Aus der Homo-Ecke:
Schwule Männer können in der Regel (auch hier: nicht alle) ohne Anlaufzeit. Dies betrifft sowohl Orte wie Cruisingparkanlagen, Gaysaunas (Pendant zum Swingerclub) als auch Gaybars mit entsprechenden Räumlichkeiten zum Geschlechtsverkehr. Die Darkrooms sind ja in der Regel auch ein fester Bestandteil vieler Gaycruisingorte.
Wenn ich zur
Secrets The Unisexday in der Phoenix Sauna in Köln zu Besuch bin, ist an diesem Event ein gemischtes Publikum unterwegs: homo, hetero, bi, Transpersonen, Männer, Frauen.
Auch die
Hot & Spicy in der Dragon Sauna in Hamburg mit dem gleichen Konzept habe ich besucht.
Bei beiden Veranstaltungen konnte ich einen deutlichen Unterschied im Annäherungsverhalten des Heteropublikums zum Homopublikum merken. Die meisten heterosexuellen Personen sind sehr offen für Gespräche, Getränke oder eine gemeinsame Mahlzeit, bevor überhaupt irgendwas an sexuellen Handlungen stattfindet. Die Schwulen: Umziehen, Duschen, Arsch ausspülen, runter in die Katakomben, Ficken. Gemeinsames Getränk miteinander; wenn überhaupt dann danach. Aber nicht zu lange; der Nächste wartet schon unten.
Als Homosexueller erlebe ich das Annäherungsverhalten oft eher distanzierter, eher triebgesteuerter, deutlich anonymisierter und zuweilen auch wahlloser. Unabhängig vom Risiko der Geschlechtskrankheiten (auch HIV ist nun mal bei Homosexuellen deutlich höher vorhanden; das sollten wir uns einfach mal endlich eingestehen) ist manchmal eine mentale Barriere zwischen uns vorhanden, die Gespräche verhindert. Es ist mir bis heute nicht klar, ob das aufgrund der Verletzungen und Abweisungen, die ein homosexueller Mann im Laufe seines Lebens mitgemacht hat, basiert; und ob er diese Verletzungen und Abweisungen dann in den zwischenmenschlichen Kontakt mitbringt. Oder ob es daran liegt, dass der Mann an sich - und somit der heterosexuelle Mann auch - nunmal umtriebiger ist, als es die Frau ist. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus diesen beiden Faktoren.
Dennoch stelle ich immer wieder eine Traurigkeit oder Leere an solchen Orten bei bestimmten Männern fest. Vor allem dann, wenn nur noch solche sexuellen Begegnungen bei diesen Menschen ablaufen. Und es außerhalb der Orte dann keine Freunde, keine Partnerschaft oder anderen Interessen außer der sexuellen Tätigkeiten gibt.
Dennoch möchte ich mich selbst von diesem "Fuck & Go" nicht unbedingt distanzieren. Ich glaube, wenn man mit sich selbst zufrieden ist und ein gut ausgefülltes Leben füllt, können solche Begegnungen ab und an wie der Besuch einer Fastfood-Bude sein. Sie bereiten mir Spaß, sollten aber akzentuiert ablaufen.
Am Ende möchte ich auch nicht jedes Mal nach einem angestrengten Tag zu viel vom Tagesablauf meines Gegenübers wissen. Manchmal ist es auch okay, eine Projektion zu haben und muss nicht das Wahre und Tiefe des Gegenübers ergründen, um sich vor einander zu entblößen. Dann gibt es auch diese Momente, in denen Flirten sicherlich ein sehr wichtiger Faktor ist, um sich in der Begegnung miteinander zu beflügeln.