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Polyamorie - was ist das eigentlich?

*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Taishar
Natürlich darf meine Parterin sich auch in jemanden verlieben, der mir nicht sympathisch ist. Aber ich hätte dann Probleme, mit demjenigen auf Dauer klarzukommen oder gar zusammen zu wohnen. Ist doch logisch.

Ich könnte es zwar respektieren und tolerieren, aber ich muss und kann nicht jemanden mögen, nur weil sich meine Partnerin in ihn verliebt hat.

Also Dein Fall 1 ist sicher der häufigere in polyamoren Beziehungen, weil es auch der praktikabelste ist. Den anderen gibt es auch, und die zweite Beziehung muss keinesfalls beendet werden, aber es ist dann eben weit schwieriger und komplizierter. Und da kommen dann eher auch Gefühle wie Neid u. dgl. auf, die dann beleuchtet und bearbeitet und nicht geleugnet oder verdrängt werden sollten.

Eine polyamore Beziehung kann viel mehr Beziehungsarbeit und Arbeit an sich selbst bedeuten als eine monogame Beziehung - dafür belohnt sie einen mit völlig neuen Erlebensqualitäten. Es liegt auf der Hand, dass so etwas besser und fruchtbarer ist, wenn sich (wie in einer gut funktionierenden Familie!) möglichst a l l e lieben oder zumindest mögen und zueinander stehen bzw. füreinander da sind.

(Der Antaghar)
u.a. sehr (selbst-/ + verantwortliche) Liebe zur Freiheit
• Menschen in seiner Gesamtheit/Einheit zu lieben!, wertzuschätzen und ohne verändern zu wollen anzunehmen!(schränkt für mich die Auswahl potentieller Personen stark ein) und nicht nur ein Programm durchzuziehen.

• Intensität und Qualität statt Quantität in der Begegnung

• Wirkliche Freiräume für wirkliche Begegnung statt Alltagsbewältigung, ständige Wiederholungen, Kompensation.

• eher kein 0815-geturne

• eher kein SexKONSUM

• eher keine Kosten-/Nutzenabwägungen und Berechnung (eher geben, Austausch als immer habenhabenhaben müssen...)

• Eros & Agape

• Individuelle Weiterentwicklung (unabhängig ob sie einem gefällt) fördern

Für mich ist Polyamorie u.a. sehr verantwortliche und selbstverantwortliche Liebe zur Freiheit, der individuellen Persönlichkeit und deren Wachstum.
*********marrn Mann
1.403 Beiträge
@Taishar
Mich würde mal interessieren, wie viele an der Praxis scheitern, obwohl sie in der Theorie für eine polyamore Beziehung bereit oder offen sind. Die Definition liest sich zwar sehr liebevoll, aber wenn man schließlich mitten drin ist.....?

Vermutlich scheitern genau so viele polyamore Beziehungen, wie monogame auch. Aus meiner Erfahrung scheitert ein Großteil daran, das es erst gar keine polyamore Beziehung wird, weil ein Partner zumindest insgeheim Vorbehalte hat, nur mal probieren mag etc. und dann feststellt, es doch nicht leben zu können.

Gerade Dreierkonstellationen erweisen sich als schwierig in der Phase der "rosaroten Brille - Verliebtheit". Da gibt es oftmals eine Fixierung auf und Sehnsucht nach dem neuen Partner, die es schwer erträgt, das dieser eine oder gar mehrere weitere Beziehungen pflegt.

"Ressourcen" in zeitlicher Hinsicht für Liebesbeziehungen gibt es eigentlich genug (wenn ich so überlege, wie viele flache TV-Sendungen u.a. sinnfreie Unterhaltung ich früher konsumiert habe). Problematisch sind Aufrechnereien von Zeitanteilen mit diesem oder jenem Partner, das zeigt meistens, das nicht die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit im Vordergrund steht, sondern die Angst quantitativ zu kurz zu kommen. Diesen Punkt seh ich wie der @******OTT. Widersprechen würde ich bei seiner Ausklammerung der "Alltagsbewältigung". Das gehört jedenfalls für mich definitiv dazu, also ich möchte die polyamore Beziehung nicht nur als Schönwetter-Sonntagsbeziehung.
@Kaiserschmarrn
Vermutlich scheitern genau so viele polyamore Beziehungen, wie monogame auch.

