"Ghosting" ist ein ähnliches Modewort wie "triggern" und "toxisch", in der Hinsicht nämlich, dass es für vieles verwendet wird, was uns aufregt, aber oft auch zu schnell und inflationär verwendet wird. Denn: Nicht jede schlechte Beziehung ist gleich toxisch und nicht jeder negative Reiz gleich ein Trigger im Sinne der Psychologie.
Und so ist auch nicht alles, was als "Ghosting" bezeichnet wird, so eines. Wenn man also zB einen bisher reinen Online-Kontakt gemacht hat, und der ab irgendeinem Punkt auf einmal nicht mehr zurückschreibt, dann würde ich das noch nicht als Ghosting bezeichnen. Ich finde schon, dass vorher eine gewisse Art von Beziehung vorgelegen haben muss, also man sich eine Zeitlang regelmäßig real getroffen hat.
Denn nur dann wirkt dieses Ghosting auch so in Form von Schock und Ohnmacht. Aber wenn irgendein Online-Kontakt, von dem man ja oft noch nicht mal weiß, ob die Person überhaupt real so ist wie im Profil, sich auf einmal nicht mehr meldet oder das Joy-Profil gelöscht hat, naja, so what!
Und wenn es aber vorher wirklich eine Art von Beziehung bzw. regelmäßigen realen Kontakt gegeben hat, so behaupte ich, haben noch nicht so viele Leute echtes Ghosting erlebt. Also ja, das hat im Zeitalter des Onlinedatings zugenommen, weil Menschen angefangen haben, sich gegenüber realen Kontakten so zu verhalten wie gegenüber reinen Online-Kontakten.
Aber ich finde es unpassend, deswegen Online-Dating zu verteufeln. Es ist eher so, dass man daran denken sollte, dass bisher reine Online-Kontakte noch keine Freunde sind, auf die man sich verlassen kann. Aber das sollte ja auch klar sein. Und wenn aber reale Freunde oder Beziehungspartner so etwas machen, dann ist das schon ein krasses Armutszeugnis.