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Neologismus ein Problem?

*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
Ich habe Verständnis dafür, das Menschen irgendwann einer Wandlung. Ich mehr folgen können, wenn sie zum Bespiel schon drei mitgemacht haben.

Vor 60 Jahren waren Dinge Standard, die heute verpönt sind usw. das lasse ich alles mit einfließen, wenn ich Argumentationen von Menschen betrachte.

Neue Wörter dienen im Grunde zur Definition von neuen Dingen.

Wir nennen es Smartphone, anstatt „das elektrische Ding, mit dem ich telefonieren, ins Internet, Sprachnachrichten und elektronische geschriebene Nachrichten versenden kann.

Das eine ü90 damit nicht viel anfangen kann empfinde ich völlig verständlich und legitim, aber deshalb das Smartphone „verdammen“?
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.723 Beiträge
Ich glaube, niemand „verdammt“ das Smartphone; diejenigen, die das „Handling“ nicht verstehen, benutzen es halt nur nicht.

Meine Mutter wollte gar kein mobiles Telefon mehr, obwohl es mir recht gewesen wäre, damit sie jederzeit einen Notruf hätte absetzen können.

Ich habe bei meinem ersten smarten auch ne Weile gebraucht, bis ich gewischt statt gedrückt habe - aber wozu hat Frau 18 Jahre in die Aufzucht der Brut investiert, wenn die das einer nicht erklären?
Ich habe zum Beispiel nie - bei keinem technischen Gerät - Lust, mir 80 Seiten Gebrauchsanweisung voller technischer Begriffe und falscher Übersetzung aus dem chinesischen drauf zu schaffen.

Fun fact am Rande:

Herr Gaddafi (ehemals Libyen und diktatorische aus Berufung) verbot in seinem Land fremdsprachige Begriffe (für alles!)

Mensch durfte also nicht Telefon in der arabischen Aussprache sagen, sondern es wurde aus dem klassischen Arabischen (des koran) ein Begriff entlehnt, der „Beten“ umschrieb mit „Reden mit jemandem, den man nicht sieht.
Das Telefon ist also - auch in einem Wort ausgedrückt - „das Ding, das benutzt wird, um mit jemandem zu reden, den man nicht sieht“.

Sonst haben sich aber in der arabischen Welt französische und englische Lehnwörter durchgesetzt.
Während unsere Wissenschaft und Alltagssprache seit dem Mittelalter viele arabischer Wörter verwendet, die Mensch gar nicht mehr als solche erkennt und identifiziert. Genauso wie wir vielfältige Worte lateinischen und griechischen Ursprungs verwenden - die damit irgendwann auch mal Neologismen waren.
******l82 Mann
1.647 Beiträge
Zitat von ******ool:

Während unsere Wissenschaft und Alltagssprache seit dem Mittelalter viele arabischer Wörter verwendet, die Mensch gar nicht mehr als solche erkennt und identifiziert. Genauso wie wir vielfältige Worte lateinischen und griechischen Ursprungs verwenden - die damit irgendwann auch mal Neologismen waren.

Auch in unseren Breiten gab es einmal eine Sprachpurismusbewegung.
Diese wollte sämtliche Fremd- und Lehnwörter aus dem Deutschen tilgen.
Aus "Fenster" wäre so "Wanddurchbruch", aus "Nase" wäre "Gesichtserker", als "Canapee" "Lotterbett" und aus "Pistole" "Meuchelpuffer" geworden.

Überlebt haben diese Bemühungen nur wenige Begriffe, wie "freimachen" für "frankieren".
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.723 Beiträge
Überlebt haben diese Bemühungen nur wenige Begriffe, wie "freimachen" für "frankieren"

Wenn ich mich freimache bin ich naggisch - und klebe nicht auf jemandem oder etwas ^^

scnr
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******l82:
Zitat von ******ool:

Während unsere Wissenschaft und Alltagssprache seit dem Mittelalter viele arabischer Wörter verwendet, die Mensch gar nicht mehr als solche erkennt und identifiziert. Genauso wie wir vielfältige Worte lateinischen und griechischen Ursprungs verwenden - die damit irgendwann auch mal Neologismen waren.

