Ich weiß ja nicht, wie viele von euch wandern und campen gehen. Wenn ich eine Woche draußen unterwegs bin und mich nur sporadisch waschen kann, stink ich trotz körperlicher Belastung bei weitem nicht so, als wenn ich diese Prozedur drei Tage in meinem urbanen Alltagsleben durchziehen würde. Rechne ich dann noch mit ein, dass früher überwiegend Stoffe aus Leinen oder Baumwolle locker getragen wurden, könnte die Bilanz geruchstechnisch noch positiver ausfallen.
Wäsche hat man im übrigen früher ausgekocht oder mit natürlichen UV Licht gebleicht (und desinfiziert) oder in Ammonium/Essig/Alkohollösungen gespült (
) - ich bin mir hingegen nicht sicher, wie manierlich sich die Enzyme in meiner Waschmaschine bei 30° im Sinne von Persil, OMO & Co benehmen.
Positiv dürfte zu dem hinzugekommen sein, dass die Diät überwiegend vegetarisch war.
Entstandenen Schweiß hat man einfach abgewischt oder mit einem nassen Tuch abgewaschen, in die Achselhöhlen wurden Stücke aus alten Stoffen gelegt, um den Schweiß zu absorbieren. Die besseren Gesellschaftsschichten haben gepudert.
Im übrigen scheint die regelmäßige deodorante und antitranspirante „Bearbeitung“ von geruchsbildenden Bakterien die Flora unter der Achsel maßgeblich zu beeinflussen -vielleicht, ja eventuell gar im Sinne des Erfinders?!
Wäre ja nicht der erste Bedürfniskreislauf der Konsumentengeschichte (vergleiche „no poo“ -
).
Interessant ist, dass das erste Anti-Traspirant eigentlich von einem Arzt entwickelt wurde, um seine Hände bei Operationen schweißfrei zu halten. Dass daraus ein Lifestyle-Produkt entstanden ist, ist seiner geschäftstüchtig Tochter zu verdanken:
https://www.cosmeticsandskin.com/companies/odorono.php
Kommerzialisierter Tabus inklusive. Konsumier mich und alle können dich gut riechen. Duftest du nicht nach Seife, bist du unrein und der anderen nicht wert.
Bezeichnenderweise erst einmal rein an die weiblichen Temperamente adressiert. 😇
So ist gut vorstellbar, dass die Geruchskulisse früher generell einfach eine ganz andere war und man heute eher „unnatürlich“ riecht und das eben als Standard erlernt hat.