Zitat von *********her92:
„„Zitat von *********her92:
„Kannst du das erörtern?
Im zwischenmenschlichen Beziehungskontext, ob Partnerschaft oder Freundschaft spiegeln sich beide in ihrer Interaktion miteinander. Beim Reden, Handeln und Fühlen. Auftretende Konflikte bei einem selbst sind lediglich Symptome das etwas nicht stimmt. Ohne den anderen würden diese eigenen Unstimmigkeiten nicht auffallen. Die gegenseitige Konfliktpflege erfolgt im gegenseitigen Verhalten, so dass dieser Konflikt, diese Unstimmigkeit vermieden wird und möglichst nicht auftaucht.
Entwicklung bedeutet eigentlich, sich seine eigenen Konflikte genauer anzusehen und im besten Fall die Ursache dafür zu erkennen, um sie für sich auflösen zu können. Je mehr Konflikte jeder für sich auflöst, um so mehr kommt er in seinen inneren Frieden, in eine liebevollere Selbstbeziehung, das sich positiv auf die Beziehungsqualität beider auswirkt. Es entsteht ein größerer Beziehungsraum für Fülle und Möglichkeiten jedes einzelnen Parts.
Das ist aber nicht jedermanns Weg. Bei Grundbedürfnissen werden alle Mittel eingesetzt um Konflikte zu vermeiden. Bei Wachstumsbedürfnissen werden Mittel und Wege gesucht um Konflikte bei sich selbst aufzulösen. Das Letztere wird "eigentlich" als persönliche Entwicklung bezeichtet.
Bis auf "Auftretende Konflikte bei einem selbst sind lediglich Symptome das etwas nicht stimmt." stimmen wir zu.
Allerdings besteht die Frage, ob wir unterschiedliche Definition von Konfliktpflege haben?
Ist es nicht gesund für die Beziehung sich in den interpartnerschaftlichen Konflikten zu stellen, also die Beziehung durch Klärung von Konflikten zu verbessern?
ich glaube nicht, dass wir alle Konflikte auflösen können. es sollte versucht werden, ja, und der ehrliche Versuch, in die Kommunikation zu gehen und einen Konflikt anzusprechen (also auch mit den eigenen Anteilen daran und einem tatsächlichen Bedürfnis nach Klärung und der Bereitschaft zum Kompromiss) hilft auch schon weiter, selbst wenn der zugrundeliegende Konflikt nicht beigelegt werden kann.
falls man davon ausgeht, Konflikte bedeuten immer, dass irgendwas nicht stimmt, kann ich das nur so denken, dass das, was nicht stimmt, halt so eine fehlende Kongruenz von Wünschen und Realität ist, von Außen und Innen, Mitmenschen und uns selbst und weiß ich, was es an solchen Dichotomien und Modellen noch gibt.
es gibt einen relativ bekannten Soziologen der Gegenwart, auf dessen Kongress ich vor einiger Zeit war, der hat viele kluge Sachen gesagt, an die ich mich nicht erinnere, weiß ja nicht mal mehr wie der heißt. aber einen Satz weiß ich noch. es ging ums Zusammenleben von Menschen in großstädtischen Ballungsräumen und wie sich das gestalten lässt. der sagte dazu, er halte es für naiv, ans konfliktfreie Zusammenleben von Menschen zu glauben. es mag da Ausnahmen geben und das ist sicher nur begrenzt übertragbar vom Verständnis gesellschaftlichen Nebeneinanders zum gemeinschaftlichen Miteinander. da sind wohl die Grundannahmen und Wünsche schon sehr verschieden.
aber wenn ich an die Beziehungen der Menschen denke, die ich etwas besser kenne, auch über einen längeren Zeitraum, dann sehe ich zwei Möglichkeiten, mit den Schwierigkeiten menschlichen Miteinanders umzugehen.
entweder eine Partei nimmt sich immer zurück, sagt nichts dazu und hält es einfach aus. das mag funktionieren wenn der Mensch einen wirklich guten Partner erwischt.
oder wir gehen in Konflikte, fetzen uns, meinetwegen auch mal heftig, finden danach aber wieder zusammen.
ich bin dafür in Konflikte zu gehen. mich stört es auch nicht, mal ein bisschen Gegenwind zu kriegen. im Gegenteil, im Konflikt werden manche Aspekte anderer Menschen erst begreifbar. zornige Menschen können so schön sein.
und ich selbst mag es zum Beispiel überhaupt nicht, in so harmoniesüchtigen Umfeldern ständig irgendwelche Anspielungen und ewiges Genörgel zu hören, weil die Anderen es nicht hinkriegen, in den richtigen Situationen mal das Maul aufzumachen und von den eigentlichen Gefühlen und Schwierigkeiten zu reden.
es gibt auch andere Probleme, die mit der Charakterentwicklung zu tun haben, wenn man daran glaubt, dass es todesgefährlich ist, in Konflikte zu gehen, mit so Hippiekram kann man mich echt jagen, da gibt es auch kaum ein verlässlicheres Mittel, um mich gegen sich aufzubringen.
ich habe das einfach zu oft erlebt. am häufigsten mit so hedonistischen Esohippies, die denken, es genüge, Konflikten aus dem Wege zu gehen und sich nebenbei um sein verfluchtes inneres Kind zu kümmern, Ama umarmen und an spirituellem Wachstum zu arbeiten. ... Verzeihung für meinen Ausbruch, aber das kommt mir so bekannt vor.
Konflikte lassen sich in meiner Weltwahrnehmung nicht immer auflösen, manchmal sind die verschiedenen Perspektiven auf eine Sache zu weit auseinander, manchmal kommen wir auf die Art und Weise des Gegenübers aufs Verrecken nicht klar. aber so einen unauflösbaren Konflikt angesprochen zu haben, halte ich trotzdem für gut und sinnvoll.