Auch in unseren Breiten gab es einmal eine Sprachpurismusbewegung.
Diese wollte sämtliche Fremd- und Lehnwörter aus dem Deutschen tilgen.
Aus "Fenster" wäre so "Wanddurchbruch", aus "Nase" wäre "Gesichtserker", als "Canapee" "Lotterbett" und aus "Pistole" "Meuchelpuffer" geworden.

Überlebt haben diese Bemühungen nur wenige Begriffe, wie "freimachen" für "frankieren".

Das ist dann aber eher umbenennen und nicht wirklich für etwas Neues. Gehört sicherlich auch mit rein, obwohl es hier eher um neue Wörter für neue Dinge geht. ☺️
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.723 Beiträge
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Flat_White

Eben war ich bei der amerikanischen Kaffeekette - es möge mir von politisch korrekteren Menschen verziehen werden.

Bestellungen dort münden regelmäßig in einen Strudel neuer schöner Wörter

„Cappuccino decaf mit Laktose-freier non-milk (da aus Hafer) mit caramellsauce and a Touch of cinnamon“

Heute ist übrigens Super-New Moon.

Sicher ist der verantwortlich für das zu erwartende Schneeflocken-Gestöber - out doors
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.723 Beiträge
Übrigens
Worthülsen, Neologismen und sonstiger "Schwachfug"

*stolzbin*

Vierzehn Jahre dieser Zeitrechnung und den neuesten Neologismen voraus
****ara Frau
3.746 Beiträge
Was passiert hier?

Neue Wortschöpfungen beschreiben oft eine Sache, für die es noch keine gute Beschreibung gibt - und stoßen auf Widerstand, wenn verschiedene Denkweisen aufeinanderstoßen, sei es, dass eine Sprache benutzt wird, die mir nicht geläufig oder nur nicht lieb ist oder auch, wenn sich die Diskussion schon so verselbständigt hat, dass ich, wenn ich einsteige, nicht mehr das Gefühl habe, zu verstehen oder auch nur mit eingebunden zu sein.

Also geht es oft um Kommunikation, bzw. wie ich kommuniziere. Offensichtlich ist es schon leicht, auch mit ganz bekannten Wörtern in Uneinigkeit zu kommen, wieviel leichter ist es dann mit Neuschöpfungen aneinander zu geraten.

Mir geht es darum zu verstehen - und vor allem auch verstanden zu werden. Mir helfen Fragen, in beide Richtungen, statt Aussagen und Be- oder sogar Abwertungen.

Manchmal braucht es Zeit, um zu verstehen, worauf ich reagiere. Ist es ein bestimmtes Wort...oder nicht doch das entstehende Gefühl dahinter? Mich selbst zu verstehen und auch mit meinen Fehlern anzunehmen, macht mich in einer Diskussion viel friedlicher, ob mit oder ohne neue Wortschöpfungen.
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
@****ara dass stimmt schon. Da es schon mitunter Unstimmigkeiten bezüglich vorhandenen Wörtern und deren Definition gibt, kann das mit neuen noch einmal schwieriger werden, außer sie sind vielleicht sehr sehr klar.
*****a_S Mann
8.156 Beiträge
JOY-Angels 
Da ich Wissenschaften studiert habe, in denen es viele Wortschöpfungen gibt, habe ich im Grunde kein Problem mit Neologismen. Vor allem dann nicht, wenn etymologisch (von der Wortbedeutung der verwendeten Begriffe, die ja oft aus dem englischen, altgriechischen und lateinischen stammen) klar wird, was gemeint ist, wie zB beim Wort "Neo-logismus", also wörtlich "Neu-Sprech" (1984;)).

Und auch in der sexpositive/kinky/queer Welt habe ich in den letzten Jahren viele Neologismen gelernt, die ich als ganz unproblematisch empfinde, weil sie sich selbst erklären, also zB Femdom, submissiv, homoflexibel, nonbinary usw.. Dazu kommt, dass viele dieser Begriffe sich über Jahre etablieren und es dafür feste Definitionen gibt wie "Femdom = Frau, die privat (also nicht als Sexwork) dominanten BDSM praktiziert". Manchmal machen im Forum Neulinge Fehler damit, bekommen es von den alten Häs*innen erklärt und fertig.

