„Was jetzt ... Verbreitung von Anglizismen? Die werden ja in der Regel damit erklärt, dass in der Wissenschaft Englisch gesprochen wird ... ein dann doch eher schwaches Argument, denn wie wieviele Menschen haben etwas mit Wissenschaft zu tun. Ausserdem finde ich es unglücklich wenn ein Begriff nicht selbsterklärend ist, das hat dann in Verbindung mit dem Wissenschaftsanspruch etwas von "Ausgrenzung, Abgrenzung".
Ich führe das gerne an meinem Leben im Nahen Osten aus.
Es gibt ziemlich viele Millionen Menschen arabischer Herkunft. Trotzdem sprechen die wenigsten, die außerhalb dieses Raums geboren sind, Arabisch.
Mensch, dort ist also quasi gezwungen, auch Fremdsprachen zu beherrschen, es sei denn, man gehört zum Prekariat. Filme werden generell im Original mit Untertiteln gesendet, was die eigene Sprach-Kenntnisse schult.
Im Libanon gab es zwei Tendenzen:
Die muslimische technisch orientierte Bevölkerungsschicht sprach Englisch und benutzte viele englische Lehnwörter; die christliche mit stärkerer Verbundenheit zu den ehemaligen französischen Besatzern sprach gerne (grottiges) französisch beziehungsweise durchsetzte ihre arabische Konversation mit französischen Schickimicki Begriffen.
Ich konnte mich dort in allen drei Sprachen verständigen.
Aber ich habe all meinen Göttern gedankt, dass ich bei Krankenhausaufenthalten meines Sohnes oder Unfällen meinerseits die Möglichkeit hatte, die lateinischen medizinischen Begriffe jeweils in der französischen oder englischen Variante benutzen zu können.
Ein Tellerrand ist etwas schönes. Er hindert das überschwappen der Suppe.
Er kann einer aber auch dazu verhelfen, nicht ständig in der eigenen Brühe zu schwimmen, sondern über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Für mich zeugt es immer von einer gewissen Arroganz, wenn Menschen glauben, ihre Sprache sei die beste der Welt