In dem Buch "Die Psychologie der sexuellen Leidenschaft" von David Schnarch wird "Küssen mit offenen Augen" als Übung empfohlen. Für Fortgeschrittene kommt dann "Orgasmus mit offenen Augen" dran.
Ich würde das Theme mit einem "kommt darauf an" angehen.
Harte Kontaktlinsen, die gerade kratzen, sind auf jeden Fall ein pragmatischer Grund, die Augen offen zu lassen.
Ich glaube, dass viele Menschen beim Sex sehr einsam sind. Sie sind nicht bei ihrem Partner. Ich formuliere gerne etwas extrem, dass es schon erstaunlich ist, dass viele den Menschen, den sie (tatsächlich oder vermeintlich) lieben und begehren, gerade bei einem intimen Akt wie dem Küssen oder beim Sex nicht sehen wollen bzw. ihre Augen nicht zeigen wollen oder - noch extremer - können.
Blickkontakt ist eine Kommunikationsform. Weshalb sollte genau auf diese Kommunikationsform verzichtet werden, wenn geküsst (oder kopuliert) wird? Die Zuneigung, das liebevolle zugewandt sein, die Leidenschaft, die Begierde, das Wollen des Partners oder der Partnerin und damit auch das gewollt Werden durch den Partner auch sehen zu können, ist etwas wunderbares, wie ich glaube.
Das muss aber niemanden davon abhalten, auch einfach nur einmal still zu genießen. Es gibt ja auch das Spiel, die Augen zu verbinden. Das ist dann aber ein bewusster Akt um den Hauptsinn auszuschalten und andere Sinne in den Vordergrund zu bringen. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass beides richtig ist und man beides tun soll, aber eben eben in dem Bewusstsein, den Kuss zu erleben und zu genießen und beim Partner zu sein.