„@*******uld:
Das ist die typische totale Überschätzung menschlichen Denkens. Menschen machen genau die selben Fehler wie KI.
Jedes Mal, wenn jemand einen anderen von etwas überzeugen will, was er nicht wirklich versteht, "halluziniert" er sich was aus Halbwissen und seinem eigenen unausgegorenen Schlußfolgerungen zusammen. Das ist auch nur raten mit Wahrscheinlichkeiten - sieht man auch hier im Forum ständig.
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Es kann schon deshalb gar nicht sein, dass Menschen die selben Fehler machen, weil deren Denken, deren Antrieb und deren Beeinflussung nicht gleich sind, nicht gleich ablaufen, wie bei der KI.
Wenn jemand (als Mensch) andere überzeugen will, kommen auch nicht gerade selten etwas andere Verhaltensweisen zu Einsatz, die sich Manipulationen nennen. KI trägt bei Halluzination oftmals mit einer scheinbaren Sicherheit das Fehlerhafte, Halluzinierte einfach so vor.
Es kommt bei Menschen zwar tatsächlich auch vor, dass geraten wird - aber eben nicht nur. Weil der Mensch, wenn er seine Möglichkeiten auch nutzt, das Unsichere nochmal hinterfragt. Also logisch prüft. Bei KI versuchen scheinbar nur zusätzliche Filter zu klare Fehlergebnisse zu beseitigen. Ansonsten ist dort mit weiterem, logischen Überprüfen nicht viel, weil der Inhalt als solcher gar nicht verstanden wird. Er ist nur eben wahrscheinlich genug.
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Und auch menschliches Denken passiert nach dem EVA-Prinzip, zumindest der kognitive, bewusste Teil. (Ob man sowas wie die Kontrolle der Körperfunktionen oder emotionale Reflexe als "Denken" bezeichnen kann ist ja auch fraglich.) Nun ist es natürlich so, dass wir einen konstanten Feedbackloop haben - wir hören halt nie auf zu Denken, jede Ausgabe wird sofort wieder zur Eingabe, selbst wenn wir schlafen. Das könnte KI auch, ist aber halt nicht zweckdienlich.
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Das ist aus meiner Sicht ebenfalls wieder falsch:
Menschliches Denken passiert nach nur eingeschränkt nach dem EVA-Prinzip. Wenn man gleich wieder auf das reagiert, was bei den eigenen Hadlungen / Reaktionen passiert ist.
Menschliches Denken ermöglicht aber auch, etwas zu entscheiden, wofür es keinen Anlass gab und etwas zu unterbinden, was für gewöhnlich eine Reaktionsweise wäre. Da fehlt dann wahlweise das E oder das A beim EVA-Prinzip.
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Und das was man landläufig als Intuition bezeichnet ist eigentlich nur eine mentale Abkürzung, ein "Denkreflex", den sich unser Gehirn gebaut hat, um immer wiederkehrende Muster schneller zu verarbeiten. Das ist GENAU das was bei KI passiert. Und auch beim Menschen genauso Fehleranfällig. Von daher wäre es vielleich sogar richtiger, KI mit "Künstliche Intuition" zu übersetzen.
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Wenn Intuition so einfach umzusetzen wäre, warum setzt KI das nicht bereits selber ein?
Weil die Auswirkungen gar nicht zu überschauen wären. Denn dann müsste man auch selber verstehen, was man da neu beginnt. Eine reine Auswahl nach Wahrscheinlichkeiten wird da aber zum Lottospiel.
Außerdem:
Was soll Intuition mit der Einordnung "immer wiederkehrende Muster" zu tun haben, wenn man die Intuition zur Suche nach neuen Lösungen verwendet. Da ist gerade gar nichts wiederkehrend.
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Mal ganz davon abgesehen dass 70% korrekte Antworten bei einer KI ja auch nicht heisst, dass die KI ein bestimmtes Problem 7 Mal richtig und 3 Mal falsch löst, sondern dass es von 10 Problemen 7 regelmäßig richtig löst und 3 nicht lösen kann. Das muss ein Mensch erstmal nachmachen.