Hmm, das ist ein guter Einwand.

Trotzdem, wie ist das denn mit dem Kinderwunsch zum Beispiel. Angenommen, in einer Dreiecksbeziehung bekommen zwei zusammen ein Kind. Denkt ihr denn wirklich, daß das funktionieren kann?

Ich habe noch nie so viel menschliche Größe gesehen, die es möglich machen würde, daß das klappt. Naja gut, vielleicht in dem Film Gloomy Sunday, aber das setzt in meinen Augen verdammt viel innere Stärke voraus.
*********marrn Mann
1.403 Beiträge
@swingshine78
Vielleicht kannst du deine diesbezüglichen Bedenken noch konkreter formulieren? Was spräche in deinem Beispiel dagegen, das es für beide Paarkonstellationen eine Erfüllung des Kinderwunsches gibt?
Gerne...
Ein gemeinsames Kind schmiedet zwei Menschen - sogar über die Beziehung hinaus - nochmal viel stärker zusammen. Und die Frage ist, wie sehr der Dritte im Bunde es akzeptieren kann, daß er in der Beziehung gerade in den ersten Jahren des Kindes mehr zurückstehen muß. Oder denkt ihr, daß man die dritte Person einfach so an der Erziehung beteiligen kann - gerade, wenn unterschiedliche Meinungen über etwas vorherrschen? Muß es nicht zwangsläufig so sein, daß die dritte Person sich ausgeschlossen fühlen muß von so vielen Entscheidungen, die in der Zeit getroffen werden? Und gerade am Anfang nehmen Kinder einen doch voll und ganz ein. Denkt ihr, daß die Lücken, die offen bleiben, von dem nicht-elterlichen Partner gerne gefüllt werden? Am Anfang mag das ja vielleicht noch zu ertragen sein. Aber was ist nach zwei, drei oder fünf Jahren? Kann man so lange zurückstecken?
*********marrn Mann
1.403 Beiträge
@swingshine
Du gehst also von der Grundannahme aus, das es keine gleichberechtigten Beziehungen sind? Das ist keineswegs verwerflich und gibt es auch in der Polyamorie. Das sollte aber nur der Fall sein, wenn alle! Beteiligten das so wollen.

Die "dritte Person" in deinem Beispiel hat aber für mich mehr so den Status der geduldeten Affaire. Die Lösungsmöglichkeiten sind so vielfältig, wie das Leben bunt ist. Die "dritte Person" könnte selbst eine weitere Partnerschaft haben oder eingehen. Sie könnte selbst eigene Kinder mit dem gleichen oder einem anderen Partner haben. Sie könnten zusammen wohnen und sich auch Erziehungsaufgaben teilen, wenn das gewünscht ist etc.

Posting editiert by Mod xxxotb. Bitte das Urheberrecht beachten.


*****har Paar
41.020 Beiträge
@ swingshine78
Deine Fragen finden gute Antworten in all den noch relativ archaisch und matriarchalische lebenden Gesellschaften und Kulturen. Dort ist es manchmal völlig unerheblich, wer der Vater ist (wer die Mutter ist, kann man ja schlecht übersehen), denn es kümmert sich die ganze Gemeinschaft letztendlich um die Kinder, jeder ist für jeden da.

Zur Lektüre sei hier u. a. das geniale so überaus lehrreiche Buch von Jean Liedloff empfohlen, um die Hintergründe dessen ein wenig besser zu verstehen: "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück".

