„Für uns ist es einfach auch die Vielfalt der Neigungen, Vorlieben und Möglichkeiten.
Wo sonst außer auf einer „queeren“ Veranstaltung finden die Gäste so eine große Auswahl an „Varianten“ für die sexuelle Interaktion?
Es muss ja nicht immer gleich das große Kamasutra sein, dass man total verliebt in inniger Zweisamkeit miteinander auslebt, aber ein bissl Flirten, Fummeln, Anfassen, Rumknutschen - einfach im gegenseitigen Einvernehmen ein wenig miteinander „Spielen“?
Vielleicht sogar gänzlich außerhalb des sonst Gewohnten oder Bevorzugten? Außerhalb der eigenen „Bubble“?
Was wir schon so erlebt haben, nur um ein paar reale Beispiele zu geben, wann ein aufgeschlossenes Heteroflexibles Cis Pärchen doch eine willkommene Bereicherung auf einer Queer Party sein kann:
Eine eigentlich lesbische Frau, die aber zweimal im Jahr gerne einen Schwanz dabei hätte. Und eine Frau.
Geht sicher auch „draußen“ und privat, im Club fand sie das deutlich entspannter, die Erwartungshaltungen wären dort einfach andere. (Berlin)
Oder, Femdom. Dominiert sonst nur Männer. Ab und zu darf das auch mal eine Frau sein. Idealerweise, wenn ihr ein ebenfalls dominanter Mann dabei die Anweisungen gibt. Sie wollte einmal ihre Rolle als Switcherin ausprobieren. (Catonium Hamburg)
Crossdresser. Wir haben schon den ganzen Abend über alles mögliche geredet und waren uns super sympathisch. Crossdresser war sich seiner Sexualität noch sehr unsicher. Wir diesbezüglich auch. Irgendwann sind wir mit Anzug (Tom), Zarah (Kleines Schwarzes) Crossdresser (Halterlose, Abendkleid) stehend in einer dunklen Ecke gelandet. Dann haben wir beide abwechselnd „unten herum“ beim Crossdresser unter das Kleid gefummelt. Einfach weil er ohne hinzuschauen wissen wollte, ob ihm eher bei einer Frauen- oder eher bei einer Männerhand „Einer steht“….. Spielerisch, locker, lässig.
Ja, wir haben auf diese unverkrampfte Art Sex & Spaß mit anderen Menschen. Aber immer im Konsens, das kennen wir vom BDSM, immer mit Achtung vor dem Gegenüber, aber immer sexpositiv, aufgeschlossen für neue Erfahrungen und meist auch eher mit einer Prise Humor, statt überzogener Ernsthaftigkeit. Wir gehen schließlich auf Party und nicht auf Partnersuche oder Hochzeit.
Auf der letzten Queer: Hängeschaukel. Zarah draufgelegt und fixiert. Augen verbunden. Kennen wir von Gangbang Partys. Schwuppdiwupp waren zwei Handvoll bekennende Bi- und (eigentlich) schwule Männer, ein Crossdresser und eine hinreißende DragQueen mit dabei und haben sie gef…. . Eine Frau (?) hat Sie derweil hingebungsvoll geknutscht und bespielt. Für uns auch eine interessante Erfahrung. Insbesondere dadurch, dass zwei der Herren darauf bestanden, ihren Schwanz von Tom in Muschi und Mund von Zarah eingeführt zu bekommen. Das hatten wir so auch noch nicht. Und nein, Tom ist nicht Bi- orientiert, wir können so etwas als Spiel trotzdem gerne mitmachen. Unsere erstaunliche individuelle Erkenntnis beim finalen „Anspritzen“: Bi- Männer spritzen deutlich schneller ab als Hetero-Gangbang Mitspieler.
Oder letztens ein Transgender Mensch nach der gelungenen OP. Sie war so stolz auf ihre neue Muschi.
Natürlich haben wir die nach Aufforderung ausgiebig bewundert, daran herumgespielt, haben uns derweil selber beide Befummeln lassen, ein bissl Rumgeknutscht - einer der emotionalsten Abende die wir im letzten Jahr hatten. Wir haben nachhaltig bis heute einen riesigen Respekt vor diesem Menschen, zieht sie uns doch nach kurzem Smalltalk ins Pärchenzimmer, verriegelt die Tür und fragt uns, ob wir mal eine „ganz frische Muschi“ anfassen wollen und wie wir die als Heteros so finden…. Die Muschi einer Zwanzigjährigen, sie selber gut Sechszig Jahre alt. (Falls Du mitliest und Dich erkennst - fühl Dich geknuddelt
)
Wir haben an diesem Abend wieder viel lernen dürfen.
All diese Erlebnisse ziehen uns einfach auf queere Partys. Wir leben und erweitern auch unsere eigene Sexualität.
Daher unsere Eingangsfrage: „Als Hetero Paar auf eine Queer Party?“
Weil wir das sehr wohl empfehlen können. Denn ja, selbst für uns als „Part-Time Wanderer zwischen den Welten“ ist eine Queer Party eine Art Safe Space.
Wo sonst könnten wir das Ausleben?
Scheint anderen (hetero) Paaren auch so zu gehen. Meist trauen sie sich nicht. Aber sie fragen uns:
„Was meint Ihr, können wir als Hetero Paar auch mal auf eine Queer Party gehen?“
Was sollen wir denen demnächst sagen?
Tom & Zarah
Ich glaube, das hier trifft den Kern dessen, was mich an diesem Thema so aufwühlt: die Selbstdarstellung eigener sexueller Freizügigkeit mithilfe queerer Menschen.
Es ist nicht das Besuchen solcher Events. Es ist die Darstellung im Nachhinein, welche Abenteuer mit allerlei verrückten Persönlichkeiten dort erlebt wurden. Es ist weniger die Handlung an sich, sondern das exhibitionistische Ausbreiten vor anderen.
. Würde das alles mit Cis-Heteros erlebt werden, wäre es a) nicht so spannend und b) wäre die Eigenschaft »cis-hetero« nicht erwähnenswert.
Wenn ich so lese, wie ihr über sexuelle Handlungen mit Lesben, Crossdressern, Femdoms schreibt, gleicht das fast schon einem Fetisch. Wogegen rein objektiv nichts einzuwenden ist. (Einvernehmen ist gegeben.) Rein subjektiv macht das echt was mit mir. Es erinnert mich an Erzählungen von einem entfernten Verwandten über Sex mit »exotischen Frauen« [sic!]. Auch dagegen lässt sich rein objektiv nicht viel sagen. Auf persönlicher Ebene empfinde ich diese Fetischisierung des (vermeintlich!) Fremden als unglaublich trennend und entpersonalisierend. Ironischerweise wird es von der ausübenden Person jedoch als toleranzfördernd empfunden.
Ich denke aber, dass sich über diese grundsätzliche sexuelle Herangehensweise an queere Menschen nicht wirklich diskutieren lässt.