„„Ich habe mich auch hier in Australien kulturell gewaltig umstellen muessen - ich habe einen wahren culture clash erlebt, den ich als gebuertiger Deutscher so nicht im mindesten erwartet haette.
Kannst du das etwas näher beschreiben? Vielleicht helfen solche Beispiele ja, wir reden sehr trocken über dieses Thema.
Kann ich gerne. Ich bin vor zehn jahren ausgewandert und dachte, nun ja...Australien...das is wie Europa...sind ja schiesslich alles ehemalige Englaender und Englaender sind sind a) westlich und b) europaer, also kanns nicht so verschieden sein.
Weit gefehlt.
Fangen wir mit dem negativen an: rassismus ist hier in der weissen, ehemals englischen gesellschaft, normal. Je weiter man sich von den Metropolen entfernt, desto staerker. Eure AfD ist ein linker kindergarten dagegen. Es laeuft hier vieles auf basis von mateship, ein kumpel (mate) hat nen kumpel der einen kennt...der macht das...gegen eine gefallen. So bestehen ganze firmen. Es gibt hier wenig rechtssicherheit weil es ein Case law ist, d.h. wenn jemand 1870 einen aehnlichen fall hatte, dann wird dieser zitiert usw. Weite teile der, vor allem laendlichen, gesellschaft sind immer noch in den 50iger jahren des letzten jahrtausends - mit all ihren nachteilen fuer frauen. Als fremder (also nicht kumpel) haut man dich bei jeder sich bietenden gelegenheit uebers ohr.
Positiv: jeder bekommt eine faire chance sich zu beweisen, das wetter ist besser, auch mit 58 bekommst du noch gut bezahlte jobs. Keinen interessiert was fuer zeugnisse du hast, oder welche noten du in der schule hattest, solange du den job gut machst. Du kannst fast jeden job machen den du willst. Klar gibt es auch zugangsvorraussetzungen. Aber dass jemand hier vier, fuenf oder sechs verscheidene berufe in seinem leben ausgeuebt hat ist nicht ungewoehnlich. ich kenne leute die waren Bauarbeiter, Strassenarbeiter und sind heute stellvertretender Schulleiter fuer Katholische Erziehung an einem privaten College. Du kannst zwei jahre "The Lap" machen, also um Australien fahren, gelegenheitsjobs machen und keiner sieht das als karrieknick. Du bekommst nach 7 oder 10 jahren bei iener firma long service leave, das heisst ab drei monate bis zu x jahren voll bezahlten urlaub zusaetzlich (2 wochen pro jahr, aber dem siebenten jahr hast du anspruch darauf).
Du kannst fast ueberall, auf privatem grund, tun und lassen was du willst. Wenn du einen kumpel hast, der geht fuer dich durch die hoelle und zurueck. Loyalitaet ist eine sache der ehre.