(Der Antaghar)
@****er
Die Lösungsmöglichkeiten klingen gut, wenn die Realität sich so einrichten läßt. Nur weil es praktisch wäre, so oder so zu fühlen, ist es doch nicht immer so. Nur weil eben der Partner, den ich grade am dringendsten brauche gerade ein Kind hat und in meinen Augen zu wenig Zeit mit mir verbringt, heißt das ja nicht, daß ich meine Gefühle zielsicher in einer RIchtung lenken kann, in der sich die Probleme in Wohlgefallen auflösen.

Ich sage ja nicht, daß polyamore Beziehungen unmöglich sind, aber es gehört halt verdammt viel dazu: Eine sehr gute Kommunikation, Vertrauen, ein starkes Selbstbewußsein und Selbstbeherrschung genauso wie eine ausgebildete Empathie. Und vor allem das Glück, daß die Gefühle einem keinen Strich durch diese sehr komplexe Rechnung machen. Wobei ich zugebe, daß die Rechnung nur deshalb so komplex ist, weil es einfach nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Als Kinder bekommen wir so viele schöne, monogame Bilder und denke einer an Geschichten wie Romeo und Julia... unsere Kultur hat da einfach einen großen Einfluß auf die Bilder, die wir lieben und herzen, denke ich.

@*****har
Danke für den Input! *g* Ja ich glaube, daß matriarchalische Gesellschaften einen Haufen Probleme umgehen, aber da ich nicht wirklich in so einer Gesellschaft lebe, kenne ich natürlich auch nicht die Nachteile. Ich kann sie nur versuchen mir vorzustellen. Ich wünsche mir etwas, was eine gute Chance hat, Bestand zu haben.
In dieser Gesellschaft sehe ich das nur unter großen Problemen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ swingshine78
Dann informier Dich doch einfach mal, wenn Du magst, über das ZEGG in Belzig bei Berlin, über Tamera in Portugal oder über vergleichbare Einrichtungen und Gemeinschaften. Es gibt das alles in vielfältiger Form auch heute.

Einfach ist es nicht, aber es geht und ist praktikabel ...

*g*

(Der Antaghar)

Editiert by Mod xxxotb. Bitte das http://www.joyclub.de/hilfe/urheberrecht.html beachten.


@****ie

Danke für den umfangreichen Text.

Ich fände es jedoch sinnvoll, die Quelle zu nennen (polyarmorie.de) oder gar hier nur einen Verweis zu posten, wo Interessierte den Artikel dann lesen können. Ansonsten sieht es schnell so aus, als ob Du Dich mit fremden Federn schmücken wolltest. Hast Du ja gar nicht nötig!
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Mellie1986NRW
Ich liebe es ja, wenn bei solchen Threads jemand nur das Eingangsposting liest und dann mitten in eine lebendige Diskussion mit einem klugen Text platzt, der vermutlich irgendwo kopiert wurde und sehr unpersönlich wirkt:

Polyamorie - was ist das eigentlich?

Und noch mehr liebe ich es, wenn jemand dann mit einem riesigen Beitrag zu glänzen versucht, den er ganz sicher kopiert hat (ohne die Quelle zu benennen):

Polyamorie - was ist das eigentlich?

Besten Dank für die Infos (die Angabe der jeweiligen Quelle hätte völlig genügt), aber wie wäre es denn, liebe Mellie, wenn Du eigene Meinungen, Ideen und Erfahrungen einbringst, um die lebendige und durchaus lesenswerte Debatte ein wenig zu bereichern?

(Der Antaghar)
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
ist man tatsächlich polyamourös veranlagt?

bis dato dachte ich immer, dass polyamoury (ungeplant) eintritt, wenn man einen oder mehrere menschen kennenlernt, lieben lernt und einverständlich gleichwertige beziehungen führt.

gibt es wirklich menschen, die sich nur dann glücklich und "vollständigt" fühlen, wenn sie mehrere beziehungen gleichzeitig führen?
und was passiert, wenn durch trennung nur eine beziehung übrig bleibt?

