Den Begriff des "homo oeconomicus" habe ich gar nicht verwendet, weil dieser explizit auf das Bewusstsein aufsetzt - d.h. auf bekannte rationalen Faktoren.
Ich habe hingegen folgendes geschrieben: "Der "Nutzen" ist das eigene Gefühl, welches ich erleben möchte. Die "Kosten" sind das, was ich dafür im weitesten Sinne "anbieten" möchte. [...] Richtig ist jedoch, dass es in der Regel um eine UNBEWUSSTE „Kosten-/Nutzen-Maximierung“ geht. [...] Die relevanten Punkte, die „Kosten“ oder „Nutzen“ darstellen, sind vollkommen individuell, d.h. auch zwischen den Partnern meist völlig verschieden."
Dann wollen wir doch einmal über die Faktoren, die eine Entscheidung beeinflussen (z.B. Beziehungsverbleib vs. Beziehungsabbruch), allgemein schreiben.
Eine Entscheidung wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die je nach Situation, Kontext und individuellen Merkmalen variieren können. Hier sind einige wichtige Faktoren, die eine Entscheidung beeinflussen können:
1. Persönliche Merkmale und Eigenschaften: Individuelle Merkmale wie Persönlichkeit, Werte, Überzeugungen, Erfahrungen, Emotionen und kognitive Fähigkeiten spielen eine wesentliche Rolle bei der Formulierung von Entscheidungen. Jeder Mensch bringt seine einzigartige Perspektive und Präferenzen in den Entscheidungsprozess ein.
2. Ziele und Motivation: Die Ziele, die eine Person erreichen möchte, und ihre Motivation, diese Ziele zu erreichen, beeinflussen stark die Entscheidungsfindung. Die Bedeutung eines Ziels und die damit verbundene Motivation können dazu führen, dass eine Person bestimmte Optionen bevorzugt oder ablehnt.
3. Information und Wissen: Die Verfügbarkeit von Informationen und das Wissen über die verfügbaren Optionen beeinflussen die Qualität und den Ausgang einer Entscheidung. Personen neigen dazu, Entscheidungen auf der Grundlage der verfügbaren Informationen zu treffen, was bedeutet, dass der Zugang zu relevanten und genauen Informationen von entscheidender Bedeutung ist.
4. Risiko und Unsicherheit: Die Wahrnehmung von Risiko und Unsicherheit kann die Entscheidungsfindung stark beeinflussen. Einige Personen sind risikofreudiger und offen für unsichere Optionen, während andere risikoavers sind und sich für sicherere Alternativen entscheiden.
5. Soziale Einflüsse: Die Meinungen, Erwartungen und Normen anderer Menschen in unserem sozialen Umfeld können unsere Entscheidungen beeinflussen. Soziale Einflüsse können durch Gruppendruck, soziale Normen, soziale Vergleiche und kulturelle Einflüsse vermittelt werden.
6. Zeitliche Beschränkungen und Dringlichkeit: Die Verfügbarkeit von Zeit und die Dringlichkeit einer Entscheidung können den Entscheidungsprozess stark beeinflussen. In Situationen mit Zeitdruck können Personen gezwungen sein, schnellere Entscheidungen zu treffen, während sie in Situationen mit mehr Zeit möglicherweise gründlichere Überlegungen anstellen können.
7. Ressourcen und Einschränkungen: Die Verfügbarkeit von Ressourcen wie Geld, Zeit, Energie und anderen materiellen oder immateriellen Ressourcen kann die Optionen beeinflussen, die einer Person zur Verfügung stehen, und somit ihre Entscheidungen beeinflussen.
Diese Faktoren interagieren miteinander und können sich gegenseitig verstärken oder abschwächen, um die letztendliche Entscheidung einer Person zu formen - viele der Faktoren werden jedoch gar nicht separat betrachtet, sondern münden in einem Mix von Gefühlen. Der Entscheidungsprozess ist daher komplex und dynamisch.
Verhalten, welches man mit Altruismus zu erklären versucht, lässt sich vielfach deutlich schlüssiger mit dem Modell aus bewusster und unbewusster "Kosten-/Nutzenrechnung" erklären.
Und weil sie sich vermutlich so sehr an den Begriffen "Kosten" und "Nutzen" reiben, beschäftigen Sie sich einfach mit folgenden Modellen, die Kosten und Nutzen von Handlungen oder Entscheidungen, allerdings auf psychologischer und sozialer Ebene behandeln:
1. Sozial-kognitive Theorie: Die sozial-kognitive Theorie, entwickelt von Albert Bandura, beschäftigt sich mit dem Einfluss von sozialen Umgebungen und individuellen Überzeugungen auf das Verhalten. Sie betont die Bedeutung von Selbstwirksamkeitserwartungen, also der Überzeugung einer Person, dass sie in der Lage ist, bestimmte Handlungen erfolgreich auszuführen. Menschen treffen Entscheidungen basierend auf ihren Einschätzungen der Kosten und Nutzen sowie ihrer Überzeugung, dass sie in der Lage sind, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
2. Prozessmodell der Emotionsregulation: Dieses Modell, das von James Gross entwickelt wurde, beschreibt, wie Menschen Emotionen wahrnehmen, interpretieren und regulieren. Es betont die Kosten-Nutzen-Analyse, die Menschen durchführen, um zu entscheiden, ob und wie sie ihre Emotionen regulieren sollen. Zum Beispiel können sie abwägen, ob es sich lohnt, die Kosten einer intensiven emotionalen Reaktion zu tragen, oder ob es vorteilhafter ist, die Emotionen zu regulieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
3. Theorie des geplanten Verhaltens: Diese Theorie, entwickelt von Icek Ajzen, untersucht die Vorhersage und Erklärung menschlichen Verhaltens basierend auf individuellen Absichten. Sie postuliert, dass Verhalten von Absichten abhängt, die wiederum von Einstellungen, subjektiven Normen und wahrgenommener Verhaltenskontrolle beeinflusst werden. Die Kosten und Nutzen bestimmter Verhaltensweisen werden in den Entscheidungen berücksichtigt, die zur Bildung von Absichten führen.