„„@******rah Nach dem Lesen eurer Beiträge bin ich für mich zum Schluss gekommen, dass ihr zu der Art heterosexuellen Menschen zählt, die ich genau NICHT auf einer queeren Veranstaltung haben wollen würde. Bei mir ist sehr stark der Eindruck entstanden, dass ihr auf solche Veranstaltungen geht, um die queeren Menschen dort zu eurem Amusement zu (be-)nutzen, ohne euch ernsthaft mit euch oder der Lebensrealität dieser Menschen auseinandergesetzt zu haben. (Den gleichen Eindruck habe ich übrigens auch, was die Eröffnung dieses Threads angeht: dass ihr euch nicht wirklich ernsthaft mit den Antworten, die zu etwas Selbstreflexion anregen, auseinandersetzt, sondern euch hier vielleicht nur gut unterhalten lassen möchtet…?)
Jemanden auf einer queeren Party zu fragen „Sollen wir dich heute als Mann, Frau oder Es ansprechen?“ zeugt für mich von mangelnder Sensibilität und gehört für mich genau zu den „lustig gemeinten“, aber völlig unreflektierten Sprüchen, die man sich als queerer Mensch auf einer queeren Veranstaltung genau NICHT anhören möchte - mit Sprüchen aus dieser Kategorie muss man sich im Alltag schon genug herumschlagen und erhofft sich auf der queeren Veranstaltung eben einen entsprechenden Safe Space, wo dies nicht passiert.
Ein*e Crossdresser*in mag diese Frage unter Umständen noch lustig finden oder lacht vielleicht auch nur mit, um keine Spaßbremse zu sein oder keinen Ärger oder schlechte Stimmung aufkommen zu lassen, aber diese Frage in dieser Wortwahl zum Beispiel einer Transfrau oder einem Transmann zu stellen, ist völlig daneben. Gerne kann man stattdessen, wenn man sich nicht sicher ist, wie die Person angesprochen werden möchte, mit ernsthaftem Interesse und ohne es ins Lächerliche zu ziehen, nach den gewünschten Pronomen fragen.
Auch eure Motivation, auf eine queere Veranstaltung zu gehen, um euch dort „ohne Berührungsängste gleichgeschlechtlich anfummeln (zu lassen)“ - bei gleichzeitiger Betonung, wie heterosexuell ihr seid und das dann natürlich kein richtiger Sex ist usw. - hat bei mir den Eindruck verstärkt, dass die Menschen dort für euch im Grunde nur „Spielzeug“ sind und ihr euch nicht überlegt, was ihr in diesen Menschen durch eure Handlungen eventuell auslöst.
Liebe
@*******chen
Zunächst einmal vielen Dank für Deine Offenheit in Deinem Beitrag.
Wir können das gut ab, mag Dein Eindruck doch durchaus so entstehen.
Dennoch können wir Dir versichern, dass Du damit in der Realität komplett danebenliegst.
Was geschieht denn gerade?
Wir fühlen uns rein aufgrund von (falschen) Annahmen, oberflächlicher Betrachtung, Stereotypen, Vorurteilen, Unterstellungen, sehr fantasiereichen Interpretationen, Vorverurteilungen und Schubladendenken (negativ) von Dir gewertet.
Uns wird die Ernsthaftigkeit unseres Handelns im Club, hier im Thread und gegenüber anderen Menschen gänzlich abgesprochen. Zutritt zu queeren Partys sollte uns von Dir aus untersagt werden.
Das alles geschieht öffentlich, ohne uns zu kennen oder unsere wirklichen Beweggründe zu hinterfragen.
Wie ist das denn außerdem mit den Menschen, mit denen wir unsere Begegnung im Club („Wie sollen wir Dich denn heute ansprechen…“) geschildert haben? Auch denen wird uns gegenüber jegliches eigene Urteilsvermögen von Dir abgesprochen, als ob sie sich nicht selber wehren könnten, wenn sie so von uns angesprochen werden.
Im Gegenteil, diese Menschen werden automatisch von Dir in eine Opferrolle gedrängt, nur weil Dir persönlich dieser Begrüßungs-Satz gegen den Strich geht.
Wird hier nicht das eigene Missempfinden kollektiv auf andere, unbekannte Menschen in einem Berliner Club übertragen?
Kann es denn nicht auch sein - so wie das hier auch schon von anderen Joylern angemerkt wurde - dass wir uns erstens bereits gut kennen und zweitens dieselbe Art von Humor teilen und wir drittens damit ausdrücken, dass wir den gewollten, spontanen Wandel der geschlechtlichen Identität dieses Menschen in hohem Maße respektieren und den ganzen Abend über darauf eingehen? Von uns aus? Bei der Begrüßung schon?
Ja, natürlich, das sehen wir ein: Nicht jeder muss unsere und seine/ihre Art von Humor teilen. Das nehmen wir auch gerne so an.
Ja, Du drückst Deine fehlende Sympathie unserem Profil gegenüber aus. Das ist ok, wir müssen und wollen nicht jedermansfrau Darling sein. Es gibt bestimmt noch mehr ForenteilnehmerInnen, die uns nicht mögen. Kein Problem.