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Dem ersten Satz stimme ich zu, bei dem zweiten Satz kommt es auf das jeweilige Gebiet, Thema und die Fähigkeiten an.
Da kann - je nach Gebiet, Thema und Fähigkeiten - der Mensch darunter oder darüber liegen.
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Es ist leider so, das wir Menschen es für unser Ego brauchen, für unser Gefühl als "Krone der Schöpfung", das wir unser Denken als etwas Übernatürliches betrachten, etwas, das auf magische Weise allem anderen in dieser Welt überlegen ist.
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Ich stimme soweit zu, dass es leider nicht wenige Menschen gibt, die dieses Gefühl brauchen. Wir Menschen brauchen es aber nicht zwingend und wer sich und seine Ergebnisse und Ansichten oft genug selber hinterfragt, kommt ohne diese Selbstüberschätzung aus.
Allerdings kann unser Denken gar nicht Übernatürliches sein, weil wir Teil der Natur sind.
Da ist etwas Übernatürliches schon grundsätzlich nicht möglich.
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Wenn man aber mal genauer hinguckt, wie viele heuristische Fehler unser Gehirn bei fast jedem Gedanken macht, wenn man mal gelernt hat, dass unsere Erinnerungen zu 95% Geschichten sind, die sich unser Gehirn jedes Mal neu zusammenreimt, wenn man weiß, wie viel von unserem vorgeblich rationalen Denken eigentlich nur eine retroaktive rechtfertigung von emotionalen Reflexentscheidungen ist, dann ist menschliches Denken eigentlich ziemlich primitiv.
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Die Prozentzahl erscheint mir zu hoch gegriffen, aber dass jedes Erinnern ein Neu-Zusammensetzen ist, wird als beim Menschen gegeben gesehen. Das kann ja durchaus so sein.
Rationales Denken letztendlich auf emotionale Reflexentscheidungen zu reduzieren, denen man im Nachhinein dann üblicherweise nur ein logisches Mäntelchen umhängt, würde die Möglichkeiten der menschlichen Logik arg reduzieren - auf ziemlich primitives Reagieren. Das manches Denken so abläuft (also letztendlich im Affekt agieren und nachträglich Einordnen), das kommt ja tatsächlich vor. Aber alles Denken lässt sich so wohl kaum erklären.
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Maschinelles Lernen simuliert unser Gehirn und unsere Lernprozesse auf mathematische Weise.
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Hier wird es philosophisch, weil hier noch viel zu wenig bei dem menschlichen Denken bekannt ist.
Dass maschinelles Lernen das menschliche Denken simuliert, würde aber auch bedeuten, dass wir eigentlich nie auch nur im Ansatz wissen, um was es eigentlich geht und das wir im Wesentlichen nur die wahrscheinlichste Lösung wählen - weil sie eben als die wahrscheinlichste erscheint. Das wiederum
erscheint mir nicht nur weit hergeholt, sondern komplett falsch.
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Und das wir dann mit einem Millionstel der computativen Rechenleistung des menschlichen Gehirns schon Maschinen bauen können, die in vielerlei Hinsicht nicht nur mit dem Menschen mithalten können, sondern ihm sogar überlegen sind sollte uns sehr bescheiden machen, was unsere Intelligenz angeht.
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Dass die KI in ganz bestimmten Bereichen den menschlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten überlegen ist, wird nicht in Frage gestellt. Mit der Intelligenz allgemein und insgesamt hat das aber nicht viel zu tun.
Was nützt es, wenn Rechner schneller die Varianten durchrechnen können, keine Ermüdungserscheinungen haben und ein Gedächtnis in einer ganz anderen Dimension haben usw., wenn grundsätzliche Entscheidungsfähigkeiten der KI trotzdem nicht zur Verfügung stehen? Entscheiden durch Verstehen und dann wählen - statt reines Reagieren nach Wahrscheinlichkeiten.
