Unvernünftig
Ich glaube, es ist Zeit dir einen Wunsch abzutreten. Das letzte Mal war es vor zehn Jahren, dass ich mein Rabattheft aus der alten Kiste, die ich immer staubfrei halte, herausgeholt habe und `ne ganz dringende Sache für den großen Wunscherfüller hatte. Das war schon kein Wünschen mehr, das war schon Flehen. Seitdem habe ich fleißig in Zweimark-Schritten Gutes getan, weiter angespart, gelegentliche Gratifikationen eingereicht und immer nach hundertfachen Überlegungen es für nicht notwendig erachtet, förmlich um eine Erfüllung zu bitten. Somit sind noch zwei Wünsche frei. Einer aus der Rubrik „Unvernünftig/Bist Du sicher?“, den ich für passend erachte. Den hatte ich eigentlich für die Sache mit dem Blockhaus in Kanada vorgesehen, das zu bauen ich seit Kindertagen an mir vorstelle. Mittlerweile aber bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die Sache nicht unter einem unguten Stern stehen würde, mich vielleicht sogar die eigenen Schlittenhunde fressen würden, falls es mit der Nahrungsbeschaffung per Gewehr oder Pfeil und Bogen nicht so recht klappt, an erster Stelle Violetta, meine ausgedachte kluge Hündin, wohlmöglich den ersten Biss tun würde.
So oder so würde ich ja drüben bleiben und es gäbe keine Gesänge an heimischen Pfadfinderlagerfeuern, weil ich ja einfach nur weg wäre. Dein Wunsch ist was anderes. Dein Wunsch ist unvernünftig, nur ist er es in einer Angelegenheit, die mit Vernunft sowieso nicht zu regeln wäre. Sozusagen ein schöner, notwendigerweise unvernünftiger Wunsch. Nimm ihn von mir und löse ihn ein. Komm, du kannst ihn nehmen. Mich macht das froh.
m.brody
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