Es gibt aber auch Probleme, nämlich Neologismen, für die es (noch) keine festen Lesweisen gibt oder deren Lesweisen sich verändert oder gar aufgesplittert haben oder die verwässert wurden. Und dann gibt es hier Diskussionen, die oft allein darin bestehen, dass verschiedene Joyclubber ein Wort völlig anders definieren. Aber: Das passiert auch mit alten Worten, wie letztlich beim Wort "Fremdgehen" gesehen.
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
@*****a_S

Kann ein Neologismus aber im Grunde nicht erst entstehen, wenn schon eine Definition dafür vorliegt?
*****a_S Mann
8.156 Beiträge
JOY-Angels 
@*******in78 Nein, viele Neologismen entstehen durch einzelne Menschen und verbreiten sich dann, weil sie vielen gefallen oder praktisch erscheinen. Nimm das Jugendwort "cringe". Das haben sich vermutlich irgendwelche Influencer ausgedacht und das wurde als cool empfunden und viele haben das nachgemacht, und jetzt ist es im allgemeinen Sprachgebrauch auch von so alten Säcken wie mir. Nun ist die Definition von "cringe" recht einfach (peinlich, zum Fremdschämen), aber es gab sie ja nicht als Definition. Das Wort wurde einfach nur inflationär bei peinlichen Sachen gesagt und hat sich etabliert.
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
@*****a_S und bei Influencer verhält es sich ähnlich?
*****a_S Mann
8.156 Beiträge
JOY-Angels 
Was verhält sich bei Influencern ähnlich?
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *****a_S:
Was verhält sich bei Influencern ähnlich?

Das ist ein Neologismus
Nicht immer besteht die Hauptfunktion eines Neologismus darin, einen neuen Sachverhalt zu bezeichnen. Mit der Verwendung von Neologismen möchte man oft etwas verdeutlichen: Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, Modernität oder einfach nur Aufmerksamkeit erregen.
**********essin Frau
1.622 Beiträge
Ich habe eine Tochter, die 21 Jahre alt ist. Zum Glück! Durch sie bleibe ich am Ball, denn ich liebe Bewegung, vor allem in der Sprache. In meinem Alter merkt man den Mitpatienten schon an, ob sie entwicklungswillig sind oder nicht. Ich lasse mich gern auf neue Wörter ein, erfinde aber permanent selbst welche. Wortkombinationen, die nicht existieren und doch absolut verständlich und humorvoll sind.

Meine Kollegin besteht darauf, dass wir keine englischen Begriffe verwenden. Da wird aus einem Handout schnell eine Teilnehmerunterlage. Manchmal nervt sie damit sehr, allerdings spüre ich ganz entfernt am Horizont auch meine Müdigkeit aufflammen, wenn wirklich JEDER englische Begriff ins Unternehmen getragen werden muss und man nach dem Lesen eines Intranetartikels gar nicht weiß, worum es eigentlich ging. Hoffentlich kommt dieser Horizont nicht allzu schnell näher *zwinker*
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
Es ist im Grunde doch erst eins, wenn es in den allgemeinen allgemeinen Sprachgebrauch übergeht?

Aufmerksamkeit erregen ist doch auch positiven, gerade wenn auf Themen aufmerksam gemacht werden soll, daher wird es sich auch gerne in Arbeiten, oder Artikeln, verwendet?
Derjenige, der versucht Aufmerksamkeit zu erregen, wird Aufmerksamkeit stets als etwas Positives empfinden.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.723 Beiträge
Da gibt es sogar was
von Ratiopharm *hae* aus der Wissenschaft

Archaismus/Neologismus
griech. Archaismus: altertümlicher Ausdruck; Neologismus: neuartiger Ausdruck
Archaismus/Neologismus: tropenähnliche Ersetzung eines (ggf. nicht verfügbaren) eigentlichen Ausdrucks durch einen altertümlichen (Archaismus) bzw. durch einen neuartigen/neu erfundenen (Neologismus)
Archaismen und Neologismen kommen wie Tropen durch Ersetzung eines eigentlichen Ausdrucks zustande, gelten aber rhetorischer Lehre nach nicht unbedingt als Tropen.

