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Das wird in der Studie sehr deutlich herausgearbeitet. Etwa 10% haben nach dem Eingriff temporäre Schmerzen, Hämatome, Infektionen (hier macht die Methode einen Unterschied, bei Non-Scalpel ist der Anteil geringer). Ist unangenehm, aber meist nach 2-3 Monaten ausgestanden. Davon rede ich auch gar nicht. Das Post-Vasectomy Pain Syndrome trifft etwa 5% der Männer.
Das Problem bei dieser Aussage: Das Syndrom ist nur eine Teilmenge der Studie. Damit sinkt a) die Größe der Stichprobe und b) wird bei den Limitierungen und Fehlerspannen von der gesamten Studie ausgegangen. Je kleiner das Sample aber ist, desto größer ist die Unsicherheit. Die Methdodik kann ich im Detail nicht bewerten, aber grundsätzlich ist bei einer Teil-Stichprobe die Fehlerspanne größer.
Andere Studien liegen, wie Du ja selbst schriebst, bei eher 2%.
Das mag sehr wohl im Fehlerbereich Deiner Studie liegen, insofern ergibt sich da möglicherweise gar kein Widerspruch. Nur ist eben der Unterschied von 5% zu 2% nicht nur drei Prozentpunkte, sondern auch "halb so viele Fälle".
Drittes Problem ist die Schmerzstärke, differenziert nach Situation. Auch beim Syndrom habe ich an anderer Stelle von einem Drittel oder mehr gelesen, die zwischen Grad 1 und 3 lagen. Immer noch nicht toll, aber eben auch nicht lebensverändernd.
In Summe kann man eben NICHT daraus lesen, dass jeder 20. Mann nach einer Vasektomie nicht behandelbare, starke und chronische Schmerzen hat. Tatsächlich deckt sich die aktuelle Studienlage auch nicht mit einer solchen Vermutung.
Für eine solche Asssage bräuchte es eine ausdrücklich auf dieses Syndrom konzentrierte, repräsentative Studie, wo auch die Schmerzdiagnostik entsprechend sauber verläuft und vorherige Schmerzzustände genau erfassst wurden. Probanden und Kontrollgruppe müssten daher vor der OP selbst rektutiert werden.
So etwas gibt es m.W. nicht. Und daher können wir sicher sagen: Es gibt Fälle mit kausalem Zusammenhang. Sehr wahrscheinlich quantitativ zwischen 2% und 5%. Möglicherweise qualitativ ein nennenswerter Teil davon einschränkend.
Alles andere gibt derzeit die Empirie nicht her.
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Diese Effekte versucht jede Studie zu quantifizieren und rauszurechnen. Je nach Methode bleibt dann ein kleiner Effekt oder eben nicht. Vermutlich ist das Risiko nicht sonderlich stark erhöht.
Nein, wie die von mir verlinkte Meta-Untersuchung zeigt, versucht das eben nicht jede Studie.
Wir können aber insgesamt bestimmt davon ausgehen, dass den Beteiligten der Unterschied zwischen Korrelation, Signifikanz, Erklärwert und Kausalität bekannt ist.
Das Problem entsteht in der Interpretation, zum Beispiel Deiner.
Was da steht: Bei Männern mit einer Vasektomie wird mit (um und bei) 10% höherer Wahrscheinlichkeit später eine Prostata-Krebs diagnostiziert.
Was da
nicht steht: Eine Vasektomie erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Protatakrebs zu erkranken. Dazu müßte a) ein kausaler Wirkzusammenhang posutliert werden können, der dann b) mit Korrelation und Erklärwert statistisch bestätigt wird. Beides ist hier nicht der Fall. Statt dessen gibt es andere mögliche Erklärungen. Die zutreffende Aussage lautet also:
Es gibt keine Evidenz, dass eine Vasektomie das Risiko für Prostatakrebs erhöht. Oder in kurz: Prostatakrebs ist kein OP-Risiko. Daher muss es auch nicht erwähnt werden.
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„Aber rein statsitisch ist die Vasektomie aus Sicht der Verhütung und der Nebenwirkungen/OP-Risiken die sicherste Methode. Nur eben, dass das Restrisiko dieses Mal die Männer tragen.
Hier kommen wir nicht zusammen. Ein Medikament, dass in 5% der Fällt bei sachgerechter Anwendung dermaßen katastrophale Nebenwirkungen hat, würde nicht zugelassen werden. Vielleicht sollte das auch bei Operationen deutlicher geprüft und dem Patienten mitgeteilt werden.
Wie oben geschrieben: Diese Aussage ist so statistisch nicht haltbar, weder die 5% noch die Katastrophe.