Jeder hat irgendwo sein Päckchen zu tragen.
Und ja, wenn ich manche Lebensgeschichten erfahre, bin ich froh, dass es mich so nicht traf.
Zitat von **********o_ooo:
„Es geht um Privilegien auf Grund deines Geschlechts und deiner sexuellen Orientierung.
Wie soll ich Deiner Meinung nach damit umgehen? Ich kann noch nicht einmal sagen, dass ich damit Glück hatte, weil das im Umkehrschluss bedeutet, dass andere dann wohl Pech gehabt haben. Und ich weigere mich zu denken, dass es "Pech" sei, Frau oder nicht heterosexuell zu sein.
Der Versuch, Verständnis auf zu bringen, kann zu der Reaktion führen "Du hast ja sowas von keine Ahnung, geh mal ein paar Jahre in meinen Stiefeln. Für mich ist es anmaßend, von oben herab zu sagen, dass Du wüßtest, wie es mir geht." Die Aussage ist völlig richtig, aber ich kann auch das nicht ändern, ich kann mich dann zurück ziehen, den anderen sich selbst überlassen.
Sich selbst mal einen Eindruck verschaffen. Da kamen hier zwei Punkte:
1. "Ich habe keine Lust, mich wie Äffchen im Zoo begaffen zu lassen, ich will mal meinen Safespace, in dem ich die ganze Last der restlichen Welt nicht spüre."
2. "Dann informiere Dich mal über Biografien, wie es zu der queeren Bewegung kam..."
Das sind beides gute Argumente.
Als ich mit dem Studium begann, gab es verschiedene Fächer, die erst einmal nichts miteinander zu tun zu haben schienen, und in jedem hatte man den Eindruck, dass einem Basiswissen fehlte. Über die Semester wurden aus den einzelnen Mosaiksteinen immer mehr es formte sich ein Bild, einzelne Bildbestandteile wurden zu einem Gesamtbild. Und zur Examensvorbereitung stellte man fest, dass jedes in der Unibibliothek geklärte Problem dazu führte, dass man drei bis vier neue auf dem Zettel hatte, die man noch mal lernen wollte.
"Um Beruf, Bildung und Wirtschaftliches geht es gar nicht, wenn es um Previliegien geht."
Aber ich bin ein Mensch. Ich bin mir bewußt, dass ich als solcher Verhaltensmuster habe. Diese zu erkennen, auf zu brechen, und anders damit um zu gehen ist eine ständige Bemühung im Leben. Wir denken alle von uns, dass wir eigenständige Wesen sind, die einen freien Willen haben, und wir selbst unser Leben durch unsere Entscheidungen in der Hand haben. Pustekuchen. Jeder akzeptiert, dass der kleine Hammerschlag unterhalb der Kniescheibe das Bein bewegt, ob man will, oder nicht. Aber nur wenige gestehen sich ein, dass sie bei der Auswahl verschiedener Handlungsoptionen in erster Linie bekannten und bewährten (jedenfalls so scheint es) Verhaltensmustern den Vorzug geben. Warum meint Ihr, gibt es hier immer wieder Diskusionen betreffend das Problem der Komunikation? Reden können wir doch alle, bzw. schreiben. Was blockiert einige dabei, über ihre Probleme zu sprechen? Das sind auch "Verhaltensmuster", die man erst einmal überwinden muss.
Irgendwie / Irgendwo muss man bei etwas, was man nicht kennt, anfangen. Es gibt einfache, es gibt schwierige Einstiege. Da jeder andere Fähigkeiten und Resourcen besitzt, ist das für die Menschen nicht identisch.
Ich kann jemandem, der im Berufsfeld diskriminiert wird, nicht über die Schulter schauen.
Es ist in meinen Augen eine normale Reaktion, dass wenn man eine Ausgrenzung erfährt, sich entsprechend dann auch abkapselt, gerade auch mit Menschen, die das gleiche erfahren haben. Das "eindringen" in diese Gruppe ist natürlich dann befremdlich, es entsteht misstrauen, was damit bezweckt wird. Wer bereits angelogen wurde (wurden wir doch alle schon), der glaubt auch nicht so einfach, was gesgt wurde. Taten sagen mehr als Worte. Ich erinnere mich an den Satz hier im Thread "was hast Du denn schon gegen Deine Previlegien unternommen".
Leute, wenn ich eine Lösung für dieses Dilemma hätte, dann wäre ich der bestbezahlte Mediator der Welt. Bin ich aber nicht, habe nämlich keine Lösung.
Sich mit der Geschichte zu beschäftigen ist mit Sicherheit ein hilfreicher Schritt. Bleibt es jedoch dabei, wird es wenig bringen. Verständnis und Rücksicht gehen viel einfacher, vor allem auch "unbewußter", wenn man sich einfach kennen lernt, wenn aus ominösen Gruppen Individuen werden, die man auch so schätzen lernt.
Ja, das mag ein schöner Tagtraum sein, aber ich werde nicht alle meine Träume aufgeben, weil jemand sie als Traum bezeichnet. Eine perfekte Welt wird nicht zu erreichen sein, aber wir können versuchen, uns ihr anzunähern. Und Annähern beginnt eben immer mit einem ersten Schritt.
Ich vermag nicht immer die genaue Bedeutung eines Begriffes, den ich insbesondere nicht im aktiven Wortschaft habe, zu erfassen. Insofern ist auch der Begriff "Queer" für mich nicht so fest umrissen wie der Begriff "Auto" (Achtung, absolut abstrahierte Darstellung eines Problems der Sprache). Ich will niemandem seine Lebenszeit nehmen, versauen (jedenfalls nicht unabsichtlich). Ich möchte auch auf Partys gehen, um mal den Rest der Welt hinter mir zu lassen. Und nur weil in irgendeinem Zusammenhang einer Partybeschreibung das Wort "Queer" auftaucht, will ich nicht davon ausgehen, dass ich dort nichts zu suchen hätte.
Ich setzte jetzt noch einen drauf. Es ist für mich anhand der angekündigten Musik mitunter einfach, festzustellen, ob ich mich auf der Party wohl fühlen werde, aber Begriffe wie "Sexpositiv, Queer, Hedonistisch, BDSM, Fuck my Wife (als Motto)" sind da recht ungenau umrissen. Um aus Denkmustern und Vorurteilen raus zu kommen, muss ich meine Kompfortzone verlassen. Wie sagte Pipi-Langstrumpf, woher soll ich wissen, ob ich etwas kann, wenn ich es noch niemals versucht habe. Ich werde nicht alles versuchen, dafür dürfte mein Leben nicht ausreichen.
Aber ich möchte Menschen kennen lernen, auch um Vorurteile ab zu bauen.