgesetzt und nicht mehr begehrt zu werden.
In meinem Kopf gab es den fehlerhaften Schluss, dass sexuelle Exklusivität gleichbedeutend damit ist, Kontrolle über die Sexualität meiner Partnerin ausüben zu können.
Ich musste also als "betrogener Partner" auch über meine eigene Einstellung zur Partnerschaft nachdenken und fand dabei heraus, dass ich dachte, durch die Heirat eine Art Anspruch auf körperliche Nähe zu haben. Dies hat aber vielleicht nicht so viel mit Liebe zu tun, wie man beim Begriff der ewigen Liebe meinen sollte.
Die Frage könnte also vieleicht sein: Wie kann ich machen, dass mein Partner nicht das Bedürfnis hat ausbrechen zu wollen? Welche Bedürfnisse meines Partners erfülle ich gerade nicht, und wann ist das passiert? Kann und muss ein einzelner Mensch alle Bedürfnisse eines anderen Menschen befriedigen?
Was die "Ausbrechenden" davon lernen könnten wäre: Kommuniziert eure Gefühle und versucht, mit eurem Partner aus dem "Problem" einen Bewusstseinsprozess zu machen. Gebt eurem Partner Zeit, denn das dauert und schmerzt!
Es lohnt sich, denn vielleicht bringt euch das gemeinsam in eine viel bessere Situation, in der beide Seiten gehört werden und Freiheiten bekommen, und in der gleichzeitig noch das gerettet wird, was in eurer Beziehung toll war und euch bis dato beieinander gehalten hat.
Und das könnte schon der Sinn hinter dem Ausbruch sein. Ganz im Sinne von Kintsugi wird dann vielleicht aus zerbrochenem Porzellan etwas neues, tragfähigeres, wunderschönes, ehrlicheres und für beide Seiten weniger belastendes. Vielleicht auch ohne "Beziehung" miteinander aber mit Respekt füreinander.