Ehrlich gesagt: ich denke ja. Zumindest für mich trifft das zu und war schon immer so, ab der Pubertät, als Beziehungen und romantische Liebe ein Thema wurde. Nur weil ich nichts davon wußte, für mich Monogamie das einzig bekannte (und ehrhafte) Konzept war, habe ich sehr gelitten und mich sogar von zwei Männern getrennt, die beide einverstanden waren, mich zu nehmen wie ich bin, meine Gefühle für sie beide akzeptierten. Nur für mich, meinen Vorstellungen, genügte das nicht, es kam mir vor wie ... Versagen.
ICH konnte mich nicht annehmen damals und wäre nie auf die Idee gekommen, Monogamie in Frage zu stellen. Das mußten andere für mich tun, die Autorin einer Kolumne, welche ich zufällig las, um genau zu sein. *zwinker*
Im Nachhinein frage ich mich, wie ich so blind sein konnte, alle Zeichen, schon immer, standen auf Polyamory. Und ehrlich gesagt sind die Polys, die ich bisher kennengelernt habe, tatsächlich meistens genauso "schon immer" poly gestrickt. Was nicht heißt, daß es nicht auch den "Zwischenzustand" gibt des (in Frieden) akzeptierenden Monos, der selbst mit einer Liebe ausgefüllt ist, aber seinen polyamoren Partnern in Ruhe sein kann, wer er ist. Das ist vergleichbar mit einem Heteros, der die Bisexualität seines Partners vielleicht selbst nicht empfindet, aber zulassen kann.

Polyamourös zu sein, heißt nicht, daß man nur glücklich und "vollständig" (danke für die Anführungszeichen, ich genüge mir auch alleine *zwinker) mit mehreren parallelen Beziehungen ist. Aber es ist tatsächlich so: wenn man erlebt hat, wie viel mehr offen gelebte Mehrfachbeziehungen sein können (ohne davon emotional überfordert zu sein, DAß ist für viele monos nämlich durchaus die große Klippe, selbst wenn sie zweimal lieben, mit Affäre + Ehefrau NICHT zu vergleichen), dann wird man sich meistens darauf freuen, wenn sich diese Situation wieder findet - und sie auch suchen.
Mit unglücklich sein hat das aber noch nichts zu tun. *ja* Das ist ähnlich wie bei Singles, die sind selten alleine UNGLÜCKLICH aber sehnen sich trotzdem nach dem, was ihnen eine Beziehung bietet.

Zumindest für mich bedeutet es zwei Dinge:

1. ich empfinde tatsächlich "Compersion" (oder auch eingedeutscht "Mitfreude"), wenn ich Menschen, die ich romantisch liebe, glücklich mit anderen Menschen sehe, schmusen, küssen, egal. Es erwärmt mir das Herz, Zärtlichkeit zu sehen, egal wer mit wem und wieviele.

2. Egal ob ich will oder nicht (und lange wollte ich ganz eindeutig NICHT, weil ich dachte, daß wäre einfach falsch, so dürfe das nicht sein - gesellschaftliche Prägung halt), ich bin offen für mehr Menschen als einen Partner, emotional offen. Ich verliebe mich, ich liebe, ich leide, egal ob ich "darf" (weil ich poly leben darf, weil der andere single ist oder in offener Beziehung UND auch möchte) oder nicht. Zu sagen "verlieb dich gefälligst nicht in weitere" ist genauso, als ob jeder von Euch sich vornehmen würde, sich nie wieder zu verlieben - nichtmal in einen einzelnen Menschen. Könnte im Kloster funktionieren, man kann auch viele Menschen "ignorieren" und wegdrücken, wenn es funkt, aber nicht bei allen, bei denen es passiert.

