Als ich den Beitrag des TE las, dachte ich, ich wäre auf einem dieser Workshops in einer schlecht dekorierten Sporthalle, mit einem Kursleiter mit Mikrofon auf der Bühne, und am Ende gibt es eine Autogrammstunde mit signierter Erstauflage seines neuen Buches.
Ich glaube, der Tonfall, der da mitschwingt, tut dem Thread nicht gut. Just my two cents.
„Sich intensiver mit dem Thema Sexualität auseinanderzusetzen , verdanke ich meinem Ausflug und Kontakt in und durch die BDSM -Welt
Und das habe ich dann weitergegangen...
UNABHÄNGIG von der Spielart und sexuellen Praxis
Ich finde, diese Aussage fasst auch meine Gedanken sehr gut zusammen. Ich denke nicht, dass BDSM per se tiefere Verbindungen ermöglicht, die Vanilla-lebende Paare nicht auch erreichen können. Ich glaube auch nicht, dass BDSM das Nonplusultra eines Klebstoffes darstellt, der eine sexuelle und partnerschaftliche Verbindung viel besser zusammenhält als das andere Klebstoffe könnten.
Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gewisse BDSM-Spiele dafür sorgen können, dass man sich intensiv(er) mit sich selbst, seinen Gefühlen und seinen Bedürfnissen beschäftigt und auch, dass dann beim Sex mehr miteinander kommuniziert wird, als das beim Vanilla-Sex notwendig wäre. Und bei wirklich liebevoll miteinander umgehenden BDSM-Partner spielt auch das Achten aufeinander eine große Rolle. Das alles führt dann vielleicht dazu, dass BDSM-Menschen ihr eigenes Verhalten mit dem BDSM und ihrem BDSM-Partner tiefer und inniger vorkommt.
Interessanterweise begegnen mir (virtuell nur, zum Glück) auch im BDSM immer wieder Menschen, die ziemlich gefühlskalt und triebgesteuert über Leichen gehen. Da wird der Sex-Partner nur als schnelles Mittel zum Zweck betrachtet und/oder die BDSM-Verbindung ist eher schwieriger, vielleicht sogar giftiger Natur. Das kommt natürlich auch bei Nicht-BDSM-Verbindungen vor, jedoch ist mein ganz persönlicher Eindruck der, dass mit den positiven Möglichkeiten, die eine BDSM-Verbindung für die rein zwischenmenschliche Verbindung bietet, auch das Risiko steigt, eine Verbindung mit negativen Merkmalen einzugehen.
Um zurück zu einigen Fragen des TE zu kommen:
Die Beschäftigung mit den vielen verschiedenen Spielweisen des BDSM hat mir vor Augen geführt, wie wunderschön abwechslungsreich Sex und Intimität sein kann. Ich switche sehr zwischen ganz normalen Vanilla-Sex und BDSM-Sex, und meist nimmt der BDSM-Sex den kleineren Teil der Zweisamkeit ein, aber er hat mein Liebesleben trotzdem bereichert. Er ist aber nicht besser oder tiefer, nein. Nur ein bisschen anders.
Aber ich muss zugeben, die gesteigerte Achtsamkeit in ungewöhnlichen Situationen steigert die Lust auf das intimere Kennenlernen meiner Partnerin. Wir entdecken zusammen neue Seiten an uns, die ohne BDSM verborgen blieben. Ist das mehr Tiefe? Wenn man das so sieht, vielleicht schon. Macht uns das zu besseren Menschen? Um Himmels Willen, nein!