Archaismen sind Ausdrücke, die erkennbar nicht mehr der aktuellen und üblichen Ausdrucksweise entsprechen, sondern veraltet sind, die aber bewusst eingesetzt werden, um den Sprecher zu charakterisieren, den Text zu variieren oder den von dem Ausdruck bezeichneten Gegenstand in einem anderen, evtl. besonders würdigen Licht erscheinen zu lassen.

Neologismen sind Ausdrücke, die erkennbar neuartig sind und sich nicht im gängigen Sprachgebrauch wiederfinden lassen – etwa Übersetzungen, neue Kombinationen bekannter Wort(teil)e etc. Meistens geschieht dies auf der Suche nach originellen, witzigen oder besonders tiefgreifenden Bezeichnungen. Neologismen haben daher häufig etwas Lustig-Verspieltes.
Beide, Archaismen wie insbesondere Neologismen, können auch auf das Fehlen eines etablierten eigentlichen Ausdrucks reagieren.

https://www.li-go.de/_pages/wissensbereiche/rhetorik/archaismusneologismus.html

Mein nick ist übrigens auch ein von mir erschaffener Neologismus, weil vorher sämtliche Worte fehlten, mich zu beschreiben *mrgreen*
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.723 Beiträge
Zitat von *******mus:
Derjenige, der versucht Aufmerksamkeit zu erregen, wird Aufmerksamkeit stets als etwas Positives empfinden.

Die nennt fran in der Jugendsprache angeblich

„Pick me“
*******in78 Frau
9.087 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******mus:
Derjenige, der versucht Aufmerksamkeit zu erregen, wird Aufmerksamkeit stets als etwas Positives empfinden.

Ich sehe das jetzt nicht komplett negativ. Es wird doch oft in der Literatur und im Alltag angewandt und ich weiß nicht, ob z.B. Jugendlichen das jetzt negativ zugeschrieben werden sollte.
@******ool
Ich muss gestehen, die Tropen (pl. v. Tropus: Der Tropus ist in der Rhetorik ein Überbegriff für bestimmte Klassen rhetorischer Figuren) waren mir in diesem Zusammenhang nicht geläufig.
Zitat von ******ool:
Zitat von *******mus:
Derjenige, der versucht Aufmerksamkeit zu erregen, wird Aufmerksamkeit stets als etwas Positives empfinden.

Die nennt fran in der Jugendsprache angeblich

„Pick me“

Was ein recht anschaulicher Neologismus wäre.
**********erfly Frau
4.143 Beiträge
Zitat von ******ool:
„Cappuccino decaf mit Laktose-freier non-milk (da aus Hafer) mit caramellsauce and a Touch of cinnamon“

Das perfekte Beispiel warum ich manchmal einfach überfordert bin. Und ich hab einfach das Gefühl mich völlig zu Depp zu machen, weil ich es entweder nicht aussprechen kann oder erst googeln muss, damit ich weiß was ich bestellen will.
Mittlerweile ist es mir aber ziemlich oft ziemlich egal, dass ich mich zum Depp mache und lass mir alles erklären, was da steht ... zum Ärger der Wartenden hinter mir. Ich wollte ja nur einen Kaffee ...

Und das ist sicher auch ein Problem des Neologismus - Menschen fühlen sich ausgegrenzt, weil sie einfach nicht mehr mitreden können. Sie trauen sich auch nicht (so wie ich) zu fragen, weil sie dann von anderen angeschaut werden, als wären sie geistig minderbemittelt.

Ja die Sprache muss und soll sich weiterentwickeln, aber es gibt eben auch Menschen die mit dieser Entwicklung nicht Schritt halt können und müssen. Und auf die muss eben auch Rücksicht genommen werden, denn sie wollen einfach nur einen Kaffee mit Milch und Zucker.
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