Nicht an der fertigen Pflanze arbeiten, sondern an ihren Bedingungen.
Bildlich will dieser chinesische Ausspruch sagen, dass wir die Augen nicht so sehr auf das Endergebnis (die fertige Pflanze) richten sollen, sondern auf die Erde, in der sie steht, auf das Licht, das auf sie scheint, auf das Wasser, das man ihr gibt.
Nicht: Zweck-Mittel
Sondern: Bedingung-Konsequenz
In diesem chinesischen Denken wird stets der aktuelle Ist-Zustand zum Ausgangspunkt für Veränderung gemacht. In unserem Denken „malen“ wir uns einen Zustand aus, den wir gerne hätten, statten uns mit einem Willen aus, verfolgen einen (gemachten) Plan, der zum Ziel führen soll (hier: sich fallen lassen). Im chinesischen Denken wiederum sucht man das Potential in jeder neuen Situation und „bearbeitet“ dann sie, sodass der gewollte Zustand als Konsequenz folgen muss: gibt man Nährstoffe in die Erde und genug Licht und Wasser, so folgt nach den Naturgesetzen ganz notwendigerweise Wachstum.
Dieses Denken hat den Vorteil, dass es einen dazu anhält, in jeder Situation präsent zu sein, dort nach dem Potenzial zu suchen, anstatt ein Werden-Müssen auf die Welt zu projizieren und ihr einen Plan aufzuzwingen; konkret: im gegebenen Moment sich wie auf Knopfdruck fallen zu lassen. Man hat den Geist auf jede Situation gerichtet, und nicht auf ein Modell im Kopf, wie etwas sein sollte, nur um dann verwirrt und beunruhigt zu sein, wenn sich die im Spiel befindlichen Faktoren ganz anders entwickeln als geplant. In China nimmt man gerade das wieder zum Ausgangspunkt…