Ich glaube das kann an einer Kombination von Dingen liegen:
Im Internet wird zu oft die "schöne, perfekte Welt" dargestellt
Alles sieht bei allen anderen immer glänzend aus. Alle haben scheinbar den perfekten Job, die perfekte Wohnung, den perfekten Urlaub, die perfekten Hobbys, den perfekten Urlaub und die perfekte Beziehung.
Die Ärzte sangen diesbezüglich einmal sinngemäß wo all das bleibe, das die Werbung jedem einzelnen von uns versprochen hat.
Durch diese vermeintlichen perfekten Leben aller anderen wird eine Erwartung an das eigene aufgebaut, welche dann nicht erfüllt wird und zu Frust führt.
Die Erwartung ist zunächst: Wenn ich es energisch genug versuche, etwa das Online Dating, dann werde ich schon jemanden finden. Wenn nicht, dann muss ich das Problem sein.
Und dann installiert man sich dutzende Datingapps, spricht dutzende bis hunderte Personen an und erlebt, dass es nicht klappt. Was man nicht realisiert ist, dass man vielleicht viel zu energisch sucht, dabei zu verbissen wird, schon Frust ausatmet, beim nächsten Date schon zu erwartend ist. Ich vermeide an der Stelle den Begriff "verzweifelt", aber wenn nach 30 Chats mit 30 Personen über 3 Monate endlich mal ein Date dabei herauskommt sind manche Menschen direkt euphorisiert und auf eine Weise überschwänglich, die auch abschreckend wirken mag. Und selbst wenn es nicht abschreckend wirkt gibt es an der Stelle noch hunderte Gründe warum daraus dann doch nichts wird. Ist man aber geistig schon bei "ich bin kurz vor dem Ziel", ist man so euphorisiert, dann ist der Fall umso schwerer und der Aufschlag umso frustrierter, wenn dann doch nichts daraus wird. Das wiederum spiegelt sich in allem was danach kommt. Und es wird mehr und mehr und mehr.
Am Ende geht die Lockerheit verloren, weil sich das Gefühl einschleicht das eigene Leben sei "nicht vollkommen", denn alle anderen haben diese perfekten Datingerlebnisse, die zu perfekten Beziehungen führen nur man selbst nicht.
Niemand ist vor dieser Erwartung gefeit. Natürlich muss sich niemand diesen "Interneterwartungen" ergeben. Das ist aber wie Bodystandards oder "Markenklamotten" in der Schule:
Wenn man eine Scheinwelt permanent vor die Nase gehalten wird mag die Schutzmauer davor noch so dick sein, irgendetwas sickert immer durch. Potenziert sich das mit anderen Dingen hat es irgendwann Auswirkungen. Kein Mensch ist "Kugelsicher". Mein bestern Freund, den ich für eine sehr gefestigte und Frusttolerante Person halte hat vor kurzem alle Datingapps gefrustet deinstalliert.
Mir wurde das vor gut 2, 3 Jahren bewusst, weshalb ich meine Freizeitgestaltung einfach umlegte und mich durch andere Dinge mehr auslastete und dort Leidenschaften weiter befeuerte. Damit war ich im privaten Leben ohnehin ausgelastet, hatte und habe Freunde um mich und spürte zwar, dass mein Bedürfnis nach all den Dingen, die eine intime Beziehung bedingen, nicht erfüllt werden, konnte das aber gut ausgleichen und mir vor allen Dingen selbst genügen. Damit war ich frei mich auf Sachen einfach einzulassen, die schlicht passieren. Meine aktuelle Beziehung begann am Ende gar nicht durch eine Dateanfrage von mir, sondern weil meine aktuelle Freundin mich anschrieb und nach einem Date fragte. Und dann gab es noch eines und noch eines und noch eines, ohne Erwartungen, ohne Druck, vielmehr sogar mit einem kurzen Stolpern nach den ersten zwei Dates, einer Einordung dessen wofür wir eigentlich offen sind, Reflexion und dann waren wir zusammen. Es hat sich ergeben und wir haben uns Zeit gelassen.