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Und auch wenn KI heute noch keine "echte" Intelligenz ist ist es offensichtlich, dass wir nicht weit davon weg sind, echte künstliche Intelligenz zu schaffen. Und ich wette selbst dann - wenn Maschinen komplett selbständig denken können, sogar ein Bewusstsein entwickeln und Emotionen haben können - selbst dann wird es noch ein paar Chauvinisten geben, die sagen "das ist nur eine Maschine, die kann doch gar nix ausser simulieren".
Ich würde für diese Wette nicht zu viel einsetzen. Es ist immerhin eine grundsätzliche Frage, ob mit der aktuellen Technologie überhaupt ein "verstehen" möglich ist. Wohl eher ein immer schnelleres Raten und Als-Wahrscheinlich- Einordnen, was sich sicherlich noch weiter optimieren lässt, aber eben eine Wahrscheinlichkeitsrechnung bleibt.
Dazu muss möglicherweise noch ein ganz anderes Vorgehen gefunden werden.
„@*******uld Ich glaube, neben einigen inhaltlichen Punkten, die
@*******ase schon aufgeworfen hat, gibt es eine wesentliche Schwäche in Deiner Argumentation:
Wir wissen NULL, auf welche Art genau Menschen Entscheidungen treffen oder Empathie oder Kreativität entsteht.
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Ja wir wissen da noch viel zu wenig. Schon deshalb ist nicht nachvollziehbar, zu sagen, dass KI genau das ebenso macht, nachmacht usw. So wären wir bei KI wohl nie zu einem funktionierenden System gekommen.
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Es gibt sogar Neurophysiologen, die Entscheidungen komplett als genetisch und neurologisch determiniert betrachten; dann hätte eine KI mehr freien Willen als ein Mensch.
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Es kommt wohl nicht selten vor, dass versucht wird, etwas mit dem Fachgebiet möglichst umfassend zu erklären, was das eigene ist. Weil es für diejenigen wohl nahe liegt.
Da ich mich aber Frage, wo eine KI überhaupt einen Funken "freien Willen" haben soll (selber Wege außerhalb des EVA-Prinzips zu gehen), sehe ich nicht, dass das noch unterboten werden kann.
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Wenn man aber weder bei Menschen noch bei KIs genau versteht, was eigentlich passiert, verbietet sich ein Vergleich auf der methodischen Seite und es bleibt die Betrachtung der Ergebnisse.
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Das ist so nicht korrekt:
Bei der KI weiß man nur nicht, wie die konkreten Ergebnisse entstehen, aber die grundsätzliche Vorgehensweise bis zum Ergebnis ist sehr wohl bekannt. Weil das Verfahren - also die Programm bekannt sind. Das ist ein großer Unterschied zum menschlichen Denken.
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Und da zeigt sich, das spezialisierte Systeme (also keine generative KI) sowohl in der Analyse von Mimik als auch von Stimme besser ist als die meisten Menschen: die „Empathie“ ist hier also stärker.
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Manches Erkennen wird die KI-Technik möglicherweise besser hinbekommen, weil sie es vielleicht - stellenweise - geschafft hat, auf Feinheiten zu reagieren, die uns nicht auffallen.
Das empathische Reagieren im Anschluss kann aber eventuell schon wieder ein Verstehen benötigen, wenn das System nicht genau genug auf die konkrete Lage trainiert wurde.
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Dabei sind wir bei all dem erst am Anfang. Die Halluzinationen haben im letzten Quartal dramatisch abgenommen; ab jetzt werden die Ergebnisse durch immer mehr Training mit echten Daten exponentiell besser! Es lohnt sich also in meinen Augen sehr, sorgfältig darüber nachzudenken, was genau eigentlich Wesen und Stärke eines Menschen und der eigenen Person sind.
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Ja, es lohnt sich, darüber nachzudenken, " was genau eigentlich Wesen und Stärke eines Menschen und der eigenen Person sind." Ein Mensch, der sein Fachgebiet immer besser auswendig lernt und sonst nur ein paar Grundsätze beherrscht (wenn überhaupt), oder einer, welcher das Lernen als Anleitung für weiteres Lernen und Verstehen nutzt.
Also das Lernen lernen, das Arbeiten mit Erkenntnissen usw.
Nicht das Bulimie-Lernen, was es viel zu oft u.a in der Schule gibt.