Je mehr Sicherheit ich für mich verlange, um so mehr muss ich mich einschränken. Das ist beim Sex nicht anders als bei anderen Freizeitveranstaltungen, nur sind es da vielleicht nicht Ansteckungsrisiken, sondern Unfallrisiken, eben andere (auch) allgemeine Lebensrisiken.
Schränke ich die Risiken so weit ein, dass mir der Spaß am Leben vergeht, das Absichern selbst Lebensinhalt wird, muss ich gestehen, würde das für mich ein anderes Risiko erzeugen, nämlich eine Selbstmordgefährdung.
Klingt jetzt übertrieben, aber wenn ich jedes Risiko, im Straßenverkehr zu verunfallen ausschalten will, muss ich wohl oder übel zu Hause bleiben...
Worauf ich hinaus will. Es sind bildlich gesprochen Schieberegler. Schiebe ich die in Richtung "mehr Sicherheit" muss ich auf bestimmte Dinge verzichten. Will ich darauf nicht verzichten, muss ich mit einem anderen Risiko leben. Da muss dann jeder auch für sich ein passendes Verhältnis finden.
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Die angeführten Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen empfinde ich als Rationalisierung im Zeichen des selbstzentrischen YOLO- bzw. Hedonismus-Zeitgeistes und daher (für mich) als weder einfühlsam noch konstruktiv. Sie adressieren weder die seelische Verletzung, noch das Gefühl der Hilflosigkeit, noch ein evtl. ramponiertes Selbstwertgefühl, noch Schuldgefühle. Das Spektrum der destruktiven Komponenten ist dabei noch deutlich größer.
Ja. Da gebe ich Dir recht. Aber ich sehe eben eine Art "mathematischem Verhältnis" zwischen der Anzahl an Freizeitaktivitäten und den dann einzugehenden Risiken. Nicht jeder muss Fallschirmspringen als Hobby haben, DownHill mit dem Mountenbike ist sicherlich gefährlicher als Fahrradtreckingtouren. Aber alles hat eben andere Unfallrisiken als Unkraut-jäten im Garten.
Wahrscheinlichkeitsrechnung ist eine Hilfskrücke. Ich nutze dann gern den Spruch, dass die Frau, die trotz Pille schwanger wurde, die Wahrscheinlichkeit nicht mehr interessiert. Aber Lebensrisiken und Lebensqualtität, dass kann man nicht völlig voneinander trennen. Hängt natürlich auch mit den jeweiligen Vorlieben zusammen.
„Ich kann nur von mir sprechen: In meinem ganzen Leben hatte ich nie eine Geschlechtskrankheit, obwohl ich nicht immer Verhütung/Schutz favorisierte.
Mir liegt auf der Zunge zu schreiben: Dann hattest Du eben Glück.
Ich gönne es Dir. Aber verlassen kann man sich auf das Glück eben nicht.
„Ein schönes, erfüllendes Sexualleben sogar mit Intimität sollte grundsätzlich auch mit einem (oder bei Polyamorie vielleicht sogar zwei) Menschen in einer exklusiven Partnerschaft möglich sein, insofern man sich in aller Offenheit und Aufrichtigkeit bzgl. der Umstände einvernehmlich darauf geeinigt hat.
Einige können das. Andere haben ein Problem, dauerhaft und langfristig eine exklusive Partnerschaft zu leben (für mich: monogam zu leben). Aber, den Partner für das Leben muss man erst einmal finden. Und die Krux daran ist, man muss über die Anfangsphase hinaus kommen. Wie oft schon habe ich jemanden kennen gelernt, mich gefreut, und gedacht, dass könnte was werden. Und nach 3 bis 6 Monaten, in denen man sich dann näher kennen lernte, stellte ich oder sie dann fest, dass es eben doch nicht so gut funktioniert. Dann ist man geknickt, rappelt sich auf, verarbeitet, und versucht neu. Also, diese Beziehung muss man erst einmal haben. Und bis dahin arbeitet der Kopf der TE.
Wenn Angst sich verselbstständigt, das Leben zu übernehmen beginnt, einem jede Freude raubt, dann ist das in meinen Augen ein Grund, sich damit mal auseinander zu setzen. Angst ist sinnvoll, in Maßen. Im Übermaß hilft sie nicht, sondern belastet, und ist dann eben auch irgendwann krankhaft.