Vielen Dank für Eure Beiträge - das Thema interessiert mich wirklich sehr!
Denn: Ich bin 51, mein Adoniskörper ist schon eine Weile her und ich fühle mich im Kopf trotzdem frei. Aber: Es ist in der Tat so, wie es geschrieben wurde. Als Mann wirst Du an der Tür massiv kritisch beäugt. Und wenn Du dann drinnen bist, dann siehst Du trotzdem diese Gaffer-Typen, die nur von einem guten Ausblick zum nächsten wandeln und immer irgendwie die Hand im eigenen Schritt haben.
Die Grenze zum Bodyshaming wird an der Tür oft überschritten. Meine 50+ Begleitung wurde aufgefordert, doch wenigstens topless zu gehen, weil sie zu wenig Haut gezeigt hat (das war im Equinoxe). Die Hinweise auf ihr Alter und die sich gegenüber der 20jährigen an der der Tür in den letzten 30 an ihrem Körper aufgetretenen Veränderungen waren ziemlich deutlich - hatten aber keinen Sinn. Aber immerhin: Als Mann wirst Du einfach nur nach Hause geschickt, wenn Du Deinen Bauch nicht zeigen willst. Da ich mich noch gut daran erinnern kann, wie ich damals, als ich noch keinen Bauch hatte, den anderer fand, fühle ich mich mit freiem Oberkörper einfach nicht frei (was soll nun die 50jährige sagen, die halt einfach nicht mehr wie eine 20jährige aussieht?).
Also was machen?
Die Sachen, die Du in Sex-Shops bekommst, sind - mit Verlaub - billigster Kram. Schlecht verarbeitet, nicht waschbar und Du schwitzt darin beim Tanzen (Hallo? Technoparty...) so sehr, dass es Dir in die Schuhe läuft. Dann ist nix mehr mit kinky herumspielen - es sei denn, jemand steht genau da drauf... Außerdem sieht das alles so nach SwingerClub aus, dass es einfach nicht hübsch ist. Harness und Co - Danke für die ganzen Bilder von den hübschen Jungs (so sah ich früher auch mal aus, ein lecker Sahneschnittchen, dass Du einfach in jede Klamotte reinstecken konntest) verursachen bei 80% derjenigen, die sie dann wirklich auf Veranstaltungen tragen, bei den anderen Gästen aber Augenkrebs. Was will man denn auf den Parties? Sich frei fühlen, tanzen, feiern und wenn Deine Begleitung und Du das Gleiche wollen, dann "dürft" ihr das machen, was ihr wollt, ohne dort rauszufliegen. Früher genügte einfach das fröhliche Schwarz und ein kurzer Schnack mit der Tür. Außerdem hat der Veranstalter Deine Seite hier gecheckt und Dich auf die Gästeliste geschrieben.
Naja, dann wurden die Feste aber größer und lukrativer. Es gab dann Regeln, man solle sich "szenetypisch" anziehen. Sorry. Szene? Die Klamotten, die man anziehen sollte, stammten aus ganz anderen "Szenen" aber das ist ja egal. Der Wunsch des Veranstalters mit Hausrecht ist ja quasi Befehl.
Also bin ich in den freundlichen Laden für sexy Herrenmode mit Regenbogenfahne in Hamburg Sankt Georg. Da habe ich tatsächlich Beratung bekommen. Die haben sich gefreut und ganz ehrlich: Männer, die Männer sexy finden, können Männer, die sexy aussehen wollen, einfach gut beraten. Hat gepasst, hat funktioniert. Es war perfekt für das Sommerfest im Catonium - weil eben nicht schwarz...
Für die Parties mit der guten Musik auf dem Kiez oder im Equinox ist das aber nix. Und ich bin auch eher der "schwarze" Typ als der mit dem fröhlichen Regenbogennetzhemd oder dem Latexganzkörperkondom. Also habe ich einen Test gemacht. Ich habe "Kinky"-Sachen gekauft, die ich schön finde. Zum Glück muss ich nicht so auf den Cent achten. Ich fand mein Outfit insgesamt stimmig und der auf Männer stehende Verkäufer vom Alsterhaus fand es gut und passend: Wetlook Hose von Diesel mit nicht-alltäglichem Gürtel (der alleine war schon geil) Chelsea Boots, McQueen Harnesshemd und eine ungefütterte schwarze Bomberjacke mit schwarzen Nieten am Kragen. Typgerecht, schwarz, nicht alltäglich und tanzen-tauglich. Meine Oma hätte die Straßenseite gewechselt... Die nächste Doorbitch fand das Alexander McQueen Hemd mit eingearbeiteten Harness aber so gar nicht kinky. Also "Hemden" sind bei uns ein totales NOGO. Gut. Hausrecht. Das so ein Hemd perfekt sitzt, angenehm zu tragen und sexy von der Begleitung aufzuknöpfen ist, interessiert das Hausrecht nicht. Dass Mann mit einem gut sitzenden, nicht alltäglichen und ziemlich besonderen Designerteil auch gut und so gar nicht "alltäglich" aussieht, interessiert das Hausrecht sowieso nicht. Ist so. So funktioniert eine Tür. Die Doorbitch daneben hat aber in dem Moment einen von den Gaffern reingelassen: Er hatte eine normale schwarze Anzughose und ein schwarzes Hemd von der Stange. Er war -anders als ich- noch nicht mal in Begleitung. Also habe ich das 750 Euro Hemd aus- und das 25 Euro Netzhemd angezogen. Die Doorbitch war glücklich. Ahnung, was gut aussieht, hatte sie aber nicht. Den Typen mit der Anzughose haben wir dann während der Veranstaltung tatsächlich mit anderen einzelnen Herren zusammen gaffen gesehen. Das Awarenessteam hat dann irgendwann dafür gesorgt, dass die sich wenigstens "kinky" kleiden und ihre Hemden ausziehen. Dann standen sie halt mit bleichem Bauch herum und haben gegafft... Kinkyness entseht im Kopf und nicht im Kleiderschrank. Die an der Tür verstehen das manchmal nicht.
Ich habe früher selbst in Diskotheken gearbeitet. Ein guter Club hat einen Profi an der Tür. Bei den kinky-Parties sind es meistens überforderte und hektisch wirkende Studenten. Das ist so seitdem es total hip ist, kinky-Parties zu veranstalten. An jeder Ecke gibt es nun sexpositive Parties und die Leute strömen da hin. Für mich ist es ein Zeichen für einen "Anfang vom Ende", wenn diejenigen, die dort vom Mindset hinpassen, sich verkleiden müssen und dann mit Leuten in einem Raum stehen, die sich verkleidet haben, aber vom Mindset her nicht passen.