Eine weitere Schwierigkeit an diesen ganzen Selbstzuschreibungsbegriffen ist auch noch, dass es keine fest definierte Grenze gibt, ab wo man "etwas ist". D.h. alle möglichen Leute stehen zumindest ein wenig auf die verschiedensten Sachen: mal ein Bi-Spiel, etwas Spanking, sexy Fetishwear, kluge Konversation.
Und somit könnten sich die Leute aus meinem Beispiel die Badges bisexuell, BDSM, Fetisch, sapiosexuell anbäppen, ob nun im Profil, in Gesprächen usw.. Die Leute überlegen aber auch: Ist das wirklich so doll, dass ich das Badge brauche oder schreckt es gar Leute ab?
Somit nennen sich viele Heterosexuelle, obwohl sie auch homosexuelle Phantasien und Erfahrungen haben, nicht bisexuell, weil sie bisher nur heterosexuelle Beziehungen gehabt haben und meist Heterosex haben. Manche verwenden hier bi-interessiert, andere woanders heteroflexibel. Bei BDSM, Fetisch und sapio gibt es solche "Halbbegriffe" nicht, also muss man sich entscheiden. Und dann gibt es aber Unterschiede: Mit dem Badge Fetisch gilt man als schwierig, mit dem Badge sapio aber als klug, sodass man das lieber wählt.
In beiden Fällen könnte man sich aber fragen: Ist diese Neigung so wichtig für mich, dass sie - wie die TE fragen, anderes, also zB körperliche Attraktion "überstrahlt"? Und ich behaupte, dass es auch bei Fetischisten nur wenige gibt, die das sagen würden, also zB "Hauptsache Latex, der Körper ist mir weniger wichtig oder gar egal." Das sagt kaum jemand, also sagt das natürlich auch kaum ein Sapiosexueller. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde die ganze Frage schwierig.