Was ist "poly"?
Ich erzähle zur Verdeutlichung dessen, was "poly" im Kern ist, immer gerne zwei Geschichten. Die eine ist die sicher allseits bekannte "Schmusegeschichte" von C. Steiner & H. Körner aus dem Buch "Die Farben der Wirklichkeit":
Wir alle haben von Geburt an stets genügend Schmuser - nur wir haben Angst, sie freigiebig zu verteilen, weil uns beigebracht wurde, der Vorrat an Schmusern (= Liebe) könne sich eines Tages erschöpfen. Als ob etwas wie Liebe jemals erschöpft werden könnte!
Oder anders ausgedrückt: Warum behandeln wir Liebe wie ein Stück Kuchen? ("Wenn man teilt, bekommt jeder nur die Hälfte.")
Ist Liebe nicht eher wie Wasser? Wenn man sie teilt und "vergießt", bekommt jeder seinen eigenen Teil, kann sie in sich aufsaugen, damit arbeiten, sich wohl und geliebt fühlen ...
Warum nur sitzen intelligente Menschen dem Aberglauben auf, Liebe müsse sich verringern und schwächer werden, wenn man sie teilt?
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Die andere Geschichte (von Hans Kruppa) schildert, wie sich ein Mann fühlt, der dummerweise zwei Frauen aufrichtig und von Herzen liebt. Es geht nicht um Sex, sondern um Liebe! Doch beide Frauen wollen ihn für sich allein, beide beharren darauf, dass sie ihn nicht teilen wollen. Er kann und will sich aber nicht entscheiden ...
Irgendwann verlassen ihn beide Frauen, weil er sich für keine von ihnen allein entscheidet, sondern beide wirklich liebt. Und so sind alle drei auf einmal wieder allein.
Der Verlierer in dieser Geschichte sind weder der Mann noch die Frauen, der wahre Verlierer ist - die Liebe!
(Der Antaghar)