Was ich mich immer frage... angenommen ich hätte eine polyamore Beziehung mit zwei Frauen. Beide Frauen haben grade eine schwere Zeit und brauchen mich... werden sie mich gerne teilen? Kann ich für beide da sein, ohne daß die Anwesenheit bei der einen, die andere unglücklich macht?

Dieser Einwand wurde von Antaghar schon ganz richtig beantwortet, liegt mir aber auch am Herzen, daher nochmal meine Antwort darauf: zumindest die von uns gelebte Form von Polyamory ist ähnlich der einen Großfamilie. Das heißt nicht, daß alle zusammenleben und sich lieben müssen, Gott bewahre. Aber es heißt, daß man das Ganze im Auge behält und sich untereinander (und nicht nur der in der Mitte) hilft, Rücksicht nimmt etc. Wenn es einem schlecht geht, dann sind also mindestens zwei da, die helfen können. Wenn es den beiden "Wings" schlecht geht - kann nicht nur der "Center" Beistand leisten, sondern auch die Wings untereinander Zuspruch und Trost suchen. Es gibt immer Wege, soetwas zu handhaben und alles hat auch Nachteile - genauso wie in einer klassischen Familie, wenn Ehepartner und z.B. Eltern gerade Probleme haben sollten.

Mal ganz davon abgesehen, daß man als Mann auch erstmal die Kraft haben muß, gleichzeitig zwei Menschen leiden zu sehen die man liebt und beiden mit voller eigener Präsenz zu helfen. Das bedeutet in dem Fall nämlich auch, beiden ein gutes Gefühl zu vermitteln und solche Zweifel auszuräumen... ich weiß nicht.

Sehr guter Einwand vor allem wenn es Beziehungskonflikte gibt. Genau deswegen ziehen sich monos häufig aus der "boaw, hat der/die es gut, zwei Partner" Situation zurück wieder ins monogame Leben: zwei Menschen zu lieben ist vergleichsweise "leicht" (geht auch mit Affären). Die Intensität dieses Alltagslebens kann aber gerade als unerfahrener poly ausgesprochen hoch sein und ist kaum damit zu vergleichen, was in monogamen Beziehung passiert - und zwar weil da die übliche Variante "wir kehren es mal stillschweigend unter den Teppich, wird schon" absolut nicht funktioniert. Es wird sozusagen immer auf offener Flamme gekocht und das heißt, daß man sehr viel die Hosen runterlassen muß, reflektieren, verhandeln etc. Und wenn man das (noch?) nicht gut beherrscht, leiden schnell mindestens zwei, eher alle drei. Was schwer erträglich sein kann und die ... Flucht nach hinten/zurück nicht selten passiert. Daher gilt unter Polys, daß so eine Lebensweise eigentlich nur funktioniert, wenn zumindest eine bestehende Partnerschaft stabil, glücklich und gesund ist, also Erfahrung in der Lösung von Konflikten hat.

Was ich noch klarstellen möchte: ich habe keinerlei Wertung zwischen "monos" und "polys", das sind für mich vollkommen gleichwertige Lebensweisen, sie sind nur sehr verschieden und sind für verschiedene Menschen unterschiedlich "stimmig". Was der z.B. eine als absolut ausreichendes "Aufwiegen" für die in poly-Konstellationen eher wahrscheinlichen offen ausgetragenen Beziehungskonflikte empfindet, kann ein anderer als vollkommen unakzeptablen Streß empfinden.
@Venice
Wahrscheinlich hast Du recht. Gleichberechtigt sind die Beziehungsformen sicher. Ich schätze aber, daß ich nicht reif genug für so eine Form der Beziehung bin: Eifersucht empfinde ich sehrwohl und ich glaube, daß ich besonders was die Kindersituation angeht nicht glaube, daß ich sowas gut managen könnte. Eine zeitlang ginge das vielleicht, aber auf Dauer traue ich mir das nicht unbedingt zu. Solche Situationen bringen mich eher an den Rand des Nervenzusammenbruchs, weil sie mich auszehren. *zwinker*

Danke an Dich, Antaghar und Springer für die vielen geduldigen Antworten auf meine Fragen! *knuddel*
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
@Antaghar und @Taishar
Das würde voraussetzen, dass die beiden Frauen oder Männer (ausgehend von einer Dreierkonstellation) ebenfalls ein sehr herzliches Verhältnis untereinander hätten. Ist das gegeben?

