einschließlich der aufregenden Dynamiken von BDSM
Ich habe ein paar Nächte darüber geschlafen, aber ich merke, dass ich diese "aufregenden Dynamiken" tatsächlich auch noch mal in den Fokus rücken möchte.
Die sind nämlich nicht immer nur gut.
Die können sogar verdammt beschissen sein.
Es gibt etwas, was in einer guten (!) Beziehung niemals passieren sollte, ganz egal, ob es eine BDSM-Beziehung, eine Nicht-BDSM-Beziehung oder irgendwas im Zwischenbereich ist: Das Himmel-und-Hölle-Spiel, bei dem man immer zwischen zwei Extremen schwankt, Glück oder Unglück, aber nie einfache, alltägliche Normalität, Geborgenheit und Vertrautheit miteinander erfährt und erlebt. Dieses Etwas nennt sich wissenschaftlich gesehen Trauma-Bindung, meine ich. Wikipedia schreibt auch darüber:
https://de.wikipedia.org/wiki/Traumabindung
Ich will mich hier aber nicht hinter wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Begrifflichkeiten verstecken, weil so etwas eine Diskussion immer schnell in einen Austausch von Links und Fachartikeln verwandelt. Mein Beitrag hier soll persönlich und subjektiv bleiben, so wie das alle Beiträge in einer guten Forendiskussion sind. Den Verweis auf den wissenschaftlichen Hintergrund der Traumabindung mache ich mehr, weil es mir so leichter fällt, zu beschreiben, was ich in der Hinsicht zweimal erlebt habe, in ganz unterschiedlichen Formen, aber jedes Mal sehr hässlich.
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Ich bin devot, und ich bin es nicht nur im Schlafzimmer, sondern (irgendwie) auch im Alltag gegenüber einem geliebten Mann. So sehr, wie er es zulässt. Wenn er damit nichts anfangen kann, macht das in mir immer eine Unsicherheit, die schwer in Worte zu fassen ist, weil ich dann halt ständig einen wichtigen Teil von mir zum Schweigen bringen muss, damit sich mein Gegenüber wohlfühlt.
Meine Biografie sieht in der Hinsicht so aus, dass ich Beziehungen zu Männern hatte, mit denen an vielen Stellen viel gute Intimität möglich war. Männer, die achtsam und empathisch mit mir waren und ich mit ihnen. Wir konnten miteinander lachen, miteinander schweigen, die Freizeit gestalten. Aber sie waren nicht alltagsdominant, und ich konnte ihnen gegenüber nicht alltagsdevot sein. Und damit fehlte dieser (!) Schlüssel zu tiefer Intimität, den ich gebraucht hätte. Wenn ich nicht alltagsdevot gewesen wäre, wäre mit diesen Männern eine Intimität möglich gewesen, die vermutlich vollkommen ausgereicht hätte, um eine gute, schöne und langanhalten befriedigende Beziehung zu führen. Eine Tiefe und Leichtigkeit, die alles hätte, was man für wirkliche, gute und respektvolle Intimität braucht.
Aber etwas, ein kleines Detail, was zutiefst mit meinem Frausein verknüpft war, fehlte.
Und wenn ich mich in einer Beziehung nicht auch auf dieser tiefen Ebene mit meinem individuell-subjektiven Frausein willkommen und wertgeschätzt fühlen kann, dann fehlt mir diese Ebene der Intimität.
BDSM war hier also nichts, was Intimität geschaffen hat, sondern was sie verhindert hat, und das ist eigentlich ziemlich bitter!
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Es gab dann andere Männer ... Bei denen gab es für diesen (!) Teil von mir Intimität. Zwei waren es. Bei ihnen fühlte ich mich mit meiner alltagsdevoten Seite willkommen. Sie gaben mir ... etwas. Etwas von dem, was ich brauchte. Härte. Bestimmtheit. Ein klares Wollen. Die Bereitschaft, mich auch dann zu nehmen, wenn ich gerade "eigentlich" nicht wollte. Eine klare Vorstellung davon, wie unser Miteinander zu laufen hatte.
Dieser Teil von "Intimität", der mir bei den anderen Männern immer gefehlt hatte, war also da!
Nur, dass diese Männer mir dafür dann nicht die anderen Ebenen von Intimität geben wollten. Es fehlte an Intimität, wenn es darum ging, einfach mal zusammen zu lachen. Zusammen auf Reisen zu gehen. Zärtlich nebeneinander im Bett zu liegen und sich gegenseitig vorzulesen. Herzenswärme. Loyalität. Ich habe bei diesen beiden Männern keine Sehnsucht danach gespürt, mein ganzes Sein zu fühlen. Mein Herz zu berühren und von ihm berührt zu werden. Es gab keine spannenden Diskussionen, kein tiefes Vertrauen, dass man sich im Krisenfall aufeinander verlassen kann.
Der Preis dafür, dass ich mich auf dieser Ebene von Intimität richtig als "Frau" fühlen konnte, so, wie es zu meiner Veranlagung passt, war ein Machtgefälle. Etwas, was sich eigentlich richtig für mich anfühlen würde, weil ich so gebaut bin. Aber es wurde jedes Mal ein Machtgefälle ohne Herzens-Intimität, und dabei habe ich Schaden genommen. Ich habe immer mehr verinnerlicht, dass diese Leere im Herzen, der Abgrund zwischen mir und dem anderen, die Einsamkeit und das emotionale Ausgeliefertsein der Preis sind, den man dafür bezahlen muss, wenn man alltagsdevot ist.
Für mich entstand daraus beide Male eine Trauma-Bindung. Das Gefühl von Erfüllung und Glück, wenn dieser über Jahrzehnte vernachlässigte und verdrängte Teil von mir existieren durfte, der devot war, wenn er Beachtung und Wertschätzung fand, wenn ich fliegen und gehorchen und ich sein durfte. Aber danach gab es jedes Mal diese tiefe, grausame Leere in meinem Herz, weil man sich dort eben nicht berührte. Und aus diesem Hin- und Her zwischen Hölle und Himmel entstand ein sehr festes, stabiles Band, was sich anfühlte wie "große Intimität", weil niemand von außen verstehen konnte, was mich darin festhielt und immer wieder zurückzog.
Es war aber nur Pseudo-Intimität.