Liebe
@*********etter, ein paar Gedanken von mir zu deiner Situation:
Deine Lust auf Sex und BDSM und begehrt werden ist genau richtig so wie sie ist und auf keinen Fall zu viel. Lass dir bloß nicht einreden und rede dir auch selber nicht ein, dass irgendwas an dir zu viel wäre. Du bist richtig genau so wie du bist. Deine Sehnsucht nach Liebe und Intensität und körperlicher Erfüllung wird vielleicht nicht immer im Leben Erfüllung finden, aber sie ist ein Teil von dir und sie ist ein Wegweiser, wo du hin willst und was du fühlen möchtest, und den darfst du niemals aufgeben.
Was deinen Partner betrifft: Für die allermeisten Männer auf der Welt gibt es eine Sache, die uns mit Abstand am allermeisten motiviert, jemals irgendetwas zu tun. Und das ist, wenn wir das Gefühl haben, dass es unsere Freiheit vergrößert. Wenn es unsere Freiheit vergrößert, das zu sein und das zu fühlen, was wir gerade sein wollen und fühlen wollen. Und natürlich, wenn es unsere Freiheit vergrößert, im Leben möglichst nichts zu MÜSSEN (zB wenn wir nicht mehr arbeiten müssen, weil wir finanzielle Freiheit erlang haben). Als dein Partner und du euch kennengelernt habt, hatte er ohne Zweifel das Gefühl, dass Nähe und BDSM mit dir seine Freiheit vergrößert. Es hat sich ohne Zweifel für ihn nach Freiheit angefühlt, mit dir, einer hotten 20something seine BDSM-Träume ausleben zu können. Nur an irgendeinem Punkt in eurer Beziehung wurde BDSM und Dom sein zu einer Sache, von der er das Gefühl hat, dass er sie dir schuldet. Dass er sie dir liefern muss. Dass es also eine Sache mehr im Leben gibt, die er MUSS. Mit anderen Worten, BDSM mit dir wurde für ihn zu einer Sache, die gefühlt seine Freiheit einschränkt, statt sie zu vergrößern. Das ist so ziemlich der größte Abtörner, den es gibt. Wenn er in diesem Gefühl drin ist, kommt er innerlich gar nicht hin, zu empfinden, wie attraktiv er dich findet oder wie gerne er wildes geiles Zeug mit dir auslebt. Er schwankt dann nur zwischen "ich SOLLTE ihr das geben" und "ich möchte meine Ruhe haben". Aber Geilheit oder echtes Begehren gibt es in dieser Gefühlslage nicht. Das nur mal, damit du vielleicht ein bisschen seine Seite verstehen kannst.
Das andere ist die Sache, dass höchstwahrscheinlich euer Umgang miteinander im Alltag eure sexuelle Polarität eher zerstört, als sie zu befeuern. Und das ist es, wo auch DU ins Spiel kommst. Du schreibst ja auch, dass es dir in Beziehungen immer so geht, dass die Männer irgendwann das Verlangen verlieren. Was bedeutet, dass es nicht nur an den Männern liegt, sondern dass auch du da ein Muster am Laufen hast. Das zu erkennen, gibt dir aber die großartige Möglichkeit, es dir anzuschauen und Dinge zu ändern. Deswegen würde ich dir an diesem Punkt auch nicht raten, die Beziehung zu verlassen. Du würdest eine riesengroße Chance verschenken.
Ich weiß, dass die allermeisten BDSM-Paare BDSM nur in Form von Sessions ausleben. Für viele scheint das auch gut zu funktionieren. Trotzdem ist es so, dass bei allen sexuellen Dingen der gemeinsame Alltag entweder ein Abtörner oder ein antörnendes Vorspiel sein kann. Dass er die Stimmung, die man im Bett dann ausleben möchte, schon in sich tragen und Lust auf mehr machen kann. Oder dass er zwei Menschen von dieser Stimmung im Gegenteil total wegbringen kann. Für viele Menschen funktioniert es dann oft nicht, wenn es an Sex geht, plötzlich "auf Knopfdruck" geil zu werden, wenn der gemeinsame Alltag eigentlich das Gegenteil von sinnlich und erotisch ist.
Ich kann mir vorstellen, dass du in eurem privaten Alltag oft Dinge strukturierst, kleine Entscheidungen triffst, Dinge planst, Dinge mitkriegst, Dinge bewertest. Auch deinen Partner... "macht er jetzt dies, macht er jetzt das, wie geht es ihm gerade, hat er vielleicht doch mal Lust auf BDSM, nein, wieder ein Reinfall...". Das ist alles höchst okay, und sind auch größtenteils super wertvolle Fähigkeiten von dir. Aber sie in einer Tour in eurem Alltag zur Anwendung zu bringen, ist halt das Gegenteil von Devotion. Wenn du in eurem Alltag alle Fäden in der Hand hältst, bis zu dem Moment, wo PLÖTZLICH er dominant sein soll... das wird so nicht klappen. Zumindest nicht bei deinem Freund, und das muss man nicht unbedingt als was Schlechtes sehen.
Ich kenne dich natürlich nicht, aber dein Anteil am Libido-Verlust deiner Beziehungs-Partner könnte sein, dass du sehr viel kontrollieren und entscheiden und strukturieren willst und dass im Alltag quasi du die "Dominante" bist.
Daran ist im Prinzip auch nichts falsch. Aber: Wenn es in Wahrheit deine größte Lust und Erfüllung ist, in Devotion aufzugehen, dann könnte die Challenge und das Geschenk für dich sein, auch sehr viel mehr im Alltag mit deinem Partner die Kontrolle abzugeben und in Devotion ihm gegenüber zu gehen. Nicht, weil du Entscheidungen nicht treffen könntest (das kannst du wahrscheinlich sogar besser als er), aber einfach, weil es das schönere Spiel für dich ist. Sei da, sei devot, hab die Gefühle, die du gerade hast und zeig sie deinem Partner. Und lass IHN die Ableitungen daraus treffen. Wenn du in der Luft hängst, weil er gerade keine Entscheidung trifft, zeigt ihm, dass du in der Luft hängst. Nicht, indem du es ihm SAGST, nicht indem du ihm deine Analyse präsentierst. Zeig es ihm mit deinem ganzen Körper, mit deinem ganzen Sein. Und wenn er im Alltag auch nur einen Anflug von Dominanz bringt und es dich anmacht, zeig ihm das. Sieh ihm in die Augen und zeig ihm, dass du gerade geil bist und dass du gerade ihm gehörst.
Tu diese Dinge für eine Weile und sieh, was sich in eurer Beziehung ändert.
Wahrscheinlich war das jetzt alles viel zu viel Information in viel zu kurze Worte gefasst. Aber vielleicht kannst du ja (oder kann irgendwer hier) was damit anfangen.