Wenn ich eine sehr innige romantische Beziehung habe in welcher ich über alle möglichen Dinge spreche dann erscheint es mir verquer, warum ich so etwas nicht erwähnen sollte.
Wie bei allen anderen Themen juckt mich jeder simple 0815-Austausch mit irgendwelchen Menschen, aber nehmen wir mal das Beispiel sonstiger Freizeitaktivitäten:
Meine Freundin geht gerne tanzen. Ich gehe gerne tanzen. Wir gehen aber auch getrennt voneinander gerne tanzen, eventuell haben wir sogar unterschiedliche Vorlieben. Sie ist nun auch in Tanzforen angemeldet. Wenn sie nun mit irgendwem beiläufig mal über das Thema spricht, dann juckt mich das nicht. Ich rede auch am laufendem Band ungezwungen und ohne Intention zu irgendwas mit anderen Menschen.
Wenn es jedoch klar, damit auch konkret wird, dass sie da gerne mit jemandem losziehen wollen würde, dann ist es für mich einfach "normal" - ich betone: für mich! - dass man darüber spricht. Es käme und kommt mir merkwürdig vor, wenn man ansonsten stundenlang auf der Couch oder sonst wo über alle möglichen Nichtigkeiten spricht, darüber aber nicht!
Grundsätzlich ist es bei mir nicht nur ein optionales Bedürfnis, sondern gar ein immanter "Need", das Gefühl zu haben, dass meine Partnerin mich dort mitnimmt und dies keine "Black Box", ein "Dont ask, dont tell" oder "I wont tell, you can ask" wird.
Ich möchte wissen was meine Partnerin so tut. Ferner und konkreter möchte ich das Gefühl haben, dass sie mir das auch gerne erzählt und mich teilhaben lässt, mir damit die Möglichkeit bietet mich auch für sie mit freuen zu können, so wie man sich über andere Freizeitaktivitäten auch freuen würde. Ich war etwa nie ein Musicalgänger. Meine Exfrau ging dann einfach mit anderen in Musicals. Es wäre für mich subjektiv völlig merkwürdig gewesen, wenn sie mir dazu nie etwas gesagt hätte. Genauso verhält es sich für mich mit sexuellen oder BDSM-Kontakten meiner Partnerin.
Das ist etwas völlig anderes, wenn man eine Playpartnerschaft führt, weil es mich darin einfach nichts angeht. Bei einer romantischen Partnerschaft, egal ob offen oder Poly, gehört diese Form der Kommunikation für mich dazu. Das sage ich auch von Anfang an. Da verläuft meine Grenze. Mit mir gibt es keine innige und enge romantische Beziehung, wenn gleichzeitig dort ein abgeschlossener Raum der Nichtkommunikation stattfinden und existieren soll.
Ebenso möchte ich im groben Wissen wie meine Partnerin zu anderen Personen steht.
Wenn man mir sagt "ich geh da zu einem Saunaabend, mehr wird nicht laufen" möchte ich mich in einem gewissen Rahmen darauf verlassen können und nicht drei Tage später hören, dass man doch gevögelt hat, was ich im Worst-Case vielleicht sogar nur durch meine aktive Nachfrage erfahre.
Etwas anderes ist es, wenn sich eine spontane Dynamikänderung mal ergibt und schon massives Vertrauen da ist, die Beziehung stabil steht oder man eben von Anfang an kommunizierte, dass man gerne auch mehr machen wollen würde, aber eben bisher nur ein Saunaabend vereinbart worden ist. Dann weiß ich auch wieder woran ich bin.
Bin ich in einer romantischen Partnerschaft, egal wie das Beziehungskonstrukt nun aussieht, dann erwarte ich diese Form der Kommunikation. Wie geschrieben kann man das natürlich nur erwarten, wenn man es vorher auch als "Need" und klare Grenze kommuniziert. Wird dann dagegen verstoßen so wird gleichzeitig gegen Absprachen und meine Grenzen verstoßen. Damit kann man dann umgehen, was für mich nicht viel anders ist als wäre man "klassisch" fremdgegangen, wobei "umgehen" meint, dass man das gemeinsam aufarbeitet, oder man muss gehen.