Nur: Ist die ganze oberflächliche Beurteilung unseres Profils nicht gespickt mit genau den Handlungen, die die meisten Minderheiten - völlig zu Recht nach unsere Auffassung - gerade an der Mainstream Gesellschaft kritisieren? Oder Du an uns?
Ist es nicht genau dieses Vorverurteilen, diese selektiven Annehmen wie etwas wäre, ohne es wirklich zu kennen? Sind es nicht die etwas stereotype Bilder, die man gegenüber einem bei oberflächlicher Betrachtung so erscheinenden „Schickimicki Pärchen“ haben könnte, die bemüht werden, um daraus eine Abwertung uns gegenüber herzuleiten? Ist Oberflächlichkeit und Urteilen nach dem ersten äußeren Eindruck nicht die Grundlage für Diskriminierung? Und werden dafür nicht auch (ungewollt) Sympathisanten gesucht/gefunden, wenn es „gegen“ jemanden geht, der nicht sofort einer „schützenswerten“ Gruppe zuzuordnen ist?
Du fühlst Dich nach eigenen Worten selbst als einer diskriminierten Minderheit zugehörig.
Wir sind anders als Du und gehören Deiner (lesbischen) Minderheit nicht an.
Außerdem: Wir lieben beispielsweise Higheels, Du magst sie nicht. Auch in Ordnung. Jeder hat andere Hobbys. Aber Du stolperst möglicherweise dadurch schon über unser Eingangsbild.
Wir würden wahrscheinlich noch mehr Unterschiede finden. Danach beurteilen wir Dich aber nicht.
Aber den anderen aus reiner Antipathie die Ernsthaftigkeit absprechen, abwerten, Absichten unterstellen, das sind doch genau die Mechanismen, die die Ausgrenzung von Menschen die anders leben geradezu verursachen. Damit wären wir sogar direkt im Thread Thema.
Denn mitzuwirken, dass Minderheiten nicht ausgegrenzt und diskriminiert werden, dafür setzen wir uns (nicht nur im Joyclub) ein.
Die Gleichstellung von Minderheiten bedeutet auch nicht, diese damit automatisch Privilegieren zu müssen.
Denn selbst Angehörige von Minderheiten können sich nicht davon freisprechen, selber gegenüber Dritten genau das zu tun, was sie bei anderen so vehement kritisieren.
@*******chen wir sind Dir deswegen nicht grantig, im Gegenteil. Persönlich können wir das ganz gut ab, wenn uns jemand mal nicht mag.
Aber Dein Beitrag zeigt für uns wunderbar auf, wie Ausgrenzung und Abwertung draußen in der Gesellschaft funktionieren.
Und das sogar, obwohl das auch in diesem Fall von Dir nach unserem Eindruck wohl gar nicht so gewollt war.
Tom & Zarah
Wenn ich hier im Forum auf Beiträge antworte, beziehe ich mich ausschließlich auf die Äußerungen, die in diesem Beitrag getätigt wurden. So auch bei euch: d.h. ich war weder vorher auf eurem Profil noch hab ich eure Profilfotos beurteilt (anders als ihr, die in eurer Antwort an mich Informationen aus meinem Profil miteinfließen lasst). Von daher antworte ich vorurteilsfrei auf Beiträge, egal, wie diese Persone(n) sich in ihrem Profil präsentieren.
Ich bin in meinem Beitrag konkret auf die von euch geschilderten Situationen und eure eigenen Zitate eingegangen -all das wurde von euch hier so geschrieben und nicht von mir dazufantasiert.
Ich finde es schade, dass ihr nicht konkret auf die geäußerte Kritik eingeht und euch nicht auf die Anstöße zur Selbstreflexion oder zum Perspektivenwechsel (wie sich der queere Mensch vor euch bei euren Äußerungen und Handlungen fühlen könnte) einlasst. Und das, obwohl ihr immer wieder betont, dass es euch um gegenseitiges Verständnis geht.
Sehr schwierig finde ich auch eure Aussage bzw. Haltung, dass die queeren Menschen, wenn sie euren „Humor“ nicht mögen, also wenn sie Fragen wie „darf ich dich heute als Mann, Frau oder Es ansprechen?“ deplatziert und nicht lustig finden, euch dann in der Situation direkt dies mitteilen sollen. D.h. ihr erwartet von einer Personengruppe, die sie sich schon im Alltag mit ebensolchen Situationen herumschlagen muss, dass sie dies nun erneut auch in einem eigentlich für sie gedachten Safe Space tun. Das kostet wahnsinnig viel Kraft und teilweise auch Mut, solche Alltagsdiskriminierungen immer wieder zur Sprache zu bringen. Gerade auf einer queeren Party möchte man sich nicht mit weiteren unreflektierten Aussagen von heterosexuellen Menschen herumschlagen müssen, sondern entspannt genießen, ohne wieder Kraft aufwenden zu müssen. Es ist an dieser Stelle ganz klar an euch, eure Haltung zu reflektieren und nicht Sache der Minderheit, euch in ihrem eigenen Safe Space darauf hinweisen zu müssen.