„Was ich von dir hier lese klingt nach 24/7 eine Session nach der Anderen.
Guter Punkt, auch wenn ich das nicht so extrem gelesen habe.
Aber gerade Rollenspiele sind sehr anstrengend und erfordern viel Konzentration und mentale "Vorbereitung". Da hat man nicht immer die Kraft und Energie für, vor allem nicht jeden Tag und mehrfach täglich.
Es ist deshalb vielleicht klug für euch beide, zu einer "natürlicheren" Umgangsform im Alltag zu finden. Was ich damit meine? Hört auf, euch an bestimmten Rollen zu orientieren, sondern tut das, wonach euch in dem Moment gerade ist und dann achtet auf die Reaktion des anderen. Was gut ankommt, kann man wiederholen, was nicht, lässt man weg oder probiert es ein bisschen anders.
Ich gebe mal ein Beispiel:
Zu Beginn meiner Beziehung zu meiner Herrin hatten wir feste Regeln aufgestellt und es gab Strafen, wenn ich sie nicht eingehalten habe. Das war auch sehr schön und es hat uns beiden gefallen. Aber als wir einen gemeinsamen Alltag entwickelt haben und nicht nur alle paar Wochen für kurze Zeit zusammen waren, da hat sich dann erst gezeigt, welche Regeln in welcher Intensität für uns beide sinnvoll sind. Um nur mal ein Beispiel rauszupicken: Toilettenbenutzung:
Am Anfang musste ich sie immer, wenn wir Zeit miteinander verbracht haben, fragen, ob ich gehen darf, wenn ich klein musste. Das galt auch für nachts. Aber da war es dann auch nur jeweils eine Nacht alle paar Wochen, wo sie zwischendurch dann deshalb geweckt wurde. Wir fanden das beide gut und wollten es so. Als wir dann aber immer mehr Zeit miteinander verbracht haben und es ein paar Nächte hintereinander war und so, da merkten wir, dass das einfach nicht praktikabel ist auf Dauer. Also haben wir es zunächst auf tagsüber begrenzt. Dann kamen Tage, wo wir bei Verwandten waren, wo das nicht funktioniert hätte, wo sie im Home-Office war und ich sie nicht stören durfte, wo wir Gäste hatten, mit denen sie in Ruhe reden wollte etc. Mittlerweile haben wir zu einer natürlicheren Variante gefunden: wenn ich es für angemessen halte, dann frage ich. Wenn ich merke, die Situation gibt das nicht her, dann gebe ich nur Bescheid, dass ich gehe, damit sie 1. weiß, wo ich hin will und 2. mich abhalten könnte, wenn ich zuerst etwas anderes tun soll. Und wenn es eine Situation ist, zum Beispiel wo sie schläft oder nicht gestört werden will, dann gehe ich ohne zu fragen, und ohne etwas zu sagen, außer sie verbietet es vorher.
Soll heißen weg von einem starren "immer so" hin zu einem natürlichen und situationsgerechten Handeln.
So könnt ihr euch auch durch Gespräche und durch Ausprobieren an ein für euch passendes Konzept herantasten.
Mal als Beispiel: du siehst, dass er abends entspannt auf dem Sofa sitzt und nicht super vertieft in etwas ist: dann ist eine gute Situation um zum Beispiel sowas zu sagen wie: möchtest du heute Abend dein kleines Mädchen ins Bett bringen? Und dann abwarten, wie er reagiert. Geht er darauf schon ein? Oder sagt er nein? Oder ist es ihm egal? Dann noch einen Versuch hinterher schieben, vielleicht etwas konkreter: soll dein Mädchen sich heute Abend alleine waschen und anziehen oder hilfst du mir? Wenn er dann keine Lust hat, kein Problem, gehst du halt wie ein großes Mädchen allein.
So kannst du verschiedene Situationen ausprobieren ganz unkompliziert in den Alltag zu integrieren. Ohne krasses Rollenspiel und Pipapo. Einfach aus dem, was da ist und wo das kleine Mädchen einen Platz finden kann. "Darf klein Lisa (Name für das Beispiel erfunden) dir in der Küche helfen?" "Soll Lisa dir das Frühstück ans Bett bringen, Daddy?" Nur mal so als Beispiele.
Und dann immer seine Reaktionen beobachten und merken.
Wenn du merkst, er springt auf dies oder jenes an, dann kannst du es immer mal wieder machen und manches entwickelt sich vielleicht zu einem Ritual.
Merkst du allerdings, dass er auf gar nichts davon eingeht, ist definitiv ein klärendes Gespräch über seine Gedanken zu dem Thema nötig.