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Das ist keine pauschale Zuordnung. Feudalismus ist vor allem eine Gesellschaftsordnung, Antike und Frühgeschichte sind geschichtliche Epochen, würde die nicht in einem Atemzug mit einer Wirtschaftsordnung nennen.
Doch, ist es.
Zum einen ist "Wirtschaftsform" eine Teilmenge von "Gesellschaftsform"; da klar zu trennen ist also weder möglich noch zielführend.
Feudalismus z.B. ist beides: Produktionmittel (hier "Grund" und "Menschen") werden hierarchisch verteilt und unterverteilt. Damit gibt es eine herrschende Klasse, die über diese Mittel verfügt, aber anders als die kapitalistische Klasse an eben diese Produktionsmittel gerät, sie z.B. wieder verlieren kann, ohne dass ein "Staat" da kontrolierend eingreifen könnte.
Bei Antike und Frühgeschichte wissen wir teilweise wenig, teilweise ähneln die Systeme späteren (z.B. war diesbezüglich das antike Ägypten absolutistisch), für anderes haben wir einfach keine Namen, da zu unscharf. Deswegen die Pauschalisierung dieser Epochen.
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Du kannst ja mal versuchen statt der aktuellen Ausformung des Finanzmarktkapitalismus eine andere Wirtschaftsordnung einzusetzen und die Problemstellung dann übertragen. Ich bin gespannt.
Habe ich doch schon.
Der Sozialismus in Deutschland bis in die 90er. Der in Kuba bis heute, in verschiedenen südamerikansichen Staaten immer mal wieder: Schönheitswahn, Sexismus.
Im Feudlasmus: Ebenso.
Im derzeitigen chinesischen Staatskapitalismus mit kommuniistischen Elementen: Sexismus, Schönheitswahn.
Absolutismus? Dito.
Welche Form nehmen wir noch?
In Deutschland und eingeschränkt der EU haben wir auch keinen Finanzmarktkapitalismus im engeren Sinne, dafür ist er zu reguliert und "gezähmt", wie Ulrich sagen würde. Außerdem liegt der Schwerpunkt der Wirtschaft hier sowohl nach Kraft als auch nach Personen außerhalb von Unternehmen mit Finanzmarktfokus. Und auch hier: Schönheitswahn, Sexismus.
Wenn etwas in allen uns bekannten Gesellschafts- und Wirtschaftsformen auftaucht, ist es schlicht nicht logisch, eine davon aus Grund heranzuziehen, nur weil es die aktuelle ist.
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Es macht eher den Eindruck, als wäre das eine pauschale Ablehnung, ohne dass du eigentlich weißt, wovon gesprochen wird,
Das ist allerdings so. Nur nicht bei mir, sondern bei der Pauschalkritik der "KWL", also der "kulturwissenschaftlichen Linken". Falls Du Lust auf ein Experiment hast: Nimm eine Deiner Lesungen, steige in eine solche Diskussion ein und frage dann mal in die Runde, wie Kapitalismus eigentlich im Detail definiert ist ... (Lösungshineweis: "Ausbeuterisch" ist keine richtige Antwort und auch nicht kapitalismusexklusiv.)
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wenn es heißt, dass die Systemlogiken des transnationalen Finanzmarktkapitalismus alle anderen gesellschaftlichen Teilbereiche kolonisieren und sogar individuelle Lebensbereiche der Einzelnen sozusagen übernehmen. Stichworte : Verbetrieblichung der Lebensführung, Ich-AG, Selbstoptimierung usw usf
Gesellschaftssysteme beeinflussen IMMER individuelle Lebensbereiche. Das ist der Kern ihrer Existenz.
"Kolonisieren" ist in diesem Zusammengang inhaltlich nicht sinnvoll, weil es das Eindringen in eine fremde Kultur voraussetzt, wir hier aber von Ausprägungen unserer eigenen sprechen.
Die von Dir gegannten Punkte sind außerdem einfach nur Teminologie. Natürlich prägt Sprache Wahrnehmung, deswegen gendere ich ja. Aber die Idee hinter Deinen Skizzen ist keinesfalls neu. Effizienzsteigerung mag nun oft "Selbstoptimierung" heißen, ist im Kern aber so alt wie die Wirtschaft, egal in welchem System.
„ich bin Dichter, kein Lebensberater mit Duden-Abo. schreibe hier schon umsonst und tue das gern, daraus leitet sich für mich aber keine Verpflichtung ab, für zufälliges Publikum noch im besonderen Maße mich um Groß- / -kleinschreibung zu kümmern und um das, was andere für eine hinreichend plausible Beweisführung halten mögen. wenn du konkrete Kritik oder Verbesserungsvorschläge hast, bleibe ich dafür freilich offen.
Habe ich ja bereits.
Verzicht auf Konventionen der Rechtschreibung mag in der Poetik künstlerische Irritatiton auslösen und damit gewollt sein. Kommunikation mit dem Ziel des inhatlichen Austauschs jedoch erfordert geringstmögliche Irritation in der Form, um den Inhalt in den Fokus zu nehmen. Dazu ist Struktur, weniger Redundanz etc. hilfreich.
Dein Ernst? okay, dann kucke ich mir das Thema nach dem Abendbrot genauer an. auf den ersten Blick kann ich dir sagen, dass du anscheinend nicht vom Fach bist, wenn du diese ganzen Begriffe in einen Topf zu werfen bereit bist und noch nicht mal davon gehört hast, dass Systemlogiken andere Teilbereiche kolonisieren. ist schon klar dass du der Begriff allgemein aus der Kolonisierung neuer Welten vor allem durchs westliche Europa der frühen Neuzeit bekannt ist.
aber selbst wenn du dich nicbt auskennst mit Wirtschaftstheorie und -geschichte, mit Soziolgien der Arbeitswelt oder der Durchkapitalisierung aller möglichen gesellschaftlichen Sphären, von Politik über Kunst zur Jura - selbst wenn du in den Bereichen offensichtlich nicht spezifisch gearbeitet hast, weißt du schon, dass Begriffe aus dem einen Bereich der (Wissenschafts-)Sprache in den anderen übertragen werden, dass das andauernd geschieht und du durch den Versuch so einer pauschalen Abqualfizierung nicht mich unter Druck setzt, sondern dich selbst als jemanden markierst, der hier gerade fröhlich versucht, über dem eigenen Niveau zu diskutieren.
ein bisschen was müsstest du schon mitbringen, wenn wir hier diskutieren wollen. ich dachte eigentlich auch, dass du hier mehr liefern kannst.
alles erledige ich nier nicht für dich, auch wenn ich so eine generelle Gesprächsbereitschaft signalisiert habe. wenn du der Meinung bist, meine gesprächsoffene Haltung mit Unsicherheit und Schwäche verwechseln zu wollen, kannste das gerne tun, aber für mich gibts hier nichts zu gewinnen.
das einzige was für mich hier gerade auf dem Spiel steht, ist die Wahrnehmung von dir als ernsthaftem Gesprächspartner. und damit könnte ich ehrlich gesagt leben.