Ja. Wenn das nicht der Fall ist, ist es nach meiner Erfahrung entweder keine polyamore Beziehung (sondern nur die Tatsache, dass eine Frau eben zwei Männer liebt) oder eine Poly-Variante, die auf Dauer sehr anstrengend bis unmöglich sein dürfte.

Hm. Darauf kaue ich gerade ein wenig herum. Also bei uns war es auch bisher so, daß es nicht als Ganzes geklappt hat, wenn nicht jeder der Beteiligten sich als Teil des Ganzen gesehen hat und NICHT nur sich als in einer Zweierbeziehung zu "seinem" Partner gesehen hat. Eine solche Situation kann trotzdem Polyamory sein, klar. Die Stabilität ist aber tatsächlich sehr problematisch, eben weil die "wings" nicht füreinander einstehen werde und der jeweilige "center" innerlich sehr zerrissen wird dabei - dieser Streß aber wirkt sich auf seine Beziehungen auch aus, also auf die Wings, was wiederrum deren Bedürfnisse beeinflußt ... Spirale.
Ob beide aber ein sehr herzliches Verhältnis haben müssen ... na ich weiß nicht. Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, daß ein freundschaftlich-respektvoller Umgang (Sympathie) ausreicht, damit es sich "tragfähig" anfühlt. Herzlich ist das vielleicht noch nicht?
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
@swingshine78
Ich schätze aber, daß ich nicht reif genug für so eine Form der Beziehung bin: Eifersucht empfinde ich sehrwohl und ich glaube, daß ich besonders was die Kindersituation angeht nicht glaube, daß ich sowas gut managen könnte. Eine zeitlang ginge das vielleicht, aber auf Dauer traue ich mir das nicht unbedingt zu. Solche Situationen bringen mich eher an den Rand des Nervenzusammenbruchs, weil sie mich auszehren.

Das ist ein sehr wichtiger Punkt übrigens!
Damals, als ich mich von beiden Partnern/geliebten Menschen trennte, weil das "so einfach nicht richtig ist", war ich zwar emotional poly und hätte gerne von polyamory gewußt - aber beziehungstechnisch wäre ich meines Erachtens nie reif genug gewesen, um das auch (glücklich) leben zu können. Seit dem hat sich vieles getan, das ist 12 Jahre her und wie ich denke, hat die Beziehung zu meinem Mann auch mich soweit reifen lassen, daß ich heute eben ... auch "versagen" kann am Ideal, ohne zu kapitulieren oder mich deswegen abzuwerten. Wir sehen es als "weiches" Ideal, wir versuchen, darauf zu zu laufen und dabei wird aber das, was sich offenbart als "harter Fakt" verwendet, das Idealbild anzupassen. Damit ist jede Krise eine Stufen nach vorn, um weiter zu gehen, dazuzulernen, "besser" zu werden. Sie sind nötig, damit wir uns finden, definieren, erklären können, aber nicht der GAU.

