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Bei uns wird am späteren Abend die Kussfreiheit eröffnet, das macht meistens das Prinzenpaar. Danach wird das närrische Standesamt eröffnet und eigentlich könnte jeder jeden küssen. Aber wie gesagt, es wird wenig Gebrauch gemacht davon und die närrische Hochzeit hat nur Bestand bis zum nächsten Hahnenschrei. 😉
Aber was bedeutet denn "Kussfreiheit" nun?
Die Grundidee, dass Menschen gesellschaftliche Regeln für eine begrenzte Weile ausser Kraft setzen, finde ich erst mal nicht verwerflich. Persönlich könnte ich weder die Musik noch die Menschenmassen noch die damit verbundenen Gerüche ertragen. Aber Wenn Helga und Heinz es drei Tage im Jahr richtig krachen lassen, nachdem sie ein Jahr lang gesund und monogam gelebt haben, und damit genau die für sie richtige und sich selbst "erlaubte" Dosis Freiheit und Abenteuer erleben, ist das doch im Kern positiv. Klar kann man es als Schwäche sehen, sich die Erlaubnis nicht ständig geben zu können, aber möglicherweise gibt es dafür auch einfach gute Gründe. Und besser als gar keine Erlaubnis ist es ja allemal.
Wenn, und da kommt die Kussfreiheit in's Spiel, die Grundidee Konsens ist. Wenn viele Menschen auf viel Alkohol treffen, gibt es IMMER Übrgriffe. Ist Scheiße, ist Faktum. Aber wenn der Konsens systematisch ausgesetzt wird, weil alle alle anderen auch ohne deren Einverständis küssen "dürfen" (was mit ziemlicher Sicherheit auf mindestens "angrabbeln" ausgeweitet wird, ebenso, wie subtile "Neins" ungehört verhallen. Und ich wäre überrascht, wenn das nicht überwiegend von Männern gegenüber jüngeren Frauen ausgeht.), finde ich das fies.
Oder heißt "Kussfreiheit" einfach nur, dass Paare drittküssen (plus X) "dürfen" und die andere(n) Person(en) "darf" das nicht übel nehmen? Das wissen dann ja alle Beteiligten bevor sie den Saal betreten.