„Wie gestaltet Ihr Eure BDSM- oder DS-Beziehung?
Als ich meine erste DS Beziehung hatte, habe ich schon intensiv überlegt, was sie von mir erwartete. Ich hatte mich etwas eingelesen und vorbereitet mit dem Roman: Geschichte der O
Das hat mir sehr geholfen, es war eine gute Vorlage, gab mir eine gewisse Sicherheit und war bei meiner Unerfahrenheit mehr als angebracht. Meine Sub, Ende der1980er nannte man Subs noch O und Ruth hatte ihre Rolle sehr schnell internalisiert.
Seit Ihr erfahren oder Beginner/innen? Benutzt Ihr auch bestimmte Vorlagen oder macht Ihr es " aus dem Bauch" heraus?
Darf Subbie auch selbst Wünsche bezgl. ihrer Behandlung äußern?
Also, bitte:
Zuerst einmal ist die Geschichte der O ein Roman, keine Tatsachenerzählung. Man kann sich von ihr inspirieren lassen - wenn man die passende Partnerin dafür findet, vielleicht sogar nachspielen oder -erleben - aber als Vorlage für eine Beziehung würde ich sie trotzdem grundsätzlich einmal NICHT nehmen.
Und nein: Man nannte subs nie O, niemals. Nur ganz bestimmte, die das auch so wollten. Deine Ruth war offenbar von der Sorte, Glückwunsch. Aber bitte, leg das nicht auf alle um!
Jetzt zu deinen Fragen:
Ich habe 25 Jahre Erfahrungen mit BDSM gesammelt. Trotzdem stand ich in jeder Beziehung immer am Beginn, und wenn es eine neue gäbe, wäre das wieder so. Warum? Weil immer zwei Menschen, die sich auf dieser Ebene noch nicht kennen, zusammenkommen und daraus entsteht dann immer etwas Neues. Was für die eine sub oder den einen Top super war, kann für den/die andere/n genau das Verkehrte sein.
Vorlagen habe ich an sich nie benutzt, im Sinne von kopiert oder imitiert. Mich inspirieren lassen, Anregungen für Spiele geholt, das schon. Aber letztlich sind die Beziehungen immer gewachsen, von uns gestaltet, die wir sie gelebt haben. Das entspricht wahrscheinlich mehr deinem "aus dem Bauch heraus".
Und zu deiner letzten Frage ... ich hoffe doch, dass die ein Scherz ist. Außer du stehst extrem auf Objektifizierung und TPE. Wer "mit einer Puppe spielt" (und ich meine das nicht abwertend, im BDSM hat auch das seine Berechtigung), der wird keine Mitsprache wollen. Sonst sollte man sich immer bewusst sein, dass man es mit lebenden Menschen zu tun hat, mit eigenen Wünschen und Gefühlen. Selbst jemand, der sich dem Willen eines anderen unterwirft, tut das aus eigenem Wunsch.
Ich für meinen Teil habe immer versucht, die Kreativität und Eigeninitiative meiner subs zu fördern - sie ermuntert, Wünsche zu äußern. Selbstverständlich sollte es in die Richtung gehen, die ich mir vorstellte. Aber es war auch Raum dafür da, dass sie sagen konnte, "Ich möchte einmal ausprobieren, wie es ist, oben zu sein und zu bestimmen, was passiert".
Eine Beziehung, in der nur die Wünsche von einem geäußert werden dürfen und erfüllt werden, die wird nicht lange halten. Auch, was die Behandlung betrifft. Grenzen, Tabus und Safewörter sollten sowieso selbstverständlich sein (außer wieder in extremem TPE), also redet sub schon bei ihrer Behandlung mit. Warum nicht auch im positiven Sinn, indem sie sagt, so und so möchte sie gern behandelt werden?