Ich war schon lange bei keinem CSD-Umzug mehr dabei, weil meine Ohren den Lärm nicht mehr ertragen. Ich bin blind und somit darauf angewiesen, dass jemand mit mir mit läuft und ich trotzdem noch ein gewisses Maß an Orientierung habe. Aber 1,5 bis 2 Stunden, wie in Hamburg üblich, laute Musik und Trillerpfeifen auf den Ohren knocken mich für mindestens einen Tag vollkommen aus. Mein letzter CSD-Besuch war 2017 oder 2018 auf dem Straßenfest am hamburger Jungfernstieg, und ich half beim Stand der Bi & Friends Hamburg aus. Die Stimmung war überwiegend positiv, aber schon am frühen Abend wurde die Zahl der stark alkoholisierten Feiernden deutlich größer und die Stimmung entsprechend gefühlt unsicherer. Daher bin ich nach der Pandemie noch nicht wieder auf einem CSD gewesen, auch nicht auf dem Straßenfest. Ob ich dieses Jahr hin gehe, weiß ich noch nicht.
Als ich auf meinem ersten CSD war, dem ersten großen Umzug in hamburg 1996 mit knapp 9.000 Leuten, war das ales tatsächlich noch sehr politisch. Auch der CSD Frankfurt/Main, den ich damals ein paarmal besuchte, war für mich (OK, auch noch deutlich jünger) besser auszuhalten. Später gab es dann in hamburg so viele Wagen, dass sie zur Vorbereitung schon quasi vor meiner Haustür in Hamburg St. Georg standen und ich schon am Frühstückstisch das erste CSD-Feeling bekam. Das war irgendwie noch ganz cool. Da standen die Wagen von der Langen Reihe bis zum Berliner Tor und fuhren dann nacheinander auf die eigentliche Demo-Strecke.
Aber die CSDs wurden mir schnell zu groß, laut und voll. Auch das Straßenfest wurde Anfang der 2000er schon unangenehm viel von sich sinnlos betrinkenden Menschen aller Richtungen bevölkert, und das machte für mich die Stimmung zunichte.