Für jemanden, der es nicht gewohnt ist, über seine Gefühle zu reden, ist es unglaublich schwer, diese in Worte zu fassen. Wenn man nicht weiß, wie es geht, dann ist man in dieser Situation völlig hilflos.
Zu erfahren, wie man jemanden, der einem viel Bedeutet, weh tut, macht die Situation nicht leichter. Zumal man ja keine wirkliche Lösung zu bieten hat.
Dann kommt die Verzweiflung des anderen, gemischt mit Wut, weil ma nicht "redet" obwohl es doch so einfach ist, und das Gefühl, dass man nicht verstanden würde, was dann auch als Vorwurf bei dem nicht redenden ankommt.
Und diese Situation wiederholt sich dann, immer, und immer wieder.
Stellt Euch mal vor, zwei Menschen lieben sich. Der eine kann schwimmen, der andere nicht. Im Sommer stehen sie an einem See, mit einer Insel. Der eine sagt: da muss es toll sein. Komm, wir schwimmen hin, schauen uns das ganze an, und verbringen dort eine schöne Zeit, oh, das wird so toll. Und wech ist der eine. Der andere steht da, ungläubig, dass er einfach zurück gelassen wurde. Der erste kommt auf der Insel an, wartet, und bleibt allein. Brüllt über den See, der ander solle kommen, der steht am Ufer und brüllt zurück: komm zurück.
So, und jetzt stellt Euch vor, die beiden können sich gar nicht vorstellen, dass der andere nicht schwimmen kann, dass man das nicht wissen könnte...
Ja, Schwimmen kann man lernen. Reden auch. Aber, viele lernen das nicht "allein". Es gibt Schwimmunterricht, es gibt Therapeuten.
Könnt Ihr Euch vorstellen, dass der Nichtschwimmer sich dessen schämen könnte? Und jetzt wird er so bloß gestellt.
Ich tat mir früher sehr, sehr schwer damit, über meine Gefühle zu reden, schon sie überhaupt so zu erfassen, dass ich den Zustand mit Worten beschreiben konnte, Wörter sind so "eindimensional", Gefühle so komplex.
Irgendwann ist so etwas wie ein Knoten geplatzt. Es ging dann, noch lange nicht perfekt, aber, es gab eine Basis der Verständigung, auf der man aufbauen konnte.
Es können versschiedene Bedürfnisse sein, die Paare letztlich trennen. Es kann aber auch Unverständnis, Scham und gefühlte Hilflosigkeit sein.
Reden allein beseitigt keine Konflikte. Es gibt gerade genug Kriege auf dieser Erde, und es ist mir egal, wie diese Situation politisch korrekt zu bezeichnen sein mag. Für die Opfer ist das völlig egal.
Manchmal haben Worte verschiedene Bedeutungen. Manchmal braucht man Fremde, die helfen, zu übersetzen. Und, was ganz schwer ist, man muss sich von Vorwürfen in einem gewissen Umfang befreien. Wird es persönlich, wird es emotional, eine Lösung zu finden nicht einfacher.
Die beiden haben es lange genug allein versucht. Wieder und wieder das gleiche zu versuchen wird selten zu einem anderen Ergebnis führen. Ich schrieb es schon einmal. Ein Therapeut kostet Geld, eine Trennung Geld und Nerven.