„Danke für das Thema, ich hab schon die ganze Zeit hin und her überlegt nebenan was zu schreiben
Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern in dem ich beschloss "es jetzt durchzuziehen".
Vorausgegangen war eine eigentlich glückliche aber durch eine mentale Erkrankung meines Partners und wirtschaftliche Sorgen sehr belastete Beziehung. Ich wollte diese Beziehung unbedingt halten, weil ich mir nicht eingestehen wollte, das wir so keine Zukunft haben, hatte ich dafür doch sogar in Kauf genommen meine Familie zu verlieren.
Als ich dann selber unter die Räder kam und mir alles über den Kopf wuchs, war da jemand der mich auffing, sich all meiner Sorgen und Ängste annahm, mir in der Zeit sehr gut tat und mich durch dunkle Nächte brachte. Ein emotionaler Hafen.
Irgendwann kam einfach der nächste Schritt. Ich konnte gar nicht genug vom Spiel mit dem Feuer bekommen. Keine Sorgen, das Flirten, der Sex, die Gefahr entdeckt zu werden... Es war eine aufregende, lebendige Zeit an die ich gerne zurückdenke.
Es ging nie um Liebe oder darum meinen Partner weh zu tun oder auch nur im Ansatz um die Beziehung. Genau genommen ging es in diesen Momenten endlich einmal nur um mich und nicht um meinen Partner oder die Beziehung. Es war Urlaub im Kopf, komplettes ausblenden der Realität, eine Flucht aus der Welt, aus der ich keinen Ausweg sah.
Aufgeflogen bin ich nie. Hab es aber trotzdem "gestanden" und den Mut gefunden mich zu trennen.
Letztendlich hat mir das Ganze geholfen, mehr für mich selbst einzustehen, mich mit meiner Sexualität und dem Thema Monogamie auseinanderzusetzen und meine Einstellung zu ändern.
Das kommt mir sehr bekannt vor, so ähnlich war es bei mir auch, mit dem Unterschied das wir uns nicht getrennt haben, auch natürlich der Kinder wegen und uns auf eine Öffnung geeinigt haben.
Zur Zeit läuft es damit sehr gut damit und wir haben beide das Gefühl das es unserer Beziehung gut geht, auch dadurch das wir derzeit eine gewisse räumliche Trennung haben. Wir sind weniger angespannt und dadurch spüren sich die Kinder unsere Ruhe.
Dieser Ausbruch hat für mich schon viel verändert und meinen Blick für alternative Lebenskonzepte geweitet, und auch auf eine gewisse Art näher gebracht.
Für mich bedeutet es dennoch nicht das ich meine Einstellung zu Liebe geändert habe.
Der Ausbruch bedeutet nicht das ich unpersönlichen Sex zu suche, sondern einfach auch einen Menschen dem ich darüber hinaus mag, anders mag als meinen Partner, andere Dinge unternehme als zuhause, was er genauso machen dürfte.
Deshalb wäre es auch nie beliebig, sondern eben eine schöne Ergänzung und Bereicherung des Lebens…
Wie es auf Dauer funktioniert, ob man jemanden findet der in dieses „Konstrukt“ überhaupt hinein passt, weiß man natürlich nie, aber der Ausgangspunkt so wie er ist, ist für uns beide gerade eine gute Lösung.