Ich habe auf das Stichwort "Emergenz" gewartet und Voilà, es fiel. Nicht wörtlich, aber indirekt.
Ich sehe hier viele Versuche und Ansätze, einen höheren/tieferen und vor allem übergeordneten Sinn des Daseins auszumachen. So funktioniert unser Gehirn nunmal: Wir möchten Muster finden. Eigentlich dient diese Fähigkeit nur der tauglichen Wahrnehmung der Umwelt und der Identifikation von Gefahren, aber wie manche gadgets so sind: Sie haben Nebenwirkungen. Unter anderen den Hang zu "Spiritualität", Sinnsuche, religiösen und anderen Interpretation der Welt, alles mostly harmless, allerdings bis hin zu Überinterpretationen und Wahnvorstellungen.
Es ergibt jedenfalls Sinn, sich bewusst oder unbewusst Ziele, Aufgaben und "Sinn" zu setzen oder sie aus der Umgebung zu übernehmen, oder eine Kombination aus beidem. Unser Belohnungszentrum springt darauf an, wenn man sie erreicht, das sorgt für angenehme Wohlfühllevel per Hormonausstoß. Auf den konkreten Inhalt kommt es dabei fürs Individuum gar nicht so sehr an, und ein positiv gelesener Output ist auch stark abhängig von der Umgebung, in der man lebt.
Ich positioniere mich im heutigen Mitteleuropa, was mir dankenswerterweise sehr viele Möglichkeiten zur Sinnstiftung eröffnet. Ich nutze sie gemäß meinen Fähigkeiten und Neigungen, kontrolliere sie durch meine evolutionär-humanistisch geprägten Moralvorstellungen, und empfinde mein Leben als - u.a. - sinnerfüllt. Im kleinen und mittleren Maßstab, nicht global. Global spiele ich keine Rolle.
Mir reicht das aus, um mich diesseits "wertvoll" zu fühlen. Für die Spanne meines Lebens und per Kinder und Enkel und meiner sonstigen Hinterlassenschaften auch etwas darüber hinaus. An ein Jenseits, welcher Art auch immer, müssen andere für mich mitglauben - das spielt in meinen Überlegungen keine Rolle, auch keine theoretische.
Spiritualität und Religion gehören für mich zur Abteilung Neurophysiologie und Psychologie und können für damit behaftete Menschen natürlich Sinn stiften. Es geht aber auch prima ohne.
Und so macht das jeder für sich mit sich selbst aus.