Ich kenne auch keinen poly, der als leuchtendes Vorbild an Beziehungsfähigkeit geboren worden wäre!!!
Und keinen poly, der sich jemals als "fertig" und vollkommen sieht, egal wie alt (und da haben einige schon ein ziemlich gesetztes Alter erreicht, ist ja keine neue Lebensweise, nur der Begriff und die Aufmerksamkeit ist es). Es ist ein steter Prozeß dazu zu lernen - und eine persönliche "Macke", nachzubohren, wo es richtig unangenehm wird, anstatt eben dann lieber ... abzubiegen. Und glaube bloß nicht, daß Eifersucht nicht auch unter polys existiert, das hatte Springer ja schon gut erklärt. Nur, ob man sie offen anspricht und wie man damit umgeht - DAS ist der Unterschied. Und dann merkt man oft, daß sie plötzlich viel geringer ist oder gar verschwindet. Das ist ähnlich wie mit Wut oder Zorn, die zu unterdrücken, hilft auch nicht, um sie zu überwinden.
Polyamorie ist nicht Zwang und auch nicht Verbot. Polyamorie ist ein Ja zur Selbstverantwortlichkeit und ein Ja zur Offenheit für Vieles und Neues. Polyamorie sagt sich los von Käfigen und Dogmen und baut auf den Werten echte Wahrheit, weil alles gesagt werden darf, echte Liebe, weil frei geliebt werden darf, echtes Vertrauen, weil man wieder vertrauen kann sowie echte Treue, weil Dauer und Heimat wichtige Grundbedürfnisse sind. Polyamorie bedeutet vor allem auch angstfreie Liebe, also Liebe ohne Verlustängste, ohne Ängste vor Erniedrigung oder Demütigung und auch ohne die Angst vor Veränderung.
Polyamorie ist nicht Zwang und auch nicht Verbot. Polyamorie ist ein Ja zur Selbstverantwortlichkeit und ein Ja zur Offenheit für Vieles und Neues. Polyamorie sagt sich los von Käfigen und Dogmen und baut auf den Werten echte Wahrheit, weil alles gesagt werden darf, echte Liebe, weil frei geliebt werden darf, echtes Vertrauen, weil man wieder vertrauen kann sowie echte Treue, weil Dauer und Heimat wichtige Grundbedürfnisse sind. Polyamorie bedeutet vor allem auch angstfreie Liebe, also Liebe ohne Verlustängste, ohne Ängste vor Erniedrigung oder Demütigung und auch ohne die Angst vor Veränderung.

Glaube ich nicht, das diese Ziele erreichbar sind.
Keine Beziehung kann eine echte Wahrheit, echte Liebe oder echtes Vertrauen alleine aufgrund einer Beziehungsform garantieren.

Menschen die diese Dinge Suchen müssen unweigerlich enttäuscht werden. Sorry, aber deine Worte sind nur esoterisches BlaBla und haben in der Realität keinerlei Bestand.

LG
Brian
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Brian_Lorenzo
Recht hast Du!

Und leider hat Mollie (keine Ahnung, was sie dazu bewegt ...) auch diesen Text einfach nur aus dem Internet geklaut (diesmal von der Seite myfantasia.at - die übrigens viele interessante, aber auch esoterisch verbrämte Idealvorstellungen zur Polyamorie verbreitet).

Es ist also kein Beitrag von ihr, sondern einfach nur aus dem Netz kopiert - wie ihre beiden vorhergehenden Beiträge auch.

(Der Antaghar)
*****har Paar
41.020 Beiträge
Beziehungsfähigkeit ./. Polyamorie
Sehr wichtig erscheint mir die Unterscheidung zwischen einer Lebens- oder Liebesform und der eigenen Fähigkeit, eine Beziehung bzw. Partnerschaft zu führen.

@ Venice79

hat da einen sehr wesentlichen Aspekt eingebracht.

Ob es gleich reifer ist, polyamor leben zu können, sei mal dahin gestellt. Wichtig ist überhaupt, erstmal zu lernen, beziehungsfähig und bereit zu sein, innerhalb einer oder mehrerer Partnerschaften sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten, sich zu entwickeln, sich offen und ehrlich auch mit den jeweiligen Partnern auseinandersetzen zu können.

