@*******uen Feiern und Feiern sind zwei Paar Regenstiefel. Wacken ist in einem Ausmaß gewachsen, auch von der Camping-Fläche, wie kein anderes Festival, das ich kenne.
Ich bin jedes Jahr mit der Bahn nach Wacken gefahren. Immer traf man andere Besucher in den Wagons und an den Bahnhöfen. Das Festival begann schon mit der Anreise. Das Camping-Areal war deutlich kleiner und man kam schnell ins berühmte Dorf und auf das Infield, wo die Bühnen sind. Hatte man etwas nicht dabei, ging man zu den Nachbarn. Es war ein cooles miteinander.
Insbesondere ab 2022 durfte man schon 45 Minuten laufen, um zum Infield zu kommen. Jedenfalls wenn man mit dem Auto anreiste – so wie meine Bekannten, mit denen wir (meine Partnerin und ich) zelten wollten. Sie hatten einfach Pech bei der Einweisung mit all den anderen Autofahrern, derer es mehr gibt denn je. Die Veranstalter haben eine der Bühnen so „verlegt“, dass man auch das Dorf nur etwa einer Stunde Fußmarsch über frisch „erschlossenen“ Acker erreicht. Dort angekommen hört man von den Bewohnern, dass gegen 22:00 das Ordnungsamt kommt, alle Stände dicht macht und generell von den Veranstaltern nicht länger gewünscht ist, dass das Dorf die Rolle einnimmt, die es 30 Jahre innehatte.
Da jeder mit dem Auto anreist, bilden sich kleine Parzellen und die Leute bleiben für sich. Es gibt weniger Austausch, schließlich hat man im Auto auch alles für alle Eventualitäten dabei – man geht nicht mehr zu den „Nachbarn“. Außerdem kann man seinen eigenen Strom-Generator mitnehmen, dann muss man nicht auf die geliebte Ballermannmusik verzichten, wenn man vor Sonnenaufgang, nach dem Aufstehen, über den Tag hinweg und weit nach Mitternacht vor dem Zelt sitzend Bierchen zischen will. Warum die Bands sehen, wenn es doch nur darum geht, dass man auf WACKEN
gewesen ist?
Klar ist zwar auch: Ich als Fan der Musik verbringe nur einen kleinen Teil meiner Zeit auf dem Campinggelände. Warum sollte es mich also kümmern? Lass den Leuten doch ihren Spaß! Doch es hört auf dem Infield nicht auf. Manche Konzerte habe ich, gezwungenermaßen, mit dem Rücken zur Band verbracht. Die Zahl der Crowdsurfer ist exorbitant hoch und wenn man denselben zappelnden, sich für Social Media filmenden Menschen, ein viertes Mal über sich hievt, wird man langsam sauer. Denn dieser Mensch, der nur für seinen Instagram-Kanal auf dem Festival ist, nötigt dich, der du für die Musik da bist, dazu, die Band nicht genießen zu können.
Nach einem anstrengenden Wochenende, das dann doch irgendwie Spaß gemacht hat, steht man alleine mit einem anderen Pärchen am Bahnhof Itzehoe und wundert sich, wo denn die Massen, wie man sie aus den Jahren zuvor kennt, geblieben sind. Bis man hört, dass die Bekannten nach 3 Stunden endlich aus dem Abreise-Stau heraus sind...
Idealismus ist es nicht, der mir fehlt (Idealismus/"Trueness" sind in der Metal- und Hardrockszene sowieso überbordend; es gibt schon sehr viele Snobs, die sich in ihrer vermeintlichen Individualität und dem Outsider-tum aalen). Der Kommerz ist bei der Festival-Größe zu erwarten und wenig vorzuwerfen. Es ist, aus vielen Gründen, einfach nicht mehr das Wacken, dass ich gerne besucht habe und nach dem ich sagen konnte "Geil! Bis nächstes Jahr, Rain or Shine"