„Das Thema schmerzt - und deshalb kochen dabei Emotionen hoch.
Ich möchte trotzdem kurz schreiben, was grundsätzlich schon Stand der Forschung ist, und was nicht. Grundsätzlich gibt es nahezu unendlich viele Gründe, weshalb sich Menschen für oder gegen längerfristige Beziehungen entscheiden.
Grundsätzlich völlig korrekt ist die Darstellung von "Kosten" und "Nutzen".
Der "Nutzen" ist das eigene Gefühl, welches ich erleben möchte. Die "Kosten" sind das, was ich dafür im weitesten Sinne "anbieten" möchte. Das Verhältnis aus „Kosten“ und „Nutzen“ könnte man bei einer Unausgeglichenheit als Egoismus bezeichnen. Dabei kann man sich selbst als Egoisten einordnen als auch den Partner. Die relevanten Punkte, die „Kosten“ oder „Nutzen“ darstellen, sind vollkommen individuell, d.h. auch zwischen den Partnern meist völlig verschieden.
In früheren Zeiten waren für Frauen, die nicht arbeiten durften, die „Kosten“ z.B. das „Ertragen des Mannes“, fast egal wie er sich verhielt. Und der Nutzen das „Nicht-Abrutschen in finanzielle Isolation“ oder „das Behalten des sozialen Status“.
Heute ist das, wie in der Diskussion beschrieben oder auch vorstehend von mir (unzulässigerweise) aufgegriffen, viel komplexer.
Richtig ist jedoch, dass es in der Regel um eine UNBEWUSSTE „Kosten-/Nutzen-Maximierung“ geht. In tiefenpsychologischen Therapien versucht man, Beziehungsmodelle dahingehend zu klären, weshalb man einerseits einen bestimmten „Beziehungsnutzen“ erwartet und welche „Beziehungskosten“ man in der Regel bereit war, dafür zu „zahlen“ – inkl. Co-Abhängigkeit bei bestimmten Krankheitsbildern.
Nur noch einmal ins Gedächtnis gerufen: Der Nutzen ist ein Gefühl – z.B. ich möchte mich geliebt fühlen. Was das aber bedeutet, ist vollkommen individuell. Und innerhalb von Beziehungen ändert sich das auch im Zeitablauf. Oben (Seite 24) hat
@*****a63 geschrieben: „Ich bin nur froh, dass ich bisher meine Sexpartner attraktiv gefunden habe.“ Dann sei kurz die Frage erlaubt: Glaubst du, die ganze „Frauenwelt“ findet deine Sexpartner attraktiv? Und weiter: Was macht denn diese Partner für dich attraktiv? Du hast von denen nichts weiter erwartet als einen Nutzen. Vielleicht wilden Sex oder ruhigen. Schöne Stimme. Schöner Körper. Darf er/sie auch dumm sein. Nicht? Aha, du willst also auch den Nutzen "Klugheit", vielleicht Bewunderung deines Umfeldes.
Kurzgefasst: Langfristig bindet man sich an jemanden, wenn man das GEFÜHL hat, dass es passt: Mit „Kosten“ und „Nutzen“, langfristig.
Und nochmal: Nahezu alles läuft unterbewusst. Warum findest du die Stimme toll und 1000 andere Frauen nicht? Vielleicht ähnelt sie deinem Vater oder ersten Freund. Vielleicht auch der Stimme von einem Schauspieler, den du im Teenie-Alter genial gefunden hast.
Ich kenne jemanden, der nur Skinny-Frauen attraktiv findet. Weil sich der Vater die Familie wegen einer vollbusigen Frau hat scheiden lassen. Herausgefunden in einer tiefenpsychologischen Therapie. Zumindest ist das „der Grund“ aus der Sicht von heute. Oft genug lässt sich ein Grund (oder mehrere Gründe als Paket) Jahrzehnte später nicht mehr nachvollziehen.
Wenn man sich bewusst oder unbewusst dafür entscheidet, Single zu bleiben, dann meist deshalb, weil man glaubt, dass die Kosten (wie z.B. Aufgabe der „Freiheit“) zu hoch sind, für das, was man „in the long run“ dafür bekommt (z.B. langweiligen Sex, weil das nach ein paar Monaten immer so war).
Und bitte eins nicht vergessen: Egal wie zauberhaft die Liebe ist, die ihr empfindet: Das individuelle Gefühl ist nie dasselbe wie das des Partners – jeder lebt vollkommen in seiner eigenen Welt mit dem eigenen Gefühl.
Wer glaubt, dass der Partner „gleich“ empfindet, liegt falsch – weil jedes Hirn völlig einzigartig ist, der gesamte Körper einzigartig ist (z.B. im Übertragen von Berührung) usw.
Jeder Glaube daran, dass beide dasselbe meinen, wenn sie von „Liebe“ sprechen, ist absolute Illusion.
Und jetzt meine Antwort auf die Frage: Ist die Partnersuche schwieriger geworden?
Ja, ich denke, dass diese (unbewusste) Kosten/Nutzenabwägung heute viel stärkeren Maß stattfindet bzw. sich deren Parameter verschoben haben - insbesondere auch mit zunehmendem Alter.
Im Laufe des Lebens hat man kennengelernt, was man will und was nicht. Und die "Verheißungen der Liebe" werden mit zunehmender Lebenserfahrung kritischer hinterfragt - trotz der Sehnsucht genau danach.
Du hast mein Interesse geweckt , du beschreibst verhaltenstherapeutische Ansätze , steigst aber leicht in die Tiefenpsychologie ab. Schwer einzuschätzen für mich , ob es gesammeltes Laienwissen ist, oder du tiefenpsychologisch bzw. verhaltenstherapeutische geschult sein könntest . Könntest du unter Umständen weiter ausholen , das wäre sehr interessant für mich ?
Zumindest kann ich herauslesen das dir die Lehre der Psychlogie nicht ganz unbekannt zu seinen scheint:
Edit : ich habe nur Laienwissen zu diesem Thema, siehe vorige Beiträge von mir die Themen oberflächliche anreißen , und klar deutlich machen ich habe keine wirkliche Ahnung von dieser Materie.