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Nachdem mir dies klar war, konnte ich meinen geerbten Täterkomplex mithilfe einer Familienaufstellung auflösen. Nun konnte ich auch ohne SM leidenschaftlich sein, ich war so erleichtert! In der Folge verlor ich jedes Interesse an SM, vermisste es nun gar nicht mehr, denn ich "brauchte" es nicht mehr für mein persönliches Thema.
Puh.
Ganz offen: Das ist ein in meinen Augen sehr, sehr schwieriger Beitrag.
Ganz wichtig vorab: Ich will keine Deiner Erfahrungen in Abrede stellen oder auch nur relativieren. Ebenso wenig will ich spekulieren, was eine "Familienaufstellung" als Methode mit diesem Thema zu tun haben könnte und wie ich genberell die Idee eines "kollektiven Täter-Selbstbildes" finde.
Aber auch, wenn ich all das lasse: Dein Beitrag pathologisiert. BDSM-Lust entsteht in dieser Sichtweise aus irgendwelchen persönlichen Defiziten. Bei Dir aus dem Täter-Selbstbild, bei "Shades of Grey" aus der Unfähigkeit, zu lieben, bei Freud aus Abwertung der Mutter ... die Liste ist lang. Und sie ist nicht haltbar.
Sexuelle Neigungen entstehen, das war hier schon oft Thema und Beispiel, ungeklärt, aber früh. Sie sind NICHT pathologisch, keine Frage von Schuld.
Noch einmal: Wenn etwas für Dich funktioniert und Du Dich jetzt gut damit fühlst und vor allem besser als voher: wunderbar. Aber an alle anderen, die dies hier vielleicht lesen und sich fragen, was denn wohl mit ihnen los ist: Wer gerne Frauen haut, ist weder pervers noch ein böser Mensch noch etwas schuld. Er ist vielleicht sogar Feminist. Nicht deswegen natürlich. Aber eben auch nicht trotzdem. Man muß und kann Sadismus nicht "heilen", ebenso wenig wie man Homosexualität "gesundbeten" oder Transidentität "behandeln" kann.
(Und ja, ich weiß, dass Neigung, Identität und Orientierung nicht dasselbe sind. Sie ähneln sich aber in Schuldlosigkeit und Stabilität.)