„Ich habe im Grunde nie verstanden, weswegen ein Mensch, der das Interesse am Liebesspiel mit dem Partner/mit der Partnerin verloren hat, also Sex insgesamt unwichtig geworden ist...
Und DAS ist in meinen Augen schon der erste Verständnisfehler.
Aus meinem Nähkästchen:
Ich bin eine der Frauen, die Interesse an Sex MIT DEM EIGENEN Partner verloren hatte. Auch er sprach mich natürlich darauf an. Zuerst habe ich, wie die Partnerin des TE, abgeblockt und zwar aus einem einfachen Grund (und ich könnte mir vorstellen, dass das ein SEHR häufiger Grund ist):
ER hat mich einfach nicht mehr angemacht. Das hatte verschiedene Ursachen.
1.) Unser Sexleben war einfach langweilig geworden - immer die gleichen Stellungen und Abläufe. Gähn.
Ja, zu Recht könnte man jetzt argumentieren, dass ich es ja auch selbst in der Hand hatte .. aber Veränderungen initiiert man ja nur dann, wenn man auch WILL. Ich wollte nicht - und nun kommen wir zum nächsten Punkt
2.) Der Alltag - ein Klassiker, ja, aber deshalb nicht weniger invasiv. ER war in der Realität einfach nicht der Typ, der er selbst gern sein wollte. Im richtigen Leben kümmerte ich mich um ALLES, er war einfach nur da. Nicht der selbstbewusste Typ mit hundert aufregenden Hobbies und Leidenschaften - nein. Wollte ich etwas erleben, musste ICH alles dafür tun .. Planung, Finanzierung und Ausführung. Zig Projekte angefangen, nichts davon zu Ende gebracht, Hausarbeit blieb an mir hängen, obwohl ich arbeiten ging und er viel zu Hause war, Arbeitslosigkeit und ständig musst ich ihn auffordern, sich zu bewerben usw. usw.
Ich hatte "nebenbei" noch ein Kind großzuziehen und irgendwann war es so, als hätte ich zwei Kinder (was man ja so oder ähnlich häufig liest oder hört).
Tja, und ein Mann, der nicht in der Lage ist, wenigstens SEIN Leben zu organisieren - das killt jede Lust.
Der Sex wurde dann natürlich zunehmen problematisch. Irgendwann wich ich aus, wenn er mir nur zu nahe kam aus Angst, dass daraus wieder eine riesige Diskussion entsteht.
Ich legte irgendwann die wahren Gründe (nachdem ich über die Jahre tausend Ausreden gebraucht hatte) offen. NATÜRLICH war das sehr verletzten für ihn, aber eben die Wahrheit. Nur ändern konnten wir es nicht. Er sein Alltagsverhalten nicht und ich konnte keine Lust aus dem NICHTS generieren.
Als ich die Beziehung beendete, war ich SO erleichtert, mich jetzt für meine Unlust nicht mehr rechtfertigen zu müssen. Ich hatte SO WENIG Lust auf Sex, dass ich -damals 43- tatsächlich davon ausgegangen bin, dass ich mit dem Thema bis zum Ende meines Lebens durch bin - und ich war FEIN damit, dieser Gedanke machte mir GAR NICHTS aus.
Es dauerte 3 Jahre .. da stand plötzlich Frau Libido wieder vor meiner Tür .. und seitdem bin ich wieder im JOYclub aktiv.
Das sind aber nur meine Erfahrungen. Nicht bei jeder Frau wird es so sein, aber vielleicht passt ja der eine oder andere Parameter. Jedenfalls ist es -auch laut Erfahrungsaustausch mit anderen Frauen- oft sein Verhalten im Alltag, das die Lust tötet.
Nicht darüber reden zu wollen, KANN auch bedeuten, den Partner nicht verletzen zu wollen, weil es eben doch an ihm liegt. Deshalb ist es schon wichtig, dass man darüber redet - ob es am Ende wirklich hilft, DIESE Beziehung zu retten .. ist davon abhängig, ob das beide Partner auch WIRKLICH wollen.
Ja, nach dem Lesen meines Beitrages mag der bittere Geschmack bleiben, dass ich die "Schuld" nur ihm gebe. Allerdings geht es ja um die Frage, warum SIE keine Lust mehr hat und in meinem Fall war eben das die Ursache.
Man kann nicht viel dagegen tun, wenn man etwas NICHT möchte. Ändern sich die Umstände nicht, muss sich einer von beiden stets zu etwas zwingen.
Weiß nicht, ob das für eine gesunde Beziehung spricht.