Dass viele das wohl niemals gelernt haben, zeigt sich auch an der angeblich natürlichsten aller Lebensformen, der Monogamie: Wenn sie die wirklich naturgemäße Lebensform sein soll, müsste sie eigentlich jeder wunderbar leben können. Leider scheitern derzeit so viele monogame Beziehungen, dass mir erhebliche Zweifel an ihrer ursprünglichen Natürlichkeit kamen - bis mir klar wurde, dass es nicht an der Lebensform liegt, sondern an den Menschen, die sie ausfüllen.

Und wer nicht gelernt hat, Beziehungen wirklich "lebendig" und respektvoll zu leben, wird vermutlich an jeder Lebensform scheitern.

(Der Antaghar)
...
Und wer nicht gelernt hat, Beziehungen wirklich "lebendig" und respektvoll zu leben, wird vermutlich an jeder Lebensform scheitern.


*meinheld*


Da stimme ich dir absolut zu.
Ob es gleich reifer ist, polyamor leben zu können, sei mal dahin gestellt. Wichtig ist überhaupt, erstmal zu lernen, beziehungsfähig und bereit zu sein, innerhalb einer oder mehrerer Partnerschaften sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten, sich zu entwickeln, sich offen und ehrlich auch mit den jeweiligen Partnern auseinandersetzen zu können.

Das ist ein wichtiger Einwurf, danke dafür, erscheint mir jedoch zu sehr auf einen Aspekt reduziert. Dass man die generelle Fähigkeit zu Beziehungen/Bindungen haben muss... ja. Ich denke dennoch, dass eine Beziehung auch scheitert, wenn die Fähigkeit zwar von beiden Seiten aus da ist, aber die Form nicht stimmt. Die "Begabung" für die jeweilige Lebensweise muss ebenfalls vorhanden sein.

Wenn ich an meine Beziehungen zurückdenke, die allesamt gezwungenermaßen monogam waren, dann war die Form anfangs nicht entscheidend, sie hat keinen Einfluss auf die Bindung untereinander gehabt. Auf Dauer aber schon, weil es sich "unrichtig" angefühlt hat, verbogen, unfertig. Im Grunde konnte die Fähigkeit nicht richtig ausgelebt werden, weil vieles von dem, was ich dem anderen hätte geben können, in dieser Beziehungsform ungenutzt blieb, da bedeutungslos.

Zu dem, was Venice sagte: Wenn ich wieder einmal von mir ausgehe, dann war die Tendenz zu einer offenen Lebensweise (egal, auf was sie später einmal hinausläuft) schon sehr früh da, gleich zu Beginn der ersten Beziehung. Ohne, dass es damals Literatur darüber gegeben hätte, an die ich herangekommen wäre oder dass ich mich mit anderen darüber hätte unterhalten können.
Vielleicht muss zumindest der Funke schon da sein, damit z.B. der Gedanke an Polyamorie überhaupt auf fruchtbaren Boden fallen kann? Und damit sie aus dem Inneren gelebt werden kann, ohne dass sie ein aufgesetztes Konstrukt ist?
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Taishar
Völlig richtig, was Du anführst.

Ich bin ja auch bewusst nicht auf die Frage eingegangen, ob man für Polyamorie eine Veranlagung hat oder nicht.

*

Doch hier mal meine ganz persönliche Ansicht dazu:

Ich bin überzeugt davon (und habe gute Gründe dafür), dass jeder Mensch polyamor auf die Welt kommt. Er verströmt einfach seine Liebe, nicht nur zu Mama und Papa, sondern erstmal zu allen Bezugspersonen - und er möchte am liebsten möglichst von allen geliebt werden, nicht nur von Mama und Papa.

Dass es später zu Phasen kommt, in welchen wir lernen müssen, uns auch abzugrenzen und uns zeitweise nur auf die Mutter (bzw. auf die Hauptbezugsperson) konzentrieren, gehört zur natürlichen Entwicklung der Ich-Findung.

Die späteren Liebes- und Lebensformen werden uns durch Erzeihung und Gesellschaft bzw. Kultur, Religion etc. nahegebracht, so auch die Monogamie.

(Der Antaghar)
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