Ich hatte zwei Situationen im Leben, in denen mir die Haare kurz geschnitten wurden.
Beim ersten Mal war ich Anfang 20zig und wollte einfach wissen, wie es ist, wenn ich raspelkurze Haare habe. Also habe ich mir die Haare auf 3 Millimeter scheren lassen und meine erste Empfindung war:
„F**k ist das kalt.“
Es war mitten im Winter und ich habe elendig gefroren. Das war eine neue Empfindung am Kopf zu frieren, da ich bis dato immer nur lange Haare getragen habe.
Zu dieser Zeit war ich überwiegend mit der Bahn unterwegs und meine Frisur hat dazu geführt, dass mir fremde Menschen permanent auf den Kopf gefasst haben, da ich aussah, wie ein Monchichi und jeder das Monchichi streicheln wollte.
Ich werde auch so schon ungerne von fremden Menschen angefasst… noch weniger gern habe ich es, wenn das Anfassen am Kopf oder im Gesicht stattfindet.
Man kann sich also meine lebhafte Begeisterung in dieser Situation vorstellen.
Danach habe meine Haare viele Jahre als Bob, bzw. Kinn lang getragen.
Mit Ende 20zig hat meine berufliche Karriere so langsam Fahrt aufgenommen und damit einher wurden auch meine Jahre, bzw. mein gesamtes Erscheinungsbild ein Thema.
Denn ich sehe für mein Alter recht jung aus. Vor 10 Jahren noch mal mehr als es heute der Fall ist.
Wenn man irgendwo reinspaziert und der Architekt oder Bauherr hält einen für die Azubine ist das am Anfang des Gespräches etwas suboptimal.
Also habe ich mir damals einen Pixie schneiden lassen und das hat auch (erstaunlicherweise) geholfen.
Ich wurde (gefühlt) anders und distanzierter behandelt und weniger als Frau wahrgenommen, sondern war schneller auf der Stufe meiner männlichen Kollegen.
Ich wurde auch hin und wieder mal gefragt, ob ich lesbisch sei.
Auch haben mich die kurzen Haare optisch älter wirken lassen und das war am Ende auch der Sinn und Zweck dieser Übung.
Meinem Mann gefielen die kurzen Haare ausnehmend gut.
Meinem restlichen privaten Umfeld hingegen gefiel es gar nicht.
Es gab viele (ungefragte) Meinungen, die alle ähnlich ausfielen: „Kurze Haare sind doof, sind unweiblich.“
Auch so habe ich einen Unterschied gemerkt, wenn ich allein in Köln usw. unterwegs war.
Ich werde allein oft von irgendwem angesprochen und auf einen Kaffee eingeladen.
In der Zeit, in der ich die kurzen Haare hatte, ist das nicht einmal vorgekommen.
Aktuell habe ich meine Haare so lang, so lang waren sie das letzte Mal, als ich Teenie war.
Das rührt allerdings derzeit von dem Umstand her, dass ich zu faul bin zum Friseur zu gehen.
Beruflich muss ich in Sachen Haaren mittlerweile nicht mehr nachhelfen, denn mittlerweile werde ich zumindest auf Ende 20zig geschätzt und nicht mehr für den Azubi gehalten.
Vor kurzem hatte ich noch mal überlegt mir die Haare abzuschneiden (Lange Haare sind halt warm, fliegen ständig durch die Gegend und ich muss jeden Tag saugen.).
Aus meinem privaten Umfeld kam gerade von der männlichen Fraktion ein Aufschrei, dass ich das bloß nicht machen soll.
Die meisten Männer stehen eben auf lange Haare.
Was für mich am Ende des Tages jedoch egal ist, denn der wichtige Typ in meinem Leben (mein Mann) liebt mich mit jeder Frisur und ich bin diejenige die entscheidet